Originaltitel: Decker, O., Rothe, K., Weißmann, M., Kiess, J., & Brähler, E. (2013): Economic Prosperity as “Narcissistic Filling”: A Missing Link Between Political Attitudes and Right-wing Authoritarianism. International Journal of Conflict and Violence 7(1): 135–149.

Titel der Reproduktion: Nanko, Mirjam Odile: Replikationsstudie: „Economic Prosperity as ‘Narcissistic Filling’: A Missing Link between Political Attitudes and Rightwing Authoritarianism”.

Zentrales Ergebnis: Die zentrale Hypothese der Studie ist mangelhaft operationalisiert und das Modell verstößt gegen mehrere Modellvoraussetzungen. Die Ergebnisse lassen sich nur zum Teil replizieren.

 

Abstract Original: An expanded analysis of the origin of the correlation with economic deprivation found in the authors’ representative surveys of right-wing extremist attitudes (such as racism, anti-Semitism, and chauvinism), focusing on the underlying dynamics in Germany and the historical aspect of National Socialism. The growing prosperity of the West German “economic miracle” of the 1950s served a psychosocial “filling function” to block the narcissistic damage caused by con- frontation with past crimes and the sense of the nation’s loss of greatness. As this prosperity vanishes for many people during the current economic crisis, the filling comes out and the narcissistic wound opens up. What emerges is both what lies underneath and what has been serving as a defense against it, which involve authoritarian dynamics. Initially, the metaphor of “narcissistic filling” will be developed through our analysis of group discussions conducted as part of our qualitative study (of 2008). The developed hypotheses will thereafter be introduced to our following representative survey (of 2010) and confirmed by means of quantitative methods.

Link: http://ijcv.org/index.php/ijcv/article/viewFile/272/pdf_85

Abstract Replikationsstudie: Diese Studie repliziert das Modell der narzisstischen Plombe von Decker, Rothe, Weißmann, Kiess und Brähler (2013), das den Zusammenhang von wirtschaftlichem Wohlstand und rechtsextremen Einstellungsmustern untersucht. Die These von Decker et al. (2013) ist, dass die Identifikation der Westdeutschen mit dem Wirtschaftswunder in Zeiten des (gefühlten) Wohlstandsrückgangs zu einem Anstieg rechtsextremer Einstellungen führe, wohingegen dieser Effekt in Ostdeutschland aufgrund der divergierenden geschichtlichen Entwicklung nicht vorläge. Für die Untersuchung werden die Daten der Mitte-Studie 2010 verwendet, einer repräsentativen, deutschlandweiten ADM-Stichprobe im Auftrag der Universität Leipzig. Die Hypothese wird mit einem multiplen linearen Regressionsmodell untersucht, das den Einfluss verschiedener Deprivationserfahrungen (wirtschaftlich, politisch, sozial) auf rechtsextreme Einstellungsmuster für Deutschland insgesamt, sowie für Ost- und Westdeutschland getrennt untersucht. Bei der Replikation stellt sich heraus, dass Autokorrelation und Heteroskedastizität vorliegen, beides Hinweise auf eine Fehlspezifikation des Modells. Zudem erfüllen zwei der unabhängigen Variablen die Linearitätsannahme nicht. Während die Ergebnisse der Replikation für das gesamtdeutsche Modell mit denen von Decker et al. (2013) übereinstimmen, zeigen sich für die separat berechneten Modelle zum Teil erhebliche Unterschiede. Zusätzlich zu den modellspezifischen Problemen weist die Studie ein grundlegendes Problem auf: die narzisstische Plombe wird nur mangelhaft operationalisiert. Somit kann das vorliegende Modell schlichtweg keine Aussage über die Kernhypothese der Studie treffen. Ein interessantes Ergebnis ist jedoch, dass die Zugehörigkeit zu West- oder Ostdeutschland nicht nur einen eigenständigen Haupteffekt bildet, sondern auch als Interaktionseffekt die einzelnen Prädiktoren beeinflusst. Es scheint somit vielversprechend Ost- und Westdeutschland bei der Untersuchung der Ursachen rechtsextremer Einstellungen getrennt voneinander zu betrachten.

 

PDF: Bachelorarbeit_Nanko