Dokumentenanalyse

Das Wort Dokument stammt von lateinisch „documentum“, was soviel heißt wie Beweisstück oder Zeugnis. Die Analyse von Dokumenten hat also in erster Linie das Ziel, in Bezug auf ein Thema bereits vorhandenes Material zu sichten und zu vergleichen.

Sinnvoll für …

für historische Analysen und Fragestellungen, die ausschließlich auf bereits vorhandenen Quellen basieren.

Mögliches Material
  • Schriftstücke aller Art
  • Bilder, Videos
  • Belletristik, Kunst
  • Zeitungen, Tagebücher
  • Gerichtsurteile, Akten

Dokumente sind also alles, was bereits vorliegt und einsehbar ist. Sie repräsentieren einen bestimmten Ausschnitt sozialer Wirklichkeit. Zudem sind sie das Produkt bestimmter Akteure (etwa von RichterInnen, JournalistInnen oder Behörden), die auf verschiedene Weise zu einem Thema Auskunft geben können. Die Dokumentenanalyse ist mit der geschichtswissenschaftlichen Quellenanalyse verwandt und ein interpretatives Verfahren: Die Dokumente werden gedeutet.

Die Dokumentenanalyse dient häufig zur Orientierung in einem Themenfeld. Sie ist allerdings nicht mit der Erarbeitung eines Forschungsstandes zu verwechseln, weil bei diesem die Forschungsliteratur zusammengetragen und ausgewertet wird. Wissenschaftliche Texte sind zwar auch Dokumente, für eine Dokumentenanalyse sind sie allerdings nur dann relevant, wenn die Forschung selbst zum Gegenstand der Forschung wird. Es handelt sich also um zwei verschiedene Lesehaltungen: Während mit Dokumentenanalysen ein Ausschnitt der sozialen Wirklichkeit untersucht wird, dient ein Forschungsstand dazu, bereits vorhandene Analysen zu lesen – mit dem Ziel, selbst auf den Stand der aktuellen Forschung zu gelangen oder eine Forschungslücke (Forschungsdesiderat) zu finden.

Wichtig ist – wie bei letztlich allen Methoden –, möglichst genau zu wissen, welche Fragen an die Dokumente gestellt werden sollen. Je präziser oder konkreter die Fragestellung, desto besser lässt sich das Material eingrenzen und analysieren. Nicht selten dient die Dokumentenanalyse als Ausgangspunkt für methodisch spezifischere Zugänge, etwa für die Diskursanalyse oder die qualitative Inhaltsanalyse.

Für viele Haus- oder Bachelorarbeiten kann eine Dokumentenanalyse ausreichen, selbstredend in Abhängigkeit von Thema und Fragestellung. Bei größeren Projekten dient sie (eigentlich immer) dazu, sich im Feld zu orientieren.

 


Literatur
  • Mayring, Phillip (2016): Einführung in die qualitative Sozialforschung: eine Anleitung zu qualitativem Denken. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
  • Hoffmann, Nicole (2018): Dokumentenanalyse in der Bildungs- und Sozialforschung: Überblick und Einführung. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
  • Krumm, Thomas & Noetzel, Thomas & Westle, Bettina (2009): Dokumentenanalyse. In: Westle, Bettina: Methoden der Politikwissenschaft. Baden-Baden: Nomos, S. 325–334.