Prof. Dr. Sabine Meine

Krönung der Lust. Kritik am imperialen Eros in Claudio Monteverdis Oper „Die Krönung der Poppea“ (1642)

Bereits im Venedig der Mitte des 17. Jahrhunderts bot die junge, modische Gattung der Oper eine sinnlich wirkungsvolle Bühne um Spielarten von Eros vorzuführen, die sich weit entfernt hatten von den älteren Idealen um die Harmonie von Liebe und Musik. „L’incoronazione di Poppea“ nach dem Libretto von Gianfrancesco Busenello mit Musik von Claudio Monteverdi bietet in diesem Kontext interessante und widersprüchliche Diskussionspunkte: das historische Sujet der Krönung einer machtgierigen und hoch erotischen Kurtisane Poppea zur römischen Kaiserin legt die Kritik am imperialen Rom nahe, ist aber zugleich auf den Ort Venedig beziehbar, wo gerade im Umfeld der Accademia degli Incogniti, der die Autoren nahe standen, ein libertiner und lustfreudiger Geist herrschte und wo zudem der Karneval mit seinen umkehrenden Gesellschaftsregeln waltete. Das Medium Musik, seit der Antike mit Erhabenheit und Harmonie ebenso wie mit Sünde und Verführung besetzt, erfährt dabei eine besondere Beachtung.