Originaltitel: Diekmann, A. & Preisendörfer, P. (1998): Umweltbewußtsein und Umweltverhalten in Low- und High-Cost-Situationen. Eine empirische Überprüfung der Low-Cost-Hypothese. Zeitschrift für Soziologie 27: 438 – 453.

Titel der Reproduktion: Engel, Christin: Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland in den Jahren 1996 und 1998: eine empirische Überprüfung der Low-Cost-Hypothese

Zentrales Ergebnis: Die Prognosen der Low-Cost Hypothese konnten nur in geringem Maße reproduziert werden.

 

Abstract Original: Gemäß der Low-Cost-Hypothese wird eine negative Korrelation zwischen den Kosten ökologischen Verhaltens und der Stärke des Effekts von Umweltbewusstsein auf das Verhalten erwartet. Die Hypothese wird in dem vorliegenden Artikel präzisiert und anhand der Daten des Surveys „Umweltbewusstsein in Deutschland 1996“ empirisch überprüft. Wir verwenden dabei zwei Teststrategien. Methode 1 geht von der Annahme aus, dass die relative Häufigkeit einer ökologischen Aktivität als Indikator der Verhaltenskosten gelten kann. Bei Methode 2 werden dagegen die Angaben der Befragten zur Entscheidungssituation herangezogen und entsprechend diesen High-Cost- von Low-Cost-Situationen unterschieden. Die Befunde sind nicht nur für die Erklärung von Umweltverhalten von Interesse. Sie liefern allgemein einen Beitrag zur Debatte über den Einfluss moralischer Überzeugungen bzw. Einstellungen auf das Verhalten und demonstrieren deutlich, dass mit schwindender Kostenträchtigkeit einer Entscheidungssituation das restriktive Modell des Homo Oeconomicus an Erklärungskraft verliert.

Linkhttps://www.researchgate.net/publication/305055730_Umweltbewusstsein_und_Umweltverhalten_in_Low-_und_High-Cost-Situationen_Eine_empirische_Uberprufung_der_Low-Cost-Hypothese

Abstract Reproduktionsstudie: In meiner Bachelorarbeit konnte ich die empirischen Ergebnisse aus dem Artikel von Andreas Diekmann und Peter Preisedörfer (1998) zu Umweltbewusstsein und Umweltverhalten mit den Daten der Umweltstudie aus dem Jahr 1996 reproduzieren. Im Ergebnis hat sich ein Effekt von Umweltbewusstsein auf das individuelle Verhalten in unterschiedlichen Kostensituationen gezeigt. Im Fokus der vorliegenden Masterarbeit stand die Frage, ob sich die gezeigten Befunde verallgemeinern lassen. Dazu sollte mithilfe einer Replikation die gleiche statistische Analyse mit den Daten aus der Umweltstudie von 1998 durchgeführt werden. Der theoretische Rahmen wurde, wie auch schon in der Bachelorarbeit, durch den Artikel vorgegeben. Die dort besprochene Low-Cost-These des Umweltverhaltens nimmt einen Zusammenhang zwischen dem Effekt des Umweltbewusstseins auf das ökologische Verhalten in Abhängigkeit der Kosten an. Das bedeutet, dass in Situationen mit hohen Kosten der Akteur nach rein finanziellen Aspekten entscheiden würde. Hingegen bei einer ökologischen Handlung, die mit gleichen oder geringeren Kosten verbunden ist, die umweltbewusste Einstellung einen hohen Einfluss auf das Verhalten hätte. Das heißt, dass der Effekt des Umweltbewusstseins auf das Verhalten in Situationen mit niedrigen Kosten höher ist als in solchen mit hohen Kosten. Für die Überprüfung der Hypothesen wurden Häufigkeiten von Verhaltensweisen, Korrelationen und Logit-Effekte berechnet. Die empirischen Ergebnisse offenbarten, dass die Annahmen mit den Daten aus dem Jahr 1998 nicht bestätigt werden können. Der Zusammenhang zwischen den umweltspezifischen Verhaltensweisen und dem Umweltbewusstsein, ist nur schwach bzw. gar nicht zu erkennen. Auch zeigte sich nicht der erwartete Effekt des Umweltbewusstseins auf die umweltrelevanten Handlungen im Low-Cost-Bereich. Im Bereich der mittleren und höheren Kosten wurde diese Erwartung jedoch erfüllt. Dieses Resultat spricht eher gegen die Low-Cost-These des Umweltverhaltens. Im Hinblick auf die Ergebnisse wurde in der Masterarbeit die Bedeutung von Replikationen und Reproduktionen in der Forschungslandschaft diskutiert.

 

PDF: Masterarbeit_Engel