Wissenschaftssprache

Die wissenschaftliche Ausdrucksweise ist – wenig  überraschend – speziell und unterscheidet sich vom literarischen oder alltäglichen schreiben oder sprechen. Schließlich geht es nicht oder nicht vorrangig um Schönes oder Persönliches, sondern um die möglichst klare und knappe Vermittlung möglichst objektiver und nachvollziehbarer Beschreibungen, Analysen und Argumentationen. Da sie zudem um Präzision bemüht ist, sind sprachliche Bilder, also Allegorien oder Metaphern, mit Vorsicht zu verwenden. Sie sind nicht automatisch falsch und manchmal sind sie sogar das berühmte Salz in der Suppe. Und dennoch sollten überlegt ausgewählt und gut platziert sein. Lieber kein sprachliches Bild als ein schiefes.

So spezifisch die Wissenschaftssprache auch ist, Allgemeinverständlichkeit sollte dennoch ein beständiges Ziel sein. Genauso sollten Wissenschaftstexte nur so kompliziert sein wie die Komplexität des Themas und der Argumentation es nötig macht. Im deutschen Sprachraum tendieren wissenschaftliche Texte bisweilen dazu, selbst Einfaches umständlich auszudrücken, im schlimmsten Fall versuchen sie, mit sprachlicher Umständlichkeit und unnötigen Fachbegriffen eine eigentlich recht einfache Argumentation oder Beschreibung als komplex und damit wichtig dastehen zu lassen. Als Merksatz ließe sich formulieren: Wissenschaftstexte sollten so präzise wie möglich und nur so kompliziert wie nötig sein.

Fachsprachen

Alle Fächer haben ihre Besonderheiten, also fachsprachlichen Feinheiten. Wer sich mit der Anatomie des menschlichen Körpers beschäftigt, wird um lateinische Namen nicht herumkommen, und wer sich auf dem Feld des Rechtswesens bewegt, muss mit einer ganzen Reihe von Fachbegriffen umgehen lernen. Sich im je eigenen Fach vergleichsweise souverän zu bewegen, heißt nicht zuletzt, die jeweilige Fachsprache zu beherrschen.

Unterschiedliche Begriffe bedeuten in unterschiedlichen Fächern bisweilen etwas anderes oder haben ein anderes Gewicht. Ein Corpus in der Sprachwissenschaft hat eine recht klare Definition, während der Begriff in anderen Fächern eher metaphorisch oder weitläufiger verwendet werden könnte. Das Wort Regime hat landläufig einen abwertenden oder mindestens kritischen Charakter, ein Regime bezeichnet eine undemokratische oder mindestens rechtlich und humanitär zweifelhafte Staatsführung. Man Spricht etwa vom Iranischen Regime. In der Politikwissenschaft allerdings ist Regime ein wertfreier Begriff für irgendeine Art der Regierung oder Staatsführung. Im selben Fach gibt es eine ganze theoretische Debatte zum Unterschied zwischen der Politik und dem Politischen, was außerhalb des Fachs und der Wissenschaft allgemein für Verwunderung sorgen dürfte. Als Merksatz formuliert: Wer gute Texte schreiben und sich sicher im Studium bewegen will, sollte die sprachlichen Eigenheiten des Fachs kennen.