Anne-Marie Lachmund

Von Affirmation über Emanzipation bis hin zu Subversion: Der Venus-Mythos in der Populärkultur

Seit weit über zweieinhalb Jahrtausenden faszinieren die Geschichten der griechischen und römischen Götter und Göttinnen, die seither schriftlich fixiert oder mündlich weitergetragen werden. Damit bildet die Auseinandersetzung mit antiken Mythen, die in allen Genres der Kunst auf unterschiedliche Weise neue Zugänge von Betrachtung und Wahrnehmung mit sich bringt, ein Konglomerat von stetig anwachsenden kulturellen Einbildungen aus dem Repertoire der Kultur- und Mediengeschichte. Neben der Verarbeitung in bildender Kunst und Kultur hat die Venus vor allem einen bleibenden Eindruck innerhalb der breiten Sphäre des Visuellen erfahren, der über die traditionelle Kunst hinausgeht. Aufgrund der aufgeladenen visuellen Qualität des Venus-Mythos und seiner universalen Verwendbarkeit in diversen Medien und zu vielfältigen Zwecken ist dieser ein Produkt mit großer öffentlicher Ausstrahlung geworden, einer Ikone oder einem Kultobjekt gleich, das von einer breiten Masse rezipiert wird und deshalb in der Populärkultur der Gegenwart auf unterschiedliche Art und Weise zu verorten ist. Der Venus-Mythos ist zu einem Mythos des Alltags im Sinne von Roland Barthes avanciert, der auf einem Cocktail aus Erzählungen von Bekanntem, Darstellungen im Film und in anderen Medien wie der Fotografie, der Werbung etc., Überlieferungen und kollektiven Erlebnissen beruht, der keine inhaltlichen Beschränkungen kennt und in der Lage ist, einen sozialen Zusammenhalt zu erzeugen, Gegebenes zu bestärken, aber auch Subkulturen und Gegenentwürfe zur dominanten Repräsentation und deren Wahrnehmungsmodi zu legitimieren. Der Beitrag unternimmt einen Spaziergang durch die Sphäre der populären Arbeit am Venus-Mythos, in der Debatten um das Schönheitsideal, Vorstellungen von Weiblichkeit und Fragen der Konsumierbarkeit verhandelt werden und in der zunehmend Gender Trouble im Paradies zum Thema wird.