Performing Arts / GND
Die an der Deutschen Nationalbibliothek verwaltete GND (Gemeinsame Normdatei) dient zur dauerhaften und eindeutigen Referenzierung von Personen, Körperschaften, Orten bzw. Geografika, aber auch Sachschlagwörtern und Werktiteln. Hier kann sich in Zukunft auch die Community der Performing Arts und der darauf bezogenen Forschung stärker mit ihren Themen einbringen, was die Gründung einer Arbeitsgruppe Performing Arts / GND erfordert. Dazu dienen auch die im folgenden aufgeführten Aktivitäten.
Beziehungen knüpfen – Im Workshop „Die GND nutzen in Forum Performing Arts, Previwe auf den GND-Explorer, credit: DNB CC-by-sa.
AG Performing Arts des Standardisierungsausschusses der DNB
Am 1. Dezember 2022 wurde die Gründung der AG Performing Arts vom Standardisierungsausschuss der DNB offiziell bestätitgt.
Die AG nimmt nun die Arbeit an den Arbeitspaketen auf:
AP 1: Abgleichen mit der GND-Entität “Werk” (wit)
Bisher liegt der Schwerpunkt der Nutzung der GND in bibliothekarischen Kontexten in der Erschließung von gedruckten Werken bzw. Texten. Geprüft werden soll, wie das WEMI-Modell (Work – Expression – Manifestation – Item) auf der Work-Ebene für die Werke der Performing Arts aussehen müsste, ob und inwieweit man sich dafür am Entitätstyp “Werke der Musik”(wim) orientieren könnte und an welchen Stellen Anpassungen oder Erweiterungen notwendig sind.
AP 2: Sachbegriffe und Formangaben der GND
Hier geht es pragmatisch um die zeitnahe Ergänzung und Erweiterung der GND zunächst in bestimmten Teilbereichen – so bei normierten Sachbegriffen und Formangaben für die Performing Arts, um die aktuelle Erfassungsarbeit zu erleichtern und inhaltlich differenzierter zu gestalten. Ergänzt werden sollen hierbei insbesondere Berufs- und Funktionsbezeichnungen für beteiligte Personen sowie Beziehungsbezeichnungen (Code-relator-types) innerhalb der Performing Arts.
AP 3: Prüfen vorhandener Datenmodelle
Im Bereich der Performing Arts wurden in unterschiedlichen Kontexten/Projekten Erfassungsmodelle und Datenbanken erarbeitet, die in Hinblick auf ihre jeweiligen Zwecke, Gemeinsamkeiten, Unterschiede sowie bisher noch fehlende Elemente geprüft werden müssen. Neben der Analyse von Datenmodellen als gemeinsamer Referenzpunkt für die diversen Bedürfnisse der Performing Arts ist das Ziel eine verbesserten Datenstrukturierung und -modellierung.
AP 4: Prüfen und Definieren von Kerninformationen (normierte Vokabulare), Erarbeitung von Standards zur Erfassung von Produktionen/Inszenierungswerken
Zur Weiterentwicklung existierender Normdaten und Datenmodelle sind sowohl fachwissenschaftliche Perspektiven als auch Bedarfe der Theaterpraxis zu berücksichtigen: Welche Kerninformationen sind notwendig, um Produktionen/Inszenierungswerke eindeutig zu identifizieren? Welche Daten braucht es darüber hinaus, um den Bedarfen von Forschung und Sammlungen gerecht zu werden? Die zu erarbeitenden Kerninformationen sollen geeignet sein, sowohl historische als auch aktuelle performative Praktiken, Prozesse und Ereignisse zu erfassen.
AP 5: Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Hier handelt es sich um Querschnittsaufgaben, die alle anderen Arbeitspakete begleiten bzw. von diesen mit bearbeitet werden. Diese Arbeit wird gemeinsam zwischen den GLAM-Institutionen und der Community der Performing Arts (Praxis & Wissenschaft) erfolgen, um eine möglichst breite Akzeptanz und Anwendung zu erreichen und darüber hinaus die Performing Arts und ihre Dokumentation stärker im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich an der Arbeit der AG zu beteiligen:
Treffen der AG Datenmodelle Performing Arts
Am 14. September und 10. Oktober fanden Arbeitstreffen zur Vorbereitung der Gründung der AG Performing Arts beim Standardisierungsausschuss der DNB statt.
Beschlossen wurde dabei, die inhaltliche Arbeit in in fünf Arbeitspakete aufzuteilen, in denen zukünftig an konkreten Themen gearbeitet werden soll:
AP 1: Abgleichen mit der GND-Entität “Werk” (wit)
Bisher liegt der Schwerpunkt der Nutzung der GND in bibliothekarischen Kontexten in der Erschließung von gedruckten Werken bzw. Texten. Geprüft werden soll, wie das WEMI-Modell (Work – Expression – Manifestation – Item) auf der Work-Ebene für die Werke der Performing Arts aussehen müsste, ob und inwieweit man sich dafür am Entitätstyp “Werke der Musik”(wim) orientieren könnte und an welchen Stellen Anpassungen oder Erweiterungen notwendig sind.
AP 2: Sachbegriffe und Formangaben der GND
Hier geht es pragmatisch um die zeitnahe Ergänzung und Erweiterung der GND zunächst in bestimmten Teilbereichen – so bei normierten Sachbegriffen und Formangaben für die Performing Arts, um die aktuelle Erfassungsarbeit zu erleichtern und inhaltlich differenzierter zu gestalten. Ergänzt werden sollen hierbei insbesondere Berufs- und Funktionsbezeichnungen für beteiligte Personen sowie Beziehungsbezeichnungen (Code-relator-types) innerhalb der Performing Arts.
AP 3: Prüfen vorhandener Datenmodelle
Im Bereich der Performing Arts wurden in unterschiedlichen Kontexten/Projekten Erfassungsmodelle und Datenbanken erarbeitet, die in Hinblick auf ihre jeweiligen Zwecke, Gemeinsamkeiten, Unterschiede sowie bisher noch fehlende Elemente geprüft werden müssen. Neben der Analyse von Datenmodellen als gemeinsamer Referenzpunkt für die diversen Bedürfnisse der Performing Arts ist das Ziel eine verbesserten Datenstrukturierung und -modellierung.
AP 4: Prüfen und Definieren von Kerninformationen (normierte Vokabulare), Erarbeitung von Standards zur Erfassung von Produktionen/Inszenierungswerken
Zur Weiterentwicklung existierender Normdaten und Datenmodelle sind sowohl fachwissenschaftliche Perspektiven als auch Bedarfe der Theaterpraxis zu berücksichtigen: Welche Kerninformationen sind notwendig, um Produktionen/Inszenierungswerke eindeutig zu identifizieren? Welche Daten braucht es darüber hinaus, um den Bedarfen von Forschung und Sammlungen gerecht zu werden? Die zu erarbeitenden Kerninformationen sollen geeignet sein, sowohl historische als auch aktuelle performative Praktiken, Prozesse und Ereignisse zu erfassen.
AP 5: Wissenschaftskommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Hier handelt es sich um Querschnittsaufgaben, die alle anderen Arbeitspakete begleiten bzw. von diesen mit bearbeitet werden. Diese Arbeit wird gemeinsam zwischen den GLAM-Institutionen und der Community der Performing Arts (Praxis & Wissenschaft) erfolgen, um eine möglichst breite Akzeptanz und Anwendung zu erreichen und darüber hinaus die Performing Arts und ihre Dokumentation stärker im Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu verankern.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich an der Arbeit der AG zu beteiligen:
Die erhobenen personenbezogenen Daten werden für die Reservierung des Teilnahmeplatzes und die Durchführung der Veranstaltung benötigt, insbesondere um Ihnen die Zugangsdaten sowie weitere Informationen zur Veranstaltung mitzuteilen (gemäß Art. 6, Abs. 1 e DSGVO). Nach der Veranstaltung werden die Daten gelöscht. Mit der Anmeldung erklären Sie sich mit der erläuterten veranstaltungsbezogenen Verarbeitung der vorstehenden personenbezogenen Daten einverstanden.
Kick-Off AG Datenmodelle der Performing Arts
Am 29. Juni 2022 fand mit etwa 30 Teilnehmenden der Kick-off der AG Datenmodelle für die Performing Arts statt. Bereits beim Forum im Januar 2022 wurde deutlich, dass es Austausch- und Diskussionsbedarf zu einem auf die Performing Arts zugeschnittenen Datenmodell gibt. Damit geht es insbesondere um die Frage, ob und wie sich die erforderlichen Spezifikationen in existierende Modelle integrieren lassen (z.B. in das WEMI-Modell = Work – Expression – Manifestion – Item) bzw. wie die bestehenden Datenmodelle zu erweitern sind auch für solche (z.T. schon über 100 Jahre etablierten) theatralen Formen, Praktiken und Ereignisse, die nicht bloß Derivate vorher existierender Werke sind, sondern eigenständige Schöpfungen.
Zentrales Anliegen ist daher die – auch für Neu-Interpretationen vorexistierender Werke relevante – möglichst eindeutige Referenzierbarkeit einer Inszenierung / Produktion als eigenständiges Inszenierungswerk (performance work). Damit wäre ein Ankerpunkt gegeben, sowohl für die zumeist objektbezogenen Datensätze aus bereits bestehenden Datenbanken, als auch für die Erfassung von einzelnen Aufführungen solcher Produktionen bzw. Inszenierungswerke, im Sinne von Ereignissen mit konkreten Datumsangaben und evtl. Aufführungstypen (neben der Premiere noch Proben, Wiederholungen, Gastspiele, Wiederaufnahmen etc.). Darüber hinaus wäre ein gemeinsames, ebenfalls referenzierbares Vokabular im Hinblick auf weitere zentrale Kategorien wie z.B. Genre- und Berufs- oder Funktionsbezeichnungen wünschenswert. In drei Break-Out-Sessions wurden diese Fragen besprochen, um den Arbeitsauftrag für eine AG Datenmodelle zu präzisieren und die Bedarfe der Community zu priorisieren.
Als Schwerpunkte für die weitere Arbeit der AG-Datenmodelle wurden aus den Diskussionen folgende Themen abgeleitet:
- Die Analyse von bestehenden Datenmodellen in Bezug auf Werk/Produktion/Ereignis
- Die Erarbeitung einer fachspezifischen und ereignisbezogenen Entität Inszenierungswerk für die Performing Arts mit einem Persistent Identifier (Produktionstitel, ggfs. in Ergänzung zu vorh. Werktiteln)
- Terminologie-Arbeit: die Standardisierung von weiteren relevanten Kategorien und Begriffen innerhalb der Performing Arts Community
Die Arbeit der AG Datenmodelle soll in Form von regelmäßigen Treffen (online) stattfinden. Der nächste Termin ist für Anfang September geplant und wird vom Organisationsteam vorbereitet.
Um die Ergebnisse der Arbeit nachhaltig zu sichern und mit anderen Initiativen in diesem Bereich kooperieren zu können, wurde die formelle Gründung einer Arbeitsgruppe für die Kooperation mit dem Standardisierungsausschuss vereinbart.
Die AG möchte sich außerdem mit weiteren aktuell laufenden Initiativen im Bereich der Performing Arts abstimmen.
Programmüberblick Kick-Off AG Datenmodelle am 29.6.2022:
- 10:00 Uhr: Begrüßung und Einführung zum Kick-Off der AG Datenmodelle Performing Arts
- 10:30 Uhr: Drei Breakout-Sessions zu folgenden Fragen:
- (1) Welche – verfügbaren – Datenmodelle für die Entitäten der Performing Arts gibt es und wo sind sie erweiterbar?
- (2) Welche Informationen und/oder Merkmale brauchen wir für die Erfassung von Produktionen / Inszenierungswerken im Verhältnis zu den Ereignissen in den Performing Arts?
- (3) Für welche weiteren Begriffsfelder – wie Berufe, Genres etc. – brauchen wir gemeinsame Definitionen oder normierte Vokabulare?
- 11:00 Uhr: Pause
- 11:15 Uhr: Gemeinsame Erarbeitung eines Arbeitsplans der AG Datenmodelle der Performing Arts auf der Grundlage der Beiträge aus den Breakout Sessions und deren Überführung in möglichst konkrete Aufgaben
- 12:20 Uhr: Resumee der Ergebnisse des Kick-Offs und Ausblick auf die kommenden Schritte
- 12:30 Uhr: Ende
Dokumentation:
Workshop “Die GND nutzen”
Am 16.5.2022 fand von 10:30 -13:00 Uhr in Fortsetzung der Auftaktveranstaltung zur Gründung eines Forums Performing Arts in der GND am 28.1.2022 der Workshop „Die GND nutzen“ mit etwa 40 Teilnehmenden statt.
Ziel des Workshops war es zum einen beispielhaft die bereits praktizierte Nutzung der GND in Sammlungen der Performing Arts zu verdeutlichen und andererseits in die Datendienste der Deutschen Nationalbibliothek einzuführen. Der Workshop bot praktische Einblicke, welchen Mehrwert die Anwendung von GND-Datensätzen in der eigenen Datenbank bietet, wie man passende GND-Datensätze findet und wie man die GND als Datenset ganz oder in Auszügen herunterladen kann, um beispielsweise GND-Datensätze mit Datensätzen der eigenen Datenbank zu verknüpfen.
Nach der Begrüßung durch Barbara Fischer (GND/DNB), die die Rolle der Normdaten als „Leuchtfeuer in der Datenflut“ hervorhob, führte Patrick Primavesi (Universität Leipzig) kurz die spezifische Situation und die bereits angelaufenen Initiativen zur Verbesserung der Forschungsdatenlage und zur Vernetzung der Community in den Performing Arts aus.
Im ersten Teil des Workshops demonstrierten Margret Schild vom Theatermuseum Düsseldorf sowie Miriam Mende und Thomas Thorausch vom Deutschen Tanzarchiv Köln die Einbindung der GND in ihre Datenbanken, wobei die spezifischen Herausforderungen deutlich wurden. So verfügt z.B. das Theatermuseum Düsseldorf über zwei getrennte Datenbanken für die Bibliothek und das Museum und ist als städtische Einrichtung zudem an übergeordnete Strukturen und deren Interessen (wie die IT der Stadtverwaltung) und damit auch verbundene Dienstleistungsaufträge gebunden. Die Präsentation stellte die Vorgehensweise und die Erfahrungen im Umgang mit der GND im Theatermuseum Düsseldorf vor. Die GND wird sowohl bei der Erfassung der Bibliotheksbestände im Gesamtkatalog der Düsseldorfer Kulturinstitute (GDK) wie auch der Sammlungsbestände im Digitalen Kunst- und Kulturarchiv (d:kult) zur Identifikation von Personen und Institutionen genutzt. Bei der Erfassung der Bibliotheksbestände erfolgt der Import von vollständigen Normdatensätzen aus der GND über eine interne Schnittstelle der eingesetzten Software aDIS/BMS. Innerhalb der Sammlungsdatenbank TMS (The Museum System) wird u.a. der GND-Identifier in den jeweiligen Datensatz übernommen sowie weitere Angaben zur eindeutigen Identifikation (Geburts-/Sterbejahr, Geburts-/Sterbeort, Geschlecht, Berufe bzw. Gründungsjahr, Jahr der Auflösung / Schließung, Sitz). Ziel ist zum einen die eindeutige Identifikation von Personen und Körperschaften innerhalb des jeweiligen Verbundes sowie die Möglichkeit bei einem Datenexport an Portale (Deutsche Digitale Bibliothek, FID Darstellende Kunst, Kalliope) die notwendigen Voraussetzungen für eine weiterführende externe Vernetzung zu schaffen. Ergänzungen und Korrekturen von Normdatensätzen sind auf Grund der Trägerschaft und Infrastruktur (kommunale Einrichtung, Nicht-Mitglied an einem Verbund wissenschaftlicher Bibliotheken) zur Zeit entweder über die existierenden Kontaktformulare der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), die bei den Datensätzen für Personen und Titel verlinkt sind, und ggf. über den Fachinformationsdienst Darstellende Kunst (FID DK) möglich. So verfügt das Theatermuseum Düsseldorf zwar über qualifizierte, auf Sammlungsobjekten basierende Daten, die Wege diese in die GND einzuspielen sind bisher jedoch sehr begrenzt.
Margret Schild, Theatermuseum Düsseldorf: Die GND nutzen – Wieso, Weshalb, Warum?
Eine ähnliche Situation lässt sich für das Deutsche Tanzarchiv Köln konstatieren, das als Spezialarchiv für Tanz über gesicherte und autorisierte Informationen im Bereich Tanz verfügt. Auch hier ist die Genese des Archivs sowie die An- und Einbindung in kommunale Kontexte für das in Daten gespeicherte Wissen wesentlich. Die Datenbank des Deutschen Tanzarchivs Köln speist sich u.a. aus einem analogen Wissensspeicher (Hängeregistratur), der im Zuge des Projektes „Kunst und Kultur in Köln nach 1945. Wissen teilen im Projektverbund des Historischen Archivs der Stadt Köln“ 1989 ins Leben gerufen wurde. Dieser wurde als zentrale Datenbank in drei Modulen (Personen, Institutionen, Ereignisse) ins Digitale übertragen und steht den Kölner Bibliotheks- und Sammlungseinrichtungen zur Verfügung. Darin befinden sich auch aus historischen Akten stammende personen- und institutionsbezogene Wissensbestände zum Tanz. Basis der personenbezogenen Wissenseinträge in der Datenbank des Deutschen Tanzarchivs Köln sind Geburts- und Sterbeurkunden, Lebensläufe und Lebensbeschreibungen aus Nachlässen, die einen hohen Grad an Authentizität aufweisen und als verlässliche Informationsquellen gelten können.
Die Datenbank besteht aus Bestands- und Einzelverzeichnung im Zusammenspiel mit dem Kölner Wissensspeichern zu Biografien, Institutionen und Ereignissen. Dabei werden Prioritäten in Bezug auf die Archivnutzung und die Belegbarkeit der Informationen auch mit Blick auf deren Weitergabe in die GND gesetzt. Wo möglich, werden GND-Normdatensätze über den jeweiligen URI eingebunden. Dabei zeigt sich z.B. bei den Institutionen eine von der GND abweichende Herangehensweise. So versucht das Deutsche Tanzarchiv Köln jeweils nur einen Institutionendatensatz anzulegen, in dem alle historisch variierenden Bezeichnungen erfasst sind. In der GND finden sich dagegen mehrere einzelne Datensätze. Ausführliche Angaben im Freitext enthalten weitere Informationen. Wie beim Theatermuseum Düsseldorf erfolgt die Einspielung von Informationen in die GND ausschließlich über den Service (GND-Meldestelle) des FID DK.
Im zweiten Teil des Workshops stellten Jochen Rupp und Sarah Hartmann (DNB) die Metadatendienste der DNB vor, über die die Daten der GND, der Zeitschriftendatenbank und der Nationalbibliografie zur Nachnutzung angeboten werden. Die DNB-Metadatendienste sind u.a. Ansprechpartner für den Bezug von Metadaten und die Nutzung der dafür zur Verfügung stehenden Schnittstellen. Am Beispiel wurden anschaulich die Bestandteile eines GND-Datensatz mit dem zentralen „Persistent Identifier“, der über Maschinenschnittstellen und Verknüpfungen mit anderen Normdatensätzen – z.B. zu Orten und Berufsbezeichnungen verfügt, erläutert. Darauf folgte die Darstellung der verschiedenen Möglichkeiten, die Daten kostenfrei zur Nachnutzung zu beziehen. Neben einem Gesamtabzug der ganzen Datenbank, der dreimal im Jahr in unterschiedlichen Formaten (MARC21, RDF-XML, Turtle, JSON-LD) bereitgestellt wird, bietet die GND Online-Schnittstellen an, die die Synchronisierung und Spiegelung der GND in externen Datenbanken ermöglicht. Über diese können gezielt auch nur eine einzelne Entitätstypen abgerufen oder spezifische Anfragen zu einzelnen Normdatensätzen gestellt werden. (weitere Informationen: https://www.dnb.de/DE/Professionell/Standardisierung/GND/gnd_node.html#doc58016bodyText4)
Vorgestellt wurde außerdem auch die Möglichkeit insbesondere für kleinere Bibliotheken, Archive und Museen über das Webformular Daten in die GND einzubringen. (https://www.dnb.de/DE/Professionell/Standardisierung/GND/gnd_Webformular/gnd_webformular.html)
Dokumentation:
Ereignisdaten?! Auftaktveranstaltung des Forums Performing Arts in der Gemeinsamen Normdatei (GND)
Für das Anlegen, Verwalten, Erschließen und Sichtbarmachen von Wissensbeständen in digitalen Umgebungen sind Standards hilfreich, die zugleich Auffindbarkeit und Vernetzung gewährleisten. So ermöglichen Normdaten z.B. für Personen oder Orte deren eindeutige Benennung für ganz unterschiedliche Wissensbereiche. Inwiefern aber fördern solche Standards auch die Erforschung der Performing Arts? Was sind die besonderen Anforderungen und Potentiale in diesem Bereich? Wie können der Aufbau von digitalen Wissensnetzwerken und der Einsatz von Standards hier noch verbessert werden? Diese Fragen adressiert die Auftaktveranstaltung des Forums Performing Arts in der GND.
Am 28.01.2022 fand mit etwa 100 Teilnehmer*innen die digitale Auftaktveranstaltung zur Etablierung eines Forums Performing Arts in der GND statt. Nach der Begrüßung durch Melanie Gruß (Universität Leipzig / NFDI4C) und Barbara Fischer (DNB), führten Jürgen Kett (DNB) und Patrick Primavesi (Universität Leipzig / NFDI4C) in einem Gespräch in die Thematik ein. Die Gemeinsame Normdatei (GND) dient zur dauerhaften und eindeutigen Referenzierung von verschiedensten Entitäten – Personen, Körperschaften, Geographika, Werktitel und Sachbegriffe (Schlagworte). Die GND wird nicht nur von Bibliotheken, von und für die sie zunächst erarbeitet wurde, genutzt, sondern auch von anderen Einrichtungen, wie Archiven, Dokumentationseinrichtungen, Forschungseinrichtungen, Museen, Sammlungen, zu deren Aufgaben das Sammeln, Erschließen, Erforschen und Zugänglichmachen des Kulturerbes gehört. Im Rahmen der inhaltlichen Öffnung der GND in den Kulturbereich können die Fachcommunities ihren spezifischen Bedarf formulieren, sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen.
credit für den Film: DNB, CC BY SA
Diese Veranstaltung diente dazu, mit den Akteuren der Performing Arts ins Gespräch zu kommen. Welche Festlegungen zur Standardisierung der Erschließung der interessanten Entitäten jenseits von Normdaten müssen zunächst innerhalb der Fachcommunity getroffen werden? Und wo besteht Anpassungs-, Ergänzungs- und Erweiterungsbedarf in Hinblick auf die GND? Wie lässt sich beides umsetzen?
Vier Fragen, die über Mentimeter-Umfragen von den Teilnehmenden beantwortet wurden, gaben einen Eindruck über deren Hintergrund.
credit für alle Abbildungen: DNB, CC BY SA
Die Ergebnisse der vier Umfragen im Rahmen der Veranstaltung sind recht leicht zu interpretieren. Das Publikum war recht divers und definierte sich selbst mehrheitlich entweder als Forscher*in oder als Datenmanager*in. Vorwiegend definierten sie ihre Daten als Sammlungsdaten, dicht gefolgt von Datenmix. Für die Mehrheit war „Eindeutigkeit“ das zentrale Charakteristikum von Normdaten und bei der letzten Frage hätten sich viele Teilnehmenden mehr Antwortoptionen gewünscht, aber so ging der Trend – nolens volens – zu Gunsten des Abgebildeten mit Attributen zu Zeit, Ort, Akteuren und Inszenierung.
Block 1 Forschungsperspektive
Patrick Primavesi und Alexandra Portmann (Universität Bern) thematisierten in ihren beiden Vorträgen die Frage der Normierung der Begriffe Inszenierung und Produktion entlang der verschiedenen Epochen der Theatergeschichte bis in die Gegenwart. Dem sich ändernden Theaterverständnis, den jeweiligen Praktiken und Formen sollten auch die Begriffe und Kategorien in den Metadaten entsprechen: Das bisher dominante Modell der Werkinszenierung bleibt zu erweitern um die Kategorie Inszenierungswerk, um damit auch freiere Werkadaptionen, Performances und andere eher temporäre theatrale Formen referenzieren zu können. Eine Normierung von Begriffen wie Inszenierung und Produktion bzw. die Abgrenzung zwischen verschiedenen Werken bzw. zwischen Werk und Manifestation muss so angelegt sein, dass sie mit allen Genres, Sparten und unterschiedlichen theaterhistorischen Kontexten kompatibel ist. Auch das Prozesshafte von Theaterproduktionen muss berücksichtigt werden, woraus sich weitere Fragestellungen und Klärungsbedarfe ergeben: Ab wann handelt es sich um ein Werk, wie werden Vorstufen und Veränderungen abgebildet? Wann ist eine Produktion abgeschlossen? Wie geht man mit den Bezeichnungen der Funktionen um? Was geschieht, wenn diese Bezeichnungen nicht mehr passen bzw. die Akteure sich nicht damit identifzieren? Welche Software und welche Datenmodelle eignen sich für die Dokumentation dieser Prozesse oder werden genutzt? Wo ist Normierung sinnvoll, wo eher nicht?
Vortragsfolien als pdf:
Patrick Primavesi, Universität Leipzig: Theaterereignisse und Normdaten: von der Werkinszenierung zum Inszenierungswerk (und weiter), credit: Patrick Primavesi, CC BY SA
Alexandra Portmann, Universität Bern: Wann beginnt/endet eine Produktion? Über die Herausforderung der Dokumentation von Prozessen in der theaterwissenschaftlichen Forschung, credit: Alexandra Portmann, CC BY SA
credit für den Film: Patrick Primavesi, CC BY SA
Block 2 Erschließungsperspektive
Michaela Scheibe und Friederike Willasch (beide an der Staatsbibliothek zu Berlin) berichteten über gängige Datenmodelle zur Erfassung von Ereignisankündigungen am Beispiel eines Theaterzettels. Hintergrund sind Überlegungen zur Vorgehensweise bei der Erfassung des umfangreichen Theaterzettel-Bestands der Staatsbibliothek zu Berlin. Verschiedene Erschließungstiefen sind möglich: Die Theaterzettel einer Institution können als Zeitschrift, die einzelnen Zettel zusätzlich als „Hefte“ und die Aufführungen schließlich als unselbstständige Werke (Aufsätze) erfasst werden – wesentliche Informationen über eine Aufführung können mit Verknüpfungen zu Normdaten nachgewiesen werden. Problematisch bleibt die Erfassung auch beim aufwändigen Maximalmodell, da die Aufführungen und ihre Akteur*innen (mit den jeweiligen Rollen/Funktionen) eigentlich eine eigene Entität mit auf das Ereignis ausgerichteten Erfassungsmöglichkeiten erfordern. Eine Erfassung als Manifestation im Verbundkatalog stößt hier an Grenzen.
Im FID Darstellende Kunst (Vortrag von Julia Beck und Franziska Voß, beide and der Universitätsbibliothek Frankfurt) werden u.a. heterogene Daten aus unterschiedlichen Quellen aggregiert, modelliert, ggf. angereichert und so strukturierte Sucheinstiege angeboten – Ressourcen, Personen / Körperschaften, Ereignisse, Werke / Produktionen, das Themenportal Theaterzettel. Normdaten sind für die Verlinkung der unterschiedlichsten Datenbeständen innerhalb des FID DK, aber auch darüber hinaus äußerst hilfreich und erlauben es, Verbindungen zu folgen oder Netzwerke zu generieren, die bei der Erfassung in der einzelnen Einrichtung so (noch) nicht absehbar waren. Der FID DK ist sowohl virtuell wie in der Realität eine Schnittstelle (Datendrehscheibe) zwischen Datengebenden und Nutzenden. Ziele des FID DK sind es existierende Datensilos aufzulösen, die Ergebnisse der Dokumentation und der Forschung nachhaltig sichern und zugänglich machen.
Vortragsfolien als pdf:
Michaela Scheibe und Friederike Willasch, Staatsbibliothek Berlin: Manifestation vs. Content – Ansätze und Grenzen derzeitiger Datenmodelle für ereignisorientiertes Sammlungsgut (Theaterzettel, Programmhefte, Plakate etc.), credit: Michaela Scheibe / Friederike Willasch, CC BY SA
Julia Beck und Franziska Voß, Universitätsbibliothek J. Senckenberg Frankfurt am Main: Auf der Suche nach „Gespenstern“. Aggregation von Ereignisnormdaten im FID Darstellende Kunst, credit: Julia Beck / Franziska Voß, CC BY SA
credit für den Film: Scheibe/Willasch, CC BY SA
credit für den Film: Beck/Voß, CC BY SA
Block 3 Die GND
Die Vorträge von Renate Behrens und Chantal Köppl (beide an der Arbeitsstelle für Standadisierung an der Deutschen Nationalbibliothek) behandelten verschiedene Aspekte der Mitgestaltung bzw. Mitarbeit in der GND. Eine Mitarbeit der Fachcommunity kann in Form einer Arbeits- oder Interessengruppe erfolgen. Wie geht man hier strategisch günstig vor? Was bietet sich als Einstieg an? Die Erarbeitung von praktischen Arbeitshilfen, wie es z.B. bei RNAB, dem Regelwerk für die Erfassung von Autorgrafen und Nachlässen auch für kleine Einrichtungen, wo die Erschließung nicht die Haupttätigkeit ist, erfolgreich realisiert wurde, oder ein Austausch und zunächst die Festlegung von Bedarfen und Prioritäten, was die Community am dringendsten braucht? Die Empfehlung war, eher in kleinerem Rahmen zu beginnen und auf diesem Weg die GND in der Fachcommunity bekannter zu machen und so von den Vorteilen und auch der Notwendigkeit der Mitarbeit bzw. Mitgestaltung zu überzeugen.
Man kann die GND auch schon jetzt auf verschiedene Weise nutzen: angefangen von der Recherche über verschiedene Portale, der Übernahme von IDs bzw. von (Teil-)Beständen der GND in die eigene Datenbank, über Korrekturvorschläge an bestehenden Normdaten bis hin zur aktiven Beteiligung im GND-Netzwerk in Form von GND-Agenturen. Die Teilnehmenden wünschten sich bei der jetzt schon möglichen Einreichung von Korrektur- und Ergänzungsvorschläge ein personalisierteres Feedback bzw. auch die Rückmeldung, wie über die Vorschläge entschieden wurde.
Vortragsfolien als pdf:
Renate Behrens, Deutsche Nationalbibliothek: Liberté, Égalité, Fraternité. Community-übergreifende Diskussion zur Entität „Werk und Ereignis“, credit: DNB, CC BY SA
Chantal Köppl, Deutsche Nationalbibliothek: Beteiligungsmöglichkeiten für neue Communities im GND-Netzwerk, credit: DNB, CC BY SA
credit für den Film: Behrens, CC BY SA
credit für den Film: Köppl, CC BY SA
Resumee der Breakout sessions
Im Anschluss an die ersten beiden Vortragsblocks wurden in jeweils vier Breakout-Sessions zwei Fragen diskutiert. Barbara Fischer und Melanie Gruß fassten die Ergebnisse der dort sehr angeregt geführten Diskussionen zusammen:
1. Wie könnte der Dialog zwischen Forschung und Sammlung gefördert werden?
- Sich austauschen und zusammenarbeiten (in der Realität und virtuell) zwischen Sammlung und Forschung, aber auch institutsintern mit anderen Bereichen, anderen Anwendern der eingesetzten Tools.
- Das Netzwerk erweitern: Künstler*innen, Produzierende, Gremien und Vereine
- Gemeinsame Entwicklung von Projektanträgen und Einwerben von Fördermitteln
- Gemeinsame Infrastruktur für Sammlung und Forschung, auch bei unterschiedlichen Trägern (Stadt, Land, Bund, privat)
- Ganz wichtig: Wer moderiert den Dialog und wer fungiert als Ansprechpartner?
credit für die Abbildung: DNB, CC BY SA
2. Welche gemeinsame Forschungs- und Sammlungsstruktur und welche Referenzpunkte (Normdaten) brauchen wir dafür?
- Was für ein Datenmodell (und welche Entitäten) brauchen wir? Inszenierungswerk als verbindendes Element wurde häufig genannt, brauchen wir die Entität Ereignis?
- Vorhandene Datenmodelle ansehen und ggf. anpassen (nachnutzen)
- Abgrenzung: Was muss in die GND, was nicht? Welche anderen Tools kann man parallel / alternativ nutzen (z.B. Wikidata)?
credit für die Abbildungen: DNB, CC BY SA
Verabredungen
Es besteht ein großer Bedarf und auch die Bereitschaft, sich auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Wie geht es nun weiter?
- Regelmäßige Treffen und Austausch, mit dem Ziel der Erarbeitung bzw. Anpassung von Datenmodellen für die Performing Arts (Ansprechpartner: Orga-Team des Forums)
- Vorangehen auf den für Communities möglichen Beteiligungswegen im Netzwerk der GND, auch zur Etablierung einer fachspezifischen Interessensgruppe
- Konzeption und Einrichtung einer Inszenierungs- bzw. Produktionsdatenbank, auf der Basis existierender Ansätze (dazu ist ein Antrag für Projektförderung in Vorbereitung, – Ansprechpartner Patrick Primavesi und Melanie Gruß, auch in Rahmen der NFDI4C)
- Ausbau der Vernetzung mit Künstler*innen, produzierenden Einrichtungen und Gremien / Verbänden etc.. Wie kann man auch aktuelle, laufend digital produzierte Daten zu Produktionen und Inszenierungen (der Theater, z.B. aus Ticketing-Systemen) zukünftig für Sammlung und Forschung nutzbar machen?
Die Veranstaltung wurde gemeinsam organisiert und durchgeführt von der AG ARCHIV der Gesellschaft für Theaterwissenschaft (gtw), der Deutschen Nationalbibliothek (DNB), dem Fachinformationsdienst Darstellende Kunst (FID DK), der Gemeinsamen Normdatei (GND), dem Institut für Theaterwissenschaft der Universität Leipzig, dem NFDI4Culture-Konsortium der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI e.V.), der Staatsbibliothek zu Berlin/Preußischer Kulturbesitz und dem Theatermuseum Düsseldorf.