Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
(Rainer Maria Rilke: „Herbsttag“, 1902)
Der Oktober hat begonnen und mit ihm kommt der Herbst. Orangene und gelbe Blätter fallen langsam von den Bäumen, es wird wieder kälter und früher dunkel. Zeit also, sich mit einem heißen Getränk auf eine Bank im Park zu setzen und vielleicht ein paar Gedichte zu lesen.
Der Wechsel der Jahreszeiten ist seit jeher ein beliebtes Motiv für Literatur. Wie an Rilkes Gedicht zu sehen ist, wird der Herbst häufig mit Dunkelheit, Stille, Melancholie und Einsamkeit assoziiert. Die Gedichte können aber auch von Veränderung, Farben und Aufbruch handeln. Neben Rilke gibt es natürlich auch viele andere Autor:innen, die den Herbst in ihrer Lyrik thematisieren. Hierzu gehören unter anderem Theodor Storm, Joseph Eichendorff, Clara Müller-Jahnke und Luise Büchner.
In Schulen kann die Lektüre von Herbstlyrik eine spannende Möglichkeit sein, sich alltagsnah mit dem Wechsel der Jahreszeiten auseinanderzusetzen. Um die Gedichte mit mehr Leben zu füllen, bieten sich Spaziergänge mit den Klassen an, in denen unterwegs einzelne Texte vorgelesen und besprochen werden können.
— Susanna Frank