Originaltitel: Lengfeld, H., 2017: Die „Alternative für Deutschland“: Eine Partei für Modernisierungsverlierer? In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 69(2), 209–232.

Titel der Replikation: Spinti, Robert: Replikationsstudie: Die „Alternative für Deutschland“: Eine Partei für Modernisierungsverlierer?

Zentrales Ergebnis: Es wurde ein anderer Datensatz als in der Originalstudie verwendet, sowie eine leicht abweichende Hypothese, die Ergebnisse konnten jedoch reproduziert werden.

 

Abstract Original: Würden Personen, die zu den Verlierern der durch wirtschaftliche Globalisierung geprägten Modernisierung Deutschlands zählen, in der kommenden Bundestagswahl häufiger die Alternative für Deutschland (AfD) als andere Parteien wählen? Basierend auf Befunden der Arbeitsmarkt‑, Ungleichheits- und Wahlforschung sowie der AfD-Programmatik finde ich Argumente für und gegen diese „Modernisierungsverliererthese“. Diese These wird anschließend mit neuen Umfragedaten geprüft, die November 2016 unter 1031 in Deutschland wahlberechtigten Personen erhoben wurden. Dazu verwende ich den Indikator der Wahlabsicht („Sonntagsfrage“) und führe deskriptive Gruppenvergleiche und Logit-Regressionen mit Ausgabe von AME-Koeffizienten durch. Die für Modernisierungsverlierer typischen niedrigen Statuslagen (geringer Bildungsgrad, berufliche Tätigkeit als Arbeiter und geringes Einkommen) haben keine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit auf die Absicht, in der kommenden Bundestagswahl für die AfD zu stimmen. Gleiches gilt für Personen, die sich als Verlierer der gesellschaftlichen Entwicklung betrachten. Die empirischen Befunde weisen tendenziell auf eine stärkere AfD-Wahlabsicht von Personen mit mittlerer und höherer Statuslage hin. Damit konnte kein Hinweis auf die Gültigkeit der Modernisierungsverliererthese gefunden werden. Ich komme zum Schluss, dass Wahlkampfstrategien anderer Parteien, die auf die materiellen Interessen der Modernisierungsverlierer ausgerichtet sind, wahrscheinlich nicht dazu führen werden, die Zahl der potenziellen Wähler der AfD in der bevorstehenden Bundestagswahl 2017 maßgeblich zu verringern.

Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s11577-017-0446-1

Abstract Replikationsstudie: Aufbauend auf der Originalstudie von Lengfeld aus dem Jahre 2017: „Die „Alternative für Deutschland“ eine Partei für Modernisierungsverlierer?“ wurde sich in der zugrundeliegenden strukturellen Replikationsstudie mit dem Zusammenhang von ökonomischer Deprivation und der Wahl rechtspopulistischer Parteien in der Coronapandemie 2021 befasst.
Anlass für den Wiederaufgriff der „Modernisierungsverliererthese“(MTV) bildeten zunehmende Ungleichheitsverhältnisse, die durch die Coronapandemie verschärft worden sind.  Dabei steht die Frage im Vordergrund, inwiefern sogenannte „Coronaverlierer“ -Personen mit niedrigem soziökonomischen Status- Zuflucht bei der Alternativen für Deutschland (AfD) ersuchen.  Auf Basis von zeitnahen Umfragedaten des GESIS-Leibniz-Instituts für Sozialwissenschaften, ließ sich zu dem Schluss kommen, dass AfD-Anhänger weder „Coronaverlierer“ noch vermehrt von finanziellen Einschnitten in der Pandemie betroffen sind. Vielmehr ist es eine deutlich schlechtere Einschätzung der eigenen Situation in der Zukunft, welche die größtenteils aus der Mittelschicht stammenden Wähler verbindet. Berücksichtigt man die Bewertung der eigenen subjektiven Lage in der Zukunft in der multivariaten Analyse, schwindet der Statuseffekt auf die AfD Wahlabsicht. Ein niedriger Status geht daher nicht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, die AfD zu wählen. Dies wurde als Evidenz dafür angesehen, dass die Modernisierungsverliererthese im Kontext der Coronapandemie nicht haltbar ist.

 

PDF: Bachelorarbeit_Spinti