Leipziger Buchmesse 2025 – Nominierungen und Veranstaltungstipps

Der Frühling ist da und bringt wie immer die große Buchmesse in Leipzig mit sich. Für den Preis der Leipziger Buchmesse im Jahr 2025 sind insgesamt 15 Titel in den Kategorien Belletristik, Sachbuch/Essayistik und Übersetzung nominiert. Dieses Jahr gab es übers 500 Einreichungen – so viele wie noch nie! Heute stellen wir die nominierten Werke der Kategorie Belletristik kurz vor.

  • Halbinsel von Kristine Bilkau: Mutter-Tochter-Roman über emotionale Annährung zwischen den Generationen und die Klimakrise.
  • Ein Haufen Dollarscheine von Esther Dischereit: Familienroman über die Überlebenden der Shoa – in der Vergangenheit und im jüdischen Leben der Gegenwart.
  • Wackelkontakt von Wolf Haas: Verschachtelter Roman über einen Mann, der auf den Elektriker wartet und von einem Kronzeugen in einem Mafia-Prozess liest und einem Kronzeugen im Mafiaprozess, der von einem Mann liest, der auf den Elektriker wartet.
  • Air von Christian Kracht: Experimenteller Roman über einen Inneneinrichter, der auf Reisen geht.
  • Kommando Ajax von Cemile Sahin: Actionroman über einen Kunstraub, der eine kurdische Familie auf den Kopf stellt.

Die diesjährige Jury besteht aus Katrin Schumacher, Kais Harrabi, Judith von Sternburg, Zita Bereuter, Thomas Hummitzsch, Cornelia Geißler und David Hugendick. Der Preis ist mit insgesamt 60.000 Euro dotiert und wird am Donnerstag, den 27. März 2025 um 16:00 in der Glashalle verliehen. 

Weitere Veranstaltungstipps für die diesjährige Buchmesse:

  • Das diesjährige Gastland ist Norwegen – und am Donnerstag wird die norwegische Kronprinzessin Mette-Marit den norwegischen Stand eröffnen!
  • Zum ersten Mal wird es eine Audiowelt geben, in der Bücher auch als Hörbuch gehört werden können. Dies kann man in Halle 2 ausprobieren!
  • Leipzig bekommt Besuch von zwei Nobelpreisträgerinnen: Olga Tokarzuk aus Polen (Samstag, 20:00 in der Bibliotheca Albertina) und Swetlana Alexijewitsch aus Belarus (Podiumsdiskussion am Samstag, 13:00 in Halle 4)!
  • „Sächsische Büchermenschen stellen sich vor“ – Workshops, Lesungen und Gespräche gibt es ganztägig am Freitag und Samstag in der Hugendubel-Buchhandlung in der Petersstraße.
  • Der Podcast „Schreibzeug“ wird am Samstag um 15:00 in Halle 5 live performen. Hier kann man seine Fragen rund ums Schreiben stellen!

In diesem Sinne wünschen wir allen eine schöne Buchmesse in Leipzig! 

— Susanna Frank


Sommerzeit ist Lesezeit – und damit Gelegenheit, sich mit den Nominierungslisten des Preises der Leipziger Buchmesse und des Deutschen Jugendliteraturpreises zu beschäftigen. Beide wurden am 23.3. 2023 verkündet, der Preis der Buchmesse am 27.4. verliehen, während der Deutsche Jugendliteraturpreis am 20.10. im Rahmen der Frankfurter Buchmesse verliehen wird.

Für den Deutschen Jugendliteraturpreis wurden 32 Titel von 669 eingereichten Bewerbungen aus rund 7.500 Titeln nominiert, die jährlich auf dem deutschen Kinder- und Jugendliteraturmarkt erscheinen. Der Deutsche Jugendliteraturpreis kann in dieser unübersichtlichen Fülle an Angebot eine erste Orientierungshilfe bieten. Die Nominierungen der Kritikerjury sind in die Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch gegliedert, gesondert herausgestellt werden der Preis der Jugendjury und der Sonderpreis Neue Talente. Die Zusammenstellung der nominierten Titel ist in Form und Inhalt abwechslungsreich und die kurzen Inhaltsangaben der Jurys wirken teilweise sofort lesemotivierend. Vertreten sind neben Romanen spielerische Bilderbücher zum Mitmachen (Wie man bis eins zählt oder Spinne spielt Klavier), Versromane (Die Sonne, so strahlend und Schwarz) und Graphic Novels (Harte Schale, Weichtierkern).

Auch auf inhaltlicher Ebene stellt die Nominierungsliste eine Auswahl an Literatur dar, die eine Vielfalt an Identifikationsangeboten für Kinder und Jugendliche bietet: Die Titel handeln unter anderem von dem Verhältnis zwischen den Generationen (Wie anders ist alt), queerer Liebe (Queergestreift), Verlust (Birdie und ich) und Kinderarmut (Nordstadt). Viele Protagonist:innen scheinen auf der Suche nach ihrer Identität für sich und innerhalb der Gesellschaft zu sein, stellen dabei aber verschiedene Lebensbereiche in den Fokus. Die Vorsitzende der Kritikerjury, Prof. Dr. Iris Kruse fasst zusammen: „Es sind kraftvolle Titel, die mit beachtlicher Kreativität Themen verhandeln, die für ein gerechtes und gutes Zusammenleben in einer Gesellschaft wichtig sind.“ Die Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis kann daher auch für den Deutschunterricht interessant sein und die Bücherwahl für das kommende Schuljahr inspirieren. Lit4School wird in den nächsten Wochen und Monaten nominierte Titel in der Datenbank aufnehmen und – sofern schon vorhanden – die Praxistipps für eine Umsetzung im Unterricht des Arbeitskreis Jugendliteratur verlinken.

Perspektivreich für den Deutschunterricht – und somit lohnend für die Sommerlektüre von Lehrkräften – sind auch die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse: Neben Dinçer Güçyeters Unser Deutschlandmärchen, dem Gewinner, wurden Ulrike Draesners Die Verwandelten Joshua Groß’ Prana Extrem, Clemens Setz’ Monde vor der Landung sowie Angela Steideles Aufklärung nominiert. Auch auf dieser Liste findet sich eine Fülle von Themen und Formen: Das Gewinnerbuch Unser Deutschlandmärchen zeichnet in experimentellen Formen, die Gebete, Monologe, Dialoge und Chöre verbinden die Suche einer türkisch-deutschen Familie nach Sprache und Heimat. Im Mittelpunkt steht das Anwerbeabkommen der Bundesrepublik Deutschland, dessen Folgen für die Angeworbenen vor allem aus weiblicher Sicht dargestellt werden. Unser Deutschlandmärchen könnte als Gegenstand des Deutschunterrichts vor allem für westdeutsche Bundesländer mit einem hohen Anteil Türkeistämmiger interessant sein.

Eine ganz andere, aber ebenfalls weiblich dominierte und transnationale Familiengeschichte erzählt Ulrike Draesners Die Verwandelten. In der Begründung der Jury heißt es: “Die Verwandelten sind Frauen, die im Zuge von Krieg und Ideologie ihre Rolle oder gar ihre Identität wechseln mussten. Ulrike Draesner folgt den weiblichen Linien einer verzweigten Familie, um über Macht und deren Wirkung zu erzählen. Die zeitlich und regional unterschiedlich gefärbte Sprache des Romans, die auch Humor kennt, führt drängend zu Fragen der Gegenwart.”

Sächsichen Lehrkräften möchten wir besonders Angela Steideles Aufklärung ans Herz legen: Dieser Roman über das Leipzig des 18. Jahrhunderts wird erzählt von Dorothea Bach, der ältesten Tochter Johann Sebastian Bachs. Auch hier dominiert also ein weiblicher Blick und stiftet ungewöhnliche Einsichten in die Kultur der Aufklärung, in Musik, Dichtung und Wissenschaft des 18. Jahrhunderts. Durch den “fremden” Blick Dorothea Bachs erweisen sich viele der behandelten Themen als überraschend aktuell.

— Silke Horstkotte und Charlotte Nagels