Gastvortrag von Prof. Dr. Stephanie Wodianka (Universität Rostock)
05.07.2022, 15:00 Uhr, im NSG S 320 (Universitätsstraße 1 – 04109 Leipzig)
Der Gastvortrag wird im Rahmen des Französistik-Seminars organisiert und von Uta Felten moderiert. Vortrag und Diskussion finden in deutscher Sprache statt.
Wie weit reicht die Verantwortung des Autors? Und wie lässt sich sein Verhältnis zum literarischen Text und den Lesenden mit Blick auf Verantwortlichkeit beschreiben?
Diesen Fragen widmet sich der Vortrag am Beispiel von Dantes „Divina commedia“ und verfolgt die dort präformierte Spur des Autors als Kupplerfunktion weiter durch die romanische Literaturgeschichte.
Mit Edmond Rostands berühmtem großnasigen, zweifelhaften Helden „Cyrano de Bergerac“, aber auch mit Blick auf die Gegenwartsliteratur kann illustriert werden, dass Dantes Ohnmacht im Inferno eine Leerstelle markiert, die bis heute nicht gefüllt ist – die aber von den Rändern her betrachtet werden kann und die Aktualität der in Dantes 5. Canto aufgeworfenen Fragen mitbegründet.
Öffentlicher Gastvortrag des Centro interdisciplinare di Cultura italiana (CiCi) in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Berlin.
Als globale Ikone der Hochkultur
und der Populärkultur ist Dante heute in nahezu allen Medien präsent: wir hören
heute Verse der Divina Commedia als Rap bei Tedua, spielen Inferno
auf der PS4, hören Roberto Benigni im Quirinale vor einem begeisterten Publikum
Danteverse zitieren und merken, dass
mittlerweile selbst Hollywood-Blockbuster wie Inferno mit
Dantezitaten in Form postmoderner Mythencollagen spielen.
Schon im 20. Jahrhundert war die Divina
Commedia eine zentrale Referenz für Literaten der Postmoderne wie Umberto
Eco und Regisseure des italienischen Autorenkinos von Rossellini bis Pasolini
rekurrierten vielfach auf Denkfiguren und Narrative der Göttlichen Komödie.
Wegweisend auch für aktuelle
RegisseurInnen des AutorInnenkinos wie Rohrwacher und Rosi sind Pasolinis
Überformungen der römischen Vorstädte mit dantesken Höllenvisionen sowie sein
Rekurs auf danteske Narrative der Suche nach Erlösung, die häufig verkehrt,
verschoben oder ausgespart wird. Die Dante-Rezeption des 20. und 21.
Jahrhunderts steht folglich im Zeichen eines ruinösen Christentums.
Dante ist und bleibt dennoch eine
zentrale Referenz für die aktuelle Kultur des Imaginären, in der auf
unterschiedliche Weise auf Mythen und Denkfiguren der Divina Commedia
referiert wird und die ihrerseits bereits als immenser Intertext und Echokammer
angelegt ist, in der die Echos philosophischer, literarischer und theologischer
Traditionen von Platon, Vergils Aeneis, Augustinus und Thomas von Aquin
nachklingen.
Der Workshop „Dantes Echokammer“ widmet sich den verschieden Spielformen der Dante-Rezeption und -Transposition in verschiedenen Medien und Epochen, wobei ein Schwerpunkt auf die Dante-Rezeption im 20. und 21. Jahrhundert gelegt werden soll.
Geht es uns doch darum, zu zeigen,
dass Dante im Settecentenario sowohl als Künstler der Hochkultur als
auch als Ikone aktueller Populärkultur gefeiert werden darf.
Organisation: Uta Felten/Stefania Siddu/Jonas Köhler (Centro interdisciplinare di Cultura italiana).
Eine
Veranstaltung in Kooperation mit dem Istituto Italiano di Cultura di
Berlino, der Schaubühne Lindenfels, Klassik Underground und der
Moritzbastei.
Kulturelles Rahmenprogramm zum Workshop in der Schaubühne Lindenfels
03.11., 17:30 Uhr: Lesung mit Giorgio Ferretti
„sfavillare
– glitzern oder fünf Gedanken bei der Vorbereitung eines
Übersetzungsvorschlags oder, vielleicht, Übersetzung als Sabotage“
Anlässlich
eines Gesprächs mit einem Freund fängt der Autor Giorgio Ferretti an,
über Übersetzung und Intuition zu reflektieren. Das Ergebnis ist ein
Essay über das Glitzern, den ersten Gesang des Paradieses und die
Möglichkeit, Texte durch Übersetzung zu sabotieren.
Giorgio Ferretti wurde 1990 in Italien geboren. Er studierte Kultur- und Literaturwissenschaft in Mailand, Bremen, Florenz und Bonn. Seit 2019 Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Mitarbeit bei Hausdurchsuchung, Tippgemeinschaft und Edit. Teilnahme an dem auftakt festival für szenische texte 2021. Texte von ihm sind in Jenny, Narr, GYM, Hot Topic!, Akzente und beim hochroth Verlag erschienen.
Der Eintritt ist kostenlos.
Konzertfilme von Klassik Underground: DIVINA COMMEDIA FESTIVAL/700 Jahre Dante Alighieri
Beim
Besuch von Veranstaltungen in der Schaubühne ist zu beachten: Es gilt
die 3G-Regel (Geimpfte, Genesene oder Getestete). Darüber hinaus sind
die allgemein bekannten Hygienerichtlinien einzuhalten (Nies- und
Hustenetikette, regelmäßiges Desinfizieren und Abstand halten). Das
Tragen eines medizinischen Mund-Nasen-Schutzes ist im gesamten Haus
Pflicht. Am Platz darf die Maske abgenommen werden, sofern der
Mindestabstand eingehalten werden kann.
Wir bitten Euch, im Krankheitsfall und bei Covid-19-Symptomen auf einen Besuch bei uns zu verzichten. Die Kontaktnachverfolgung erfolgt auf freiwilliger Basis vor Ort. Eure Kontaktdaten werden nach einem Monat wieder gelöscht.