Zitatformen
Zitat ist nicht gleich Zitat. Man unterscheidet direkte von indirekten Zitaten. Außerdem können Belegstellen als sinngemäße oder allgemeine Verweise genutzt werden. Nicht alle Fachbereiche arbeiten mit allen Zitatformen. So sind in den Naturwissenschaften direkte oder indirekte Zitate kaum anzutreffen. Hier wird meist mit Verweisen auf ganze Studien gearbeitet, also ausschließlich mit sinngemäßen Zitaten. In der Literaturwissenschaft oder Geschichte werden hingegen häufig direkte Zitate verwendet. Teilweise hängt es auch vom Thema oder vom persönlichen Schreibstil ab, welche Zitatform überwiegt.
Direktes Zitat
Ein direktes Zitat ist wörtlich, unverfälscht und eins zu eins übernommen. Es steht in Anführungszeichen und muss eindeutig belegt sein, also immer mit der genauen Seitenangabe. Auslassungen mit Auslassungspunkten in eckigen Klammern […] sind zulässig, sofern sie den Sinn des Zitats nicht entstellen oder verfälschen. Manche AutorInnen und Verlage verwenden für Auslassungen auch runde Klammern (…), was jedoch nicht eindeutig ist. Sie könnten auch aus dem zitierten Text stammen. Auch Ergänzungen sind möglich, wenn ein Satzteil in den eigenen Satz eingebaut werden soll.
Beispiel
„Die Sozialgesetzgebung ist heute noch nichts anderes als zu Bismarcks Zeiten […]. Er [Bismarck] empfahl den Arbeitern gewissermaßen, sich in allen sozialen Nöten vertrauensvoll an den guten Vater Staat zu wenden, welcher sich dann schon seiner gehorsam bittenden Kinder annehmen würde.“ (Linow, 1927, S. 43)
Auch Rechtschreibfehler sollten übernommen werden, gravierende Fehler können mit dem Vermerk [sic!] versehen sein. Das gilt allerdings nicht für die alte Rechtschreibung oder alte Quellen vor der Festlegung der orthografischen Regeln gilt. Diese Texte waren zur Zeit der Publikation nicht falsch geschrieben.
Indirektes Zitat
Ein indirektes Zitat gibt einen anderen Text der Sache nach wieder, ohne den genauen Wortlaut aufzurufen. Üblicherweise wird es durch einen Konjunktiv gekennzeichnet. Genau genommen wird hier mit indirekter Rede gearbeitet. Den Konjunktiv diskutieren wir unter LINKZitationsregeln.
Beispiel
Müller (2019, S. 23–26) argumentiert, es sei nicht nachvollziehbar, warum X von Y verdrängt wurde.
Auch indirekte Zitate müssen mit einer Seitenangabe versehen sein. Um sie von direkten Zitaten zu unterscheiden, kann ein vgl. eingefügt werden. Diese Abkürzung steht für „vergleiche“. Manchmal wird zur Angabe indirekter Zitate auch siehe verwendet. Wer auf weitere Bücher oder Texte zum Thema verweisen will, kann dies mit vgl. auch oder siehe auch.
Sinngemäßes Zitat oder allgemeiner Verweis
Mit sinngemäßen Zitaten kann sich der eigene Text auf einen ganzen Argumentationsgang, auf eine Theorie oder Methode beziehen. Daher könnte man auch von einem allgemeinen Verweis sprechen.
Ist eine Theorie etwa auf eine konkrete Person zurückzuführen, kann die Angabe des Namens ausreichen.
Beispiel
Die Dekonstruktion (Jacques Derrida) als Methode kann dies und jenes erklären.
In anderen Fällen muss das Werk, in dem eine konkrete Gedankenabfolge publiziert wurde, angegeben sein.
Beispiel
Dieses Panoptikum (Michel Foucault, „Überwachen und Strafen“, 1975) kann als Sinnbild für X verstanden werden.
Beispiel
In Anlehnung an Sereno und Rayner (2003) werden diese Methoden kombiniert.
Auch hier kann ein vgl. ergänzt werden.
Wird ein Begriff aufgerufen, der im eigenen Fachbereich als bekannt vorausgesetzt werden kann, muss dies nicht unbedingt belegt sein.
Beispiel
Eine „Beobachtung zweiter Ordnung“ (Luhmann) hilft, …
Allerdings unterscheiden sich die Fächerkulturen. „Strengere“ Disziplinen könnten eine solche Angabe als Fehler werten, für andere ist es völlig legitim.
Paraphrase, quote, cite
Im Englischen werden für die Zitatformen die Begriffe paraphrase, quote und cite verwendet. Im Video erklären wir noch einmal die Unterschiede.