Plagiate

Die unendliche Fülle an digital verfügbaren Texten gepaart mit einem hohen Publikationsdruck in der Wissenschaft vermitteln gerade Studierenden schnell den Eindruck, dass es kaum möglich ist, Neues, Unverfälschtes und Eigenes zu verfassen. Außerdem erlauben die technischen Bedingungen vergleichsweise schnell, Passagen und Sätze zu kopieren – aber auch zu prüfen, weil mittlerweile viele Bücher im Volltext online sind. Plagiate scheinen ein Phänomen der Zeit.

Wir können auf diese intensiven Debatten hier nicht näher eingehen. Die Schwierigkeiten, einen authentischen, einen wirklich eigenen Gedanken zu schreiben, können wir nicht aus dem Weg räumen. Schließlich baut jeder Text auf den Gedanken vorheriger Texte auf. Sich an die Zitationsregeln zu halten, ist meist schon ein wichtiger Schritt, um gar nicht erst in die Plagiatsfalle zu tappen. Allerdings: Niemand plagiiert unabsichtlich. Es ist praktisch höchst unwahrscheinlich, aus Versehen einen oder zwei Sätze zu schreiben, die identisch woanders schon stehen. Wer also die Quellen bzw. die wissenschaftliche Literatur aus der Hand bzw. aus dem Sichtfeld legt und eigenständig schreibt, schreibt nicht ab. Anschließend bleibt, konkrete, von anderen übernommene Ideen oder Argumente kenntlich zu machen.

Plagiatstypen

Man kann etwa sechs Plagiatstypen unterscheiden

  • Vollplagiat – Texte oder Textpassagen werden unverändert und ohne Quellenangabe übernommen.
  • strukturelles Plagiat/Teilplagiat – Man formuliert zwar im Wesentlichen selbst, übernimmt aber den Argumentationsgang oder die Textstruktur (und damit den Gedankengang) aus einem anderen Text.
  • Paraphrase – Fremde Gedanken werden in eigenen Worten wiedergegeben, ohne kenntlich zu machen, dass es Gedankengänge aus anderen Texten sind.
  • Ideenplagiat – Wer eine Idee gänzlich übernimmt, als die eigene darstellt und keine Quelle angibt, macht sich des Ideenplagiats schuldig.
  • Collage – Verschiedene Passagen aus anderen Texten werden ohne oder nur mit teilweisen Quellenangaben zusammengestückelt.
  • Übersetzungsplagiat – Einzelne Sätze oder ganze Passagen werden aus fremdsprachigen Texten übersetzt und übernommen, ohne die Quelle, den oder die UrheberIn der Gedanken, anzugeben.

Man könnte zudem Passagen Eigenplagiat nennen, bei denen eigene, bereits veröffentlichte Texte ganz oder in Teilen und ohne Quellenangabe wiederverwendet werden. Da es sich in solchen Fällen aber um die eigene Urheberschaft handelt, man selbst also UrheberIn des Gedanken war, ist es im eigentlichen oder juristischen Sinn kein Plagiat. Schließlich kann man schlecht von sich selbst abschreiben oder klauen. Es ist also kein Plagiatsproblem, in der Bachelorarbeit etwa Passagen zu wiederholen, die bereits in einer Hausarbeit stehen. Es kann aber als Täuschungsversuch gewertet werden, weil die zweitverwertete Leistung nicht in der Bearbeitungszeit der BA- oder MA-Arbeit erbacht wurde.

Vom Writing Center der University of North Carolina gibt es eine gute Übersicht zu Plagiatsfragen, was den anglophonen Sprachraum angeht: writingcenter.unc.edu

Software zur Plagiatserkennung

Grundsätzlich gilt für den eigenen Text, dass man keine Software benötigt, um nach Plagiaten zu suchen, wenn man die verschiedenen Zitatformen kennt und sich an die Zitationsregeln hält. Allerdings wird Software zur Plagiatserkennung teilweise von den Dozierenden eingesetzt.

Die HTW Berlin testet seit einiger Zeit regelmäßig Software zur Plagiatserkennung und hält fest: „Sogenannte Plagiatserkennungssoftware findet keine Plagiate, sondern nur identische Textstellen. Die endgültige Entscheidung darüber, ob ein Text ein Plagiat ist oder nicht, muss von der zuständigen Lehrkraft getroffen werden. Die Software sollte nur ein Hilfsmittel, aber kein Prüfstein sein. Blindes Vertrauen in automatisch generierte Plagiatsberichte ist unverantwortlich.“

Finden, Lesen, Zitieren
Wie recherchiert es sich am besten? Wie werden Quellen und Belege im Text verbaut? Warum ist Literaturverwaltung mit Datenbanken eine feine Sache und was genau ist ein Plagiat?