Kontext: Nachkriegsliteratur
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Gerichtsverfahren in New York City. Ein alter Mann, in dem der Richter den guten Gott von Manhattan erkennt, hat eine junge Frau umgebracht. Sie liebt ihren Geliebten so sehr, dass der gute Gott es nicht ertragen kann, denn diese Liebe ist nicht disziplinierbar und nicht kalkulierbar. Deshalb hat er sich die Vernichtung aller Liebenden zum […]
Rassismus und Selektion – davor warnt das lyrische Ich seinen Sohn in Enzensbergers Gedicht. Es ruft zu Wachsamkeit auf und setzt sich zugleich mit der Nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands auseinander. So ist das Gedicht sowohl ein Appell als auch eine Warnung vor der Zukunft. Hans Magnus Enzensberger war ein wichtiger Autor der Nachkriegsliteratur und wurde mit […]
Die Atombombe von Hiroshima. In ihrem Gedicht widmet sich Marie Luise Kaschnitz der Frage, was aus dem Piloten wurde, der 1945 die amerikanische Atombombe auf die japanische Stadt abwarf. Das lyrische Ich greift in der ersten Strophe drei Möglichkeiten auf, wie das Schicksal des Mannes seinen Lauf genommen haben könnte und verwirft sie gleich darauf. […]
„Zog von der Schule ins Feld und fiel für…“. Der schwerstverletzte Protagonist der Kurzgeschichte wird auf einer Krankenliege durch ein humanistisches Gymnasium getragen. Schon auf dem Weg in den als Lazarett umfunktionierten Zeichensaal kommt ihm die Schule vertraut vor. Dort angekommen, bestätigt sich seine Vermutung: Er befindet sich in seiner alten Schule, die er acht […]
„Die Woche hat einen Dienstag. Das Jahr ein halbes Hundert. Der Krieg hat viele Dienstage.“: Borcherts zweiter Erzählband besteht aus neunzehn Kurzgeschichten, die im November 1947 veröffentlicht wurden. In der titelgebenden Kurzgeschichte werden miteinander verknüpfte Szenen aus dem Kriegsalltag geschildert, wobei Gegensätze zwischen den Erlebnissen an der Ostfront und in der Heimat deutlich werden. Die […]
Ein Seuchenausbruch als Parabel: Als in den 1940er Jahren in der nordafrikanischen Stadt Oran die Pest ausbricht, reagieren die Behörden mit drastischen Maßnahmen: Die Stadt wird von der Außenwelt abgeriegelt. Wie in einem Kaleidoskop schildert der Roman die unterschiedlichen Verhaltensweisen der Figuren in diesem Ausnahmezustand: Der Arzt Bernard Rieux bekämpft die Krankheit mit den Mitteln […]
Im Dazwischen: Der namenlose Ich-Erzähler des Romans Transit ist vor den Nationalsozialisten nach Marseille geflüchtet. Dort trifft er auf andere Flüchtende, Freund:innen und Denunziant:innen. Sie begegnen sich in den Wartesälen der Behörden, in den Restaurants und Hotels; sie sind auf der Suche danach, jemandem die eigene Geschichte erzählen zu können, und in der verzweifelten Hoffnung […]
Intrigen im Dienste der Gerechtigkeit: Der Schweizer Kommissär Bärlach hält die Fäden seines schwierigen Falles zu jedem Zeitpunkt der Handlung sicher in der Hand. Für Leser:innen hingegen bleibt die Handlung bis zum Schluss ein grandioses Verwirrspiel. Bärlachs Mitarbeiter wird tot aufgefunden. Bärlach weiß, wer der Mörder ist. Er lenkt und leitet die Figuren wie Marionetten, […]
Der Zufall und die Gerechtigkeit: In Dürrenmatts komplex gestaltetem Kriminalroman wird dem Rahmenerzähler während einer Vortragsreise die Geschichte des Kommissärs Matthäi berichtet. Mätthäi hatte der Mutter eines ermordeten Mädchens versprochen, den Mörder zu finden. Das Versprechen ist für ihn bindend, so bindend, dass er schließlich sein Leben der Sache verschreibt und als Tankwart einer Tankstelle […]
Die Unwahrscheinlichkeit der Gerechtigkeit: Der todkranke Kommissär Bärlach geht einem Verdacht nach. Ein renommierter Arzt eines Sanatoriums bei Zürich gleicht einem Arzt, der im Konzentrationslager Stutthof grausame Experimente an Gefangenen vorgenommen hatte. Todesmutig lässt sich Bärlach inkognito ins Sanatorium einliefern. Er sieht seinen Verdacht bestätigt, doch den Arzt kann er in seiner Position nicht erschüttern. […]
„Ein Verbrechen lässt sich immer finden.“ Der Textilvertreter Alfredo Traps hat eine Autopanne und muss daher die Nacht in einem Dorf verbringen. Dort kommt er bei einem pensionierten Richter unter und wird Teil eines Spiels: der ehemalige Richter und seine ebenfalls pensionierten Freunde fingieren einen Gerichtsprozess und Traps spielt den Angeklagten. Im Verlauf des „Prozesses“ […]
Wie aus Gerichtsakten Literatur wird: Auf Grundlage des Frankfurter Auschwitz-Prozesses (1963-1965) entstand dieses dokumentarische Drama, das die Taten der Nationalsozialisten und die Schicksale der Opfer der Shoah beleuchtet. Das „Oratorium in 11 Gesängen“ wurde 1965 an fünfzehn Theatern in der BRD und DDR sowie in London uraufgeführt. Seit den 1990er Jahren zählt das Stück zu […]
Der Zerfall eines Bewusstseins als natürlicher Prozess: Der alte Herr Geiser ist durch einen Regenfall in seinem Tessiner Dorf von der Außenwelt abgesperrt. Seine Lektüren und Gedankenspiele zum Erdalter, Erosion und geologischer Tiefenzeit verbinden sich mit dem eigenen intellektuellen Verfall. Max Frisch ist der wohl bekannteste Vertreter der Schweizer Nachkriegsliteratur. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet, […]
Die Großstadt, das ungeordnete Wesen: In 105 Episoden erzählt der Roman aus dem Leben im Nachkriegsdeutschland. Wie die titelgebenden „Tauben im Gras“ irren die rund 30 Figuren durch eine deutsche Großstadt zu Beginn des Wirtschaftswunders. Tauben im Gras eignet sich für eine Unterrichtseinheit zur Nachkriegsliteratur oder zum multiperspektivischen Erzählen sowie für fächerverbindende Projekte mit dem […]
Brechts Lebensweisheiten: Die Sammlung von aphoristischer Kurzprosa versammelt hellsichtige Beobachtungen zu zwischenmenschlichen Verhaltensweisen, marxistisch inspirierte Kritik und charmante Gesellschaftsanalysen. Die zahlreichen kurzen Texte sind gut einzeln lesbar.
„Ihr Gauner, ihr Schrumpfgermanen!“ Vier namenlose Personen sprechen von der Bühne aus das Publikum an und beschimpfen es. Viele Schimpfwörter beziehen sich dabei auf die NS-Zeit: eine Abrechnung der Nachkriegsgeneration mit den alten Nazis.
Ein zentrales Werk der Trümmerliteratur: Nach mehrjähriger Kriegsgefangenschaft kehrt der ehemalige Unteroffizier Beckmann zurück nach Deutschland. Er ist traumatisiert von den Erlebnissen als Soldat, aber kommt in eine Welt, die die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs verdrängen will. Einen Ort in der Zivilgesellschaft kann Beckmann nicht finden. Ursprünglich als Drama geschrieben, wurde Draußen vor der Tür […]
Ein pazifistisches Kriegsgedicht: „Alle Tage“ beschreibt eine Welt, in der der Krieg zu einem alltäglichen Dauerzustand geworden ist. Das Gedicht verabschiedet Vorstellungen von Heldentum und verkehrt sie in ihr Gegenteil. Orden werden für gemeinhin geahndete Verhaltensweisen wie Fahnenflucht oder Geheimnisverrat verliehen.