Forschungsprojekt

Hintergrund

Mit der Einführung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000 werden erneuerbare Energien (EE) gefördert und kontinuierlich ausgebaut. Heute leisten sie mit einem Anteil von über 40 Prozent einen wichtigen Beitrag zur Stromerzeugung. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil des aus Wasser, Biomasse, Sonne und Windkraft erzeugten Stroms am gesamten Stromverbrauch auf 65 Prozent erhöht werden.

Die staatliche EEG-Förderung beabsichtigt, die Treibhausgasemissionen im Stromsektor durch den Umstieg von fossil-nuklearen zu erneuerbaren Energien zu reduzieren. Zudem sollen auch weitere negative Auswirkungen der konventionellen Stromerzeugung, wie z. B. enorme Landschaftseingriffe durch die Kohleförderung, verhindert werden.

Herausforderung

Der Ausbau erneuerbarer Energien wirkt sich auf Mensch und Natur aus. So greifen Windräder beispielsweise in die Landschaft und den Lebensraum von Tieren ein. Der Anbau der Bioenergieträger Raps und Mais als großflächige Monokulturen beeinträchtigt die Qualität von Grundwasser und Boden. Die Energiewende verursacht demnach auch sogenannte umweltpolitische Zielkonflikte – etwa zwischen Klimaschutz auf der einen und Natur- und Landschaftsschutz auf der anderen Seite.

Damit die Energiewende gelingt, müssen betroffene Akteur:innen über Notwendigkeit und Chance einerseits sowie mögliche Risiken und Konflikte andererseits informiert und an Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

Ziele

Vor diesem Hintergrund lautet unsere zentrale Forschungsfrage: Wie kann der politische Steuerungsrahmen in Deutschland so ausgestaltet werden, dass der Umbau des Stromsystems auch unter Berücksichtigung multipler Umweltwirkungen der EE-Nutzung nachhaltig erfolgt? Wir fragen uns somit, welche politischen Maßnahmen nötig sind, damit erneuerbare Energien in nachhaltiger Weise ausgebaut werden. Der Fokus unserer Forschung liegt dabei insbesondere auf Windenergie.

Wir betrachten jedoch auch Wechselwirkungen zwischen der Nutzung der Windenergie und anderer erneuerbarer Energieträger, etwa der Bioenergie und der Photovoltaik. Im Ergebnis möchten wir konkrete, praxistaugliche Vorschläge vorlegen, wie die politischen Instrumente auf regionaler (z. B. die Fortschreibung der Regionalpläne), nationaler (z. B. die Novellierung des EEG) und europäischer Ebene (z. B. Umsetzung der EE-Richtlinie) entsprechend ausgestaltet und angepasst werden sollten.

Forschungsbeiträge

  • Umweltbewertung der EE-Nutzung. Wir identifizieren und bewerten Zielkonflikte (und -synergien) zwischen wichtigen Nachhaltigkeitszielen, die bei der Erreichung der EE-Ausbauziele berücksichtigt werden müssen: Natur- und Artenschutz, Anwohner:innenschutz, Schutz des Landschaftsbildes und Minimierung von Strom- und Systemintegrationskosten. Wir fragen, wie diese Zielkonflikte durch verschiedene räumliche Verteilungen der EE-Anlagen in Deutschland beeinflusst werden. Wir führen zudem empirische ökologische Untersuchungen durch, um speziell den Einfluss der Windenergienutzung auf Greifvogelpopulationen besser zu verstehen.
  • Umweltverträgliche Energiewende durch Instrumentenmix. Wir entwickeln Konzepte für eine intelligente Kopplung von EE-Förderinstrumenten sowie Planungs- und Genehmigungsrecht, mit deren Hilfe Zielkonflikte minimiert werden können. So untersuchen wir beispielsweise, inwieweit eine stärkere räumliche Differenzierung der EE-Förderung oder die Festlegung einheitlicher Mindestabstände zu EE-Anlagen zielführend sein können.
  • Umweltverträgliche Energiewende im Föderalismus. Wir entwickeln Vorschläge für eine bessere Koordination von Energie- und Umweltpolitik zwischen EU-, Bundes-, Länder- und Gemeindeebene. Diese sollen gewährleisten, dass die politischen Ziele und Interessen auf den verschiedenen politischen Ebenen in Einklang gebracht werden. So fragen wir beispielsweise, wie die Zuständigkeiten für räumliche Flächenplanung des EE-Ausbaus zwischen den Ebenen zukünftig aufgeteilt werden sollen und können.

Ansatz

  • Interdisziplinarität. In unserer Forschung verbinden wir Ansätze verschiedener Fachbereiche: Ökologie, Ökonomie, Politikwissenschaften sowie Raumwissenschaften. Als zentrales Element unserer Forschung entwickeln wir räumlich explizite, ökologisch-ökonomische Modelle zur Bewertung von EE-Politikoptionen.
  • Transdisziplinarität. Unsere Forschungsbeiträge entstehen im Dialog mit Partner:innen aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Gemeinsam identifizieren und priorisieren wir ökologische Zielkonflikte der EE-Nutzung sowie mögliche politische Lösungsoptionen und Handlungsempfehlungen. Der Austausch erfolgt unter anderem im Rahmen von Expert:innen-Workshops und Beiratstreffen.