Das Forschungsprojekt „Kurt Petermann und das Tanzarchiv – Tanzforschung in der DDR“ widmet sich aus einer interdisziplinären Perspektive der Geschichte des Tanzarchivs Leipzig, die eng mit der Person Kurt Petermann verbunden ist. Die intensive Sichtung und Auswertung des umfangreichen Nachlasses Petermanns, der sich als Teil der Bestände des Tanzarchivs in der UB Leipzig befindet, bildet die Grundlage des Forschungsprojektes. Ziel des Forschungsprojektes ist die Verortung des Tanzarchivs und seiner Geschichte im Spannungsfeld von Institution, Praktiken und Akteuren, die sich permanent beeinflussen. So gilt es das Material auf mehreren Ebenen zu verorten: Ist die Entstehung des Tanzarchivs im Jahr 1957 eng mit der Konstituierung der DDR als souveräner sozialistischer Staat verknüpft, so wirken sich ebenso medientechnische Entwicklungen auf die Archiv- und Sammeltätigkeit aus. In besonderem Maße muss auch der Sammlungsgegenstand selbst berücksichtigt werden. In seiner Flüchtigkeit ist der Tanz selbst nie objektiv zugänglich, sondern immer nur durch ein anderes – Videoaufzeichnungen, Notationen, Beschreibungen oder Musik – fassbar. Bereits in dem Begriff „Tanzarchiv“ liegt damit ein Widerspruch verborgen, der es von anderen Archiven abhebt. So stellt sich in besonderem Maße die Frage nach der Existenzberechtigung und dem dahinter liegenden Bedürfnis. Ins Spiel kommt dabei v.a. die künstlerische Praxis und das Selbstverständnis von Tanz als Kunst. Die Bedingungen für das Ent- und Bestehen des Tanzarchivs sowie seine Entwicklung in der DDR und darüber hinaus nachzuvollziehen, verspricht daher aufschlussreiche Erkenntnisse auch für aktuelle Fragestellungen.