Zum Todestag August Strindbergs (14.5. 1912)

Vor 110 Jahren starb am 14. Mai 1912 der schwedische Schriftsteller und Künstler August Strindberg. Strindberg verfasste neben Romanen, Gedichten und Novellen vor allem Dramen, durch die er auch international bekannt wurde. Er wurde am 22. Januar 1849 als Sohn einer Familie des Mittelstandes in Stockholm geboren. Sein Vater war Dampfschiffkomissionär, seine Mutter starb an Tuberkulose, als Strindberg 13 Jahre alt war. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von vielen Wohnortswechseln und er wurde in dieser Zeit eher als verschlossen und schüchtern beschrieben. Auch wenn Musik und Theater in seiner Familie thematisiert wurden, wurde sein künstlerisches Interesse erst später geweckt.
1867 begann Strindberg das Studium der „Ästhetik und lebenden Sprachen“ in Uppsala und war nebenher als Grundschul- und Hauslehrer tätig. Zwei Jahre später versuchte er sich als Schauspieler, nahm jedoch sein Studium 1870 wieder auf. Kurz darauf brach er es aus finanziellen Gründen wieder ab und kehrte nach Stockholm zurück, wo er zunächst als Journalist und Redakteur, später dann als Sekretär in der königlichen Bibliothek arbeitete. Er lernte die Schauspielerin Siri von Essen kennen und sie heirateten 1877. In dieser Zeit schaffte Strindberg auch seinen literarischen Durchbruch mit dem satirischen Gesellschaftsroman Das rote Zimmer (1879) und der Aufführung seines Dramas Meister Olof. Er erfuhr für weitere gesellschaftskritische Werke scharfe Kritik und verließ daraufhin 1883 mit seiner Familie Stockholm und lebte in Frankreich, in der Schweiz und in Dänemark. Im Jahr darauf musste Strindberg für eine Gerichtsverhandlung nach Stockholm zurückkehren, da er durch die Veröffentlichung seiner Novellensammlung Heiraten (1884) wegen Gotteslästerung angeklagt wurde. Siri von Essen und August Strindberg ließen sich 1891 scheiden und das darauffolgende Jahr verbrachte er in Berlin, wo er zu einem Freundeskreis von skandinavischen und deutschen Schriftstellern und Malern gehörte. Von 1893 bis 1897 war Strindberg mit der Journalistin Maria Friederike Uhl verheiratet und lebte in Österreich, bis er 1897 wieder nach Schweden zurückkehrte. Mit dem Ende der Ehe erlitt er psychische Krisen, auch die sogenannte Inferno-Krise. Es folgte von 1898 bis 1907 eine sehr produktive Zeit. So entstanden in dieser Zeit beispielsweise die Trilogie Nach Damaskus I-III (1898-1904) sowie weitere Dramen, die nachhaltigen Einfluss auf die Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts in Europa hatten. In dieser Zeit (1901-1904) war er auch ein drittes Mal verheiratet, mit der Schauspielerin Harriet Bosse. Nach der Scheidung blieb Strindberg in Stockholm, wo er mit 63 Jahren verstarb und auf dem Nordfriedhof begraben liegt.
August Strindberg gehört zu einem der produktivsten Autoren Schwedens; sein Gesamtwerk umfasst mehr als zehn Romane, zehn Novellensammlungen und 60 Dramen. Seine Werke sind nicht nur einer Ideenströmung zuzuordnen. So erlebte er in seinen frühen Jahren als Schriftsteller eine naturalistische Phase, während er sich infolge seiner psychischen Krise in den 1890er Jahren eher dem Expressionismus zuwandte. Seine Schriften sind von sozial- und gesellschaftskritischen Themen geprägt, was ihm nicht nur Lob einbrachte. Sein Verhältnis zur Religion und zur Kirche ist ähnlich ambivalent wie zu der gesellschaftlichen Rolle der Frau und den Frauen in seinem Leben. Er interessierte sich nicht nur für andere Kunstformen, wie der Fotografie und der Malerei, sondern widmete sich auch immer wieder der Wissenschaft. August Strindbergs Werke beeinflussten nicht nur die Literaturszene Schwedens, er inspirierte auch nach seinem Tod weitere Autor*innen und Künstler*innen und galt in Deutschland zwischen 1912 und 1925 als einer der meistgespielten Dramatiker. Lit4School stellt das Trauerspiel Fräulein Julie von August Strindberg vor. Es entstand im Sommer 1888, als Strindberg mit seiner Familie in Kopenhagen lebte.


—Daphne Rose