Potentielle Fehlerquellen

Befragte geben nicht zwingend verlässlich Auskunft. Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Vielleicht kennen sie die abgefragten Informationen zum Befragungszeitpunkt selbst nicht oder nicht genau genug. Vielleicht erinnern sie sich nur ungenau oder lügen sogar absichtlich. Möglicherweise reagieren sie auf Eigenschaften der Erhebung, weshalb Befragungen auch als reaktive Messverfahren bezeichnet werden.

Wie genau und wirklichkeitsgetreu eine Messung ist, hängt somit vor allem davon ab, inwiefern es gelungen ist, bereits im Vorfeld der Befragung potentielle Störeinflüsse zu beseitigen. Verschiedene Fehlerquellen und Störeffekte können auftreten:

Individuelle Tendenzen und soziale Effekte

Soziale Erwünschtheit: Die/der Befragte korrigiert die eigene Antwort mutwillig weg vom zutreffenden Wert hin zu einer von ihr/ihm als sozial erwünscht antizipierten Merkmalsausprägung.
Akquieszenz: Bei der Ja-sage-Tendenz stimmt der/die Befragte generell eher zu, egal welche Frage gestellt wird.
Meinungslosigkeit: Die/der Befragte neigt zu Nichtantworten („weiß nicht“ oder systematische Verwendung von neutralen Antwortkategorien wie „weder noch“).
Item-Nonresponse: Die/der Befragte verweigert die Beantwortung einzelner oder mehrerer Fragen.
Non-Attitudes: Die/der Befragte kann zur Frage eigentlich nichts sagen oder hat keine Meinung, antwortet aber trotzdem inhaltlich.

Situative Effekte

Interviewereffekte: Die/der Befragte lässt sich durch äußere Merkmale des Interviewers/der Interviewerin beeinflussen. Dazu können Auftreten, Herkunft, Kleidung, Geschlecht oder Stimme gehören.
Anwesenheitseffekte: Die Anwesenheit Dritter kann das Antwortverhalten der/des Befragten beeinflussen.
Auftraggeber-/Sponsorship-Effekte: Das Antwortverhalten der/des Befragten wird durch Kenntnis des Auftraggebers oder der Auftraggeberin der Studie beeinflusst.

Konstruktionseffekte
Frage- und Antworteffekte: Formale und/oder semantische Aspekte der Fragen und Antwortvorgaben können das Antwortverhalten stören oder verzerren.
Designeffekte: Das Antwortverhalten der ProbandInnen wird von der Konstruktion des Fragebogens gestört oder verzerrt.
Reihenfolgeeffekte: Die Position einer Frage (oder Antwort) im Fragebogen hat Einfluss auf die Antworten der Befragten, z.B. wenn eine bestimmte Reihenfolge zweier Fragen andere Antworten generiert als die umgekehrte Reihenfolge.