Konzeption und Umsetzung
Soziale Phänomene, Einstellungen oder Werte sind in der Regel nicht direkt aus der Wirklichkeit ablesbar. Ihre Erklärung fußt auf theoretischen Konstrukten, die in Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit erarbeitet wurden. Daher muss der Untersuchungsgegenstand zunächst theoretisch konstruiert und modelliert werden (siehe dazu die entsprechenden Einträge im Glossar), bevor Daten per Fragebogen erhoben werden können. Erst wenn klar ist, was gemessen werden soll, kann man überlegen, wie dies sinnvollerweise geschehen kann. Zuerst werden also Hypothesen gebildet, die geprüft werden sollen. Daher spricht man von hypothesenprüfenden Verfahren. Wie diese Theoriearbeit konkret aussieht, lässt sich nicht pauschal sagen und hängt vom Forschungsdesign der Untersuchung ab.
Im Forschungsprozess werden zwei Schritte unterschieden (siehe auch Gütekriterien):
- Konzeptspezifikation
- Definition: Wie lässt sich das zu untersuchende Phänomen begrifflich fassen? Welche Merkmale hat es? Was ist ein-, was ausgeschlossen? Wodurch lässt es sich von anderen Phänomenen abgrenzen?
- Dimensionale Analyse: Welche Aspekte („Dimensionen“) des zu untersuchenden Phänomens werden durch die Definition bezeichnet und angesprochen?
- Operationalisierung
- Bestimmung der Variablen: Durch welche Variable(n) lässt sich der theoretisch modellierte Untersuchungsgegenstand erschließen?
- Messbarkeit der Variablen: Wie bekomme ich Zugriff auf die Variablen? Können die Variablen direkt beobachtet werden (manifeste Variablen) oder nicht (latente Variablen)? Für latente Variablen müssen Indikatoren gefunden werden.
Soll untersucht werden, ob eine bestimmte Personengruppe rassistische Einstellungen hat, muss vorab theoretisch geklärt werden, was Rassismus ist und wodurch rassistische Einstellungen gekennzeichnet sind. Auch hierfür würde man vorab die entsprechende Fachliteratur zur Konzeptspezifikation heranziehen, ehe man überlegt, welche Variablen verlässlich Auskunft darüber geben können, ob und in welchem Maß die befragten Personen rassistische Einstellungen haben. Eine mögliche Operationalisierung könnte etwa sein, Aussagen vorzubereiten, die die verschiedenen Dimensionen des Phänomens abdecken und zu denen sich die Befragten verhalten sollen.