Wissenschaftlich Lesen

Wissenschaftliche Texte liest man anders als Zeitungen oder Romane. Das Ziel ist, sich in ein Thema einzuarbeiten oder einen eigenen Text zu schreiben. Aufgrund der hohen Informationsdichte wissenschaftlicher Literatur ist es nicht zielführend, jedes Detail des Textes zu erfassen.

Es ist durchaus anstrengend, wissenschaftliche Texte zu lesen. Wenn man feststellt, dass sich die Augen zwar bewegen, die Informationen aber nicht mehr im Gehirn ankommen, sollte man eine Pause machen. Es kann auch helfen, sich ein Zeitlimit zu setzen.

Fachbegriffe lernen

Gerade in den ersten Semestern ist es ratsam, die Literatur im eigenen Fach zu kennen, die eigens für Studierende geschrieben worden ist. Dazu gehören Einführungen, Fachlexika und Handbücher. Wenn Fachtexte schwer zu verstehen sind, lohnt sich ein Blick in diese Bücher. Es mag sich vielleicht wie ein Umweg anfühlen, doch mit dem nötigen Grundwissen fällt es anschließend leichter, kompliziertere Fachliteratur zu verstehen.

Lesetechniken

Gute wissenschaftliche Texte sind stereotyp gebaut. Zeitschriftenartikel oder Journalbeiträge haben meistens ein Abstract, das auf rund 10 Zeilen den Kern des Textes wiedergibt. Bücher enthalten fast immer Einleitung und Schluss, wo die zentralen Fragen gestellt und zusammenfassend beantwortet werden (sollten). Inhaltsverzeichnis, Einleitung, Schluss bzw. Abstract, Results, Discussion sind also die wichtigsten Textteile, um schnell zu entscheiden, ob es sich lohnt, den Text genauer zu lesen.

Es ist hilfreich, in drei Schritten vorzugehen:

  1. Warum will man den Text lesen? Was ist das Ziel?
  2. Text überfliegen für einen groben Überblick. Fokus auf Überschriften, Zwischenüberschriften, Abbildungen
  3. Relevante Passagen genau anschauen (etwa Versuchsaufbau oder Ergebnisse), eventuell mit Unterstreichungen und Randnotizen arbeiten

Eine etwas detailliertere Herangehensweise ist die Sechs-Schritt-Methode PQ4R: Preview, Questions, Read, Reflect, Recite, Review.

  • Preview: Sich einen Überblick über den Text verschaffen: Wie ist der Text aufgebaut? Gibt es ein Abstract, Veranschaulichungen etc.?
  • Questions: Sofern es keine Leseaufgabe gibt, Fragen an den Text formulieren (Was?/Warum?/Wozu?/Wie?/Wer?/Wann?/Wo?). Was möchte ich wissen?
  • Read: Den Text lesen und die Textstellen markieren, die für die Beantwortung der eigenen Frage(n) relevant sind; sich Notizen machen.
  • Reflect: Das Gelesene nach einigen Abschnitten reflektieren.
  • Recite: Den Text nach dem Lesen zur Seite legen und die eingangs gestellten Fragen aus dem Gedächtnis beantworten – kurz und knapp. Falls nötig, Textteile nochmal lesen und Notizen ergänzen.
  • Review: Die Erkenntnisse in eigenen Worten zusammenfassen und vielleicht in einem Schaubild visualisieren.

Lesetechniken ermöglichen eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten. Durch Fragen setzt man Schwerpunkte, einige Informationen werden so wichtiger als andere. Die Zusammenfassung in eigenen Worten zeigt, was man verstanden hat. Sie dient gleichzeitig als Gedächtnisstütze. Wenn man mehr als nur Randnotizen erstellt, sondern eine größere Mitschrift, spricht man von einem Exzerpt. Die relevanten Informationen wurden also exzerpiert, was so viel heißt wie herausgezogen.

Finden, Lesen, Zitieren
Wie recherchiert es sich am besten? Wie werden Quellen und Belege im Text verbaut? Warum ist Literaturverwaltung mit Datenbanken eine feine Sache und was genau ist ein Plagiat?