Originaltitel: Preisendörfer, P. & Schulze, A. (2013): Bildungserfolg von Kindern in Abhängigkeit von der Stellung in der Geschwisterreihe. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 65: 339-356.

Titel der Reproduktion: Lindenberg, Nils: Replikation: „Bildungserfolg von Kindern in Abhängigkeit von der Stellung in der Geschwisterreihe“

Zentrales Ergebnis: Die Ergebnisse der Originalstudie konnten zum Teil reproduziert werden, allerdings zeigte sich ein Unterschied in den Daten bezüglich des Anteils an Eltern mit einer hohen Bildungsaspiration, weshalb die damit verbundenen Ergebnisse nicht bestätigt werden konnten.*

 

Abstract Original: Am Beispiel der erreichten Schulnoten und der elterlichen Bildungsaspirationen wird der Einfluss der Stellung in der Geschwisterreihe auf die Bildungschancen und den Bildungserfolg von Grundschulkindern untersucht. Dabei wird speziell auch geprüft, ob der genannte Einfluss schichtspezifisch variiert, d. h. vom sozio-ökonomischen Status des Elternhauses moderiert wird. Als theoretische Basis dienen Konzepte zur Rivalität der Geschwister um bildungsrelevante familiäre Ressourcen (resource dilution model), Annahmen zum intellektuellen Klima in der Familie (confluence model) und Hypothesen zur Prägung der Persönlichkeit durch Geschwister (family niche model). Außerdem werden Statuserhaltungsmotive der Eltern zur Erklärung von Reihenfolgeeffekten herangezogen. Die Analysen basieren auf einer Erhebung bei 1369 Grundschülerinnen und Grundschüler der vierten Klasse in der Stadt Wiesbaden. Es zeigt sich, dass das Vorhandensein älterer Geschwister die gewählten Bildungsindikatoren (Schulnoten,
elterliche Bildungsaspiration) negativ beeinflusst. In Übereinstimmung mit bekannten Befunden sinken die schulischen Leistungen (Noten), auch bei Kontrolle anderer relevanter Einflussfaktoren, in der Geburtenreihenfolge ab. Zusätzlich bestehen Effekte der Stellung in der Geschwisterreihe auf die Bildungsaspiration der Eltern. In diesem Zusammenhang ist der zentrale Befund des Artikels: Wenn ältere Geschwister die Statusvererbung in intergenerationaler Perspektive bereits gewährleisten, dann verringert dies in Familien mit hohem sozialem Status die Bildungsaspiration der Eltern für jüngere Geschwister (Wegfall des Statuserhaltungsmotivs). In Familien mit niedrigem sozialem Status hingegen steigen die Bildungsaspirationen der Eltern für jüngere Geschwister, wenn ältere bereits höhere Bildungswege erreicht haben (Lernen am Modell).

Link: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs11577-013-0205-x.pdf

Abstract Reproduktionsstudie: Ziel der Arbeit ist es, die Ergebnisse des Artikels „Bildungserfolg von Kindern in Abhängigkeit von der Stellung in der Geschwisterreihe“ von Preisendörfer und Schulze aus dem Jahr 2013 zu überprüfen. Der Artikel untersucht den Einfluss der Stellung in der Geschwisterreihenfolge auf den Bildungserfolg sowie die Bildungsaspirationen der Eltern. Zu diesem Zweck werden vier Hypothesen überprüft. Die ersten beiden besagen, dass sowohl die Leistungen als auch die Bildungsaspirationen der Eltern mit steigender Position in der Geschwisterreihenfolge sinken. Die anderen beiden postulieren einen speziellen Effekt je nach sozialem Status der Familie: so haben später geborene Kinder in statushohe Familien einen Nachteil bezüglich der Aspirationen der Eltern, wenn ein früher geborenes Kind die Bildungsvererbung bereits gewährleistet hat. Später geborene Kinder in Familien mit niedrigem Status dagegen, haben einen Vorteil bezüglich der Aspirationen der Eltern, wenn früher geborene Geschwister auch bereits den Sprung auf höhere Bildungsstufen geschafft haben. Bei der Überprüfung der Ergebnisse kam es zu einem Problem dahingehend, dass ein wesentlich anderer Anteil an Eltern mit hoher Bildungsaspiration festgestellt wurde (ca. 55% im Verhältnis zu ca. 71% im Original), sodass nur die Ergebnisse bezüglich des negativen Effekts der Position in der Geschwisterreihe auf die Schulnote bestätigt werden können.*

 

PDF: Bachelorarbeit_Lindenberg

 

*Verfasst von Marcel Günther