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Aristoteles
(384 v. Chr. − 322 v. Chr.)

Der Energie-Begriff

Der Begriff "Energie" ist erst im 19. Jahrhundert aus der französischen und englischen in die deutsche Sprache übergegangen. Er hat einen griechischen Ursprung "Enérgeia", zu deutsch "Wirksamkeit". Aristoteles erklärte Enérgeia als die

Wirkkraft, durch die Mögliches in Seiendes übergeht.

Das Wort "Energie" war jedoch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Conversationslexikon Leipzig, 9. Auflage 1848, nicht zu finden.

Obwohl sich der Begriff "Energie" erst im späten 19. Jahrhundert durchsetzte, begann die Begriffsbildung bereits Ende des 17. Jahrhunderts.

Gottfried Wilhelm von Leibniz hat im Jahre 1686 Vorstellungen entwickelt, die unseren heutigen Begriffen von kinetischer und potenzieller mechanischer Energie weitgehend entsprechen.

Das Wort "Energie" ist erstmals 1800 von Young in die Physik eingeführt worden, konnte sich damals aber noch nicht durchsetzen. Young hat später durch Beugung am Spalt die noch heute gültigen Auffassungen über die Wellennatur des Lichts begründet. Coriolis und Poncelet definierten 1828/29 den Begriff "Arbeit".

Gottfried Wilhelm von Leibniz
(1646 − 1716)
Thomas Young
(1773 − 1829)
Gustave Gaspard de Coriolis
(1792 − 1843)
Jean-Victor Poncelet
(1788 − 1867)

Unter Verwendung dieses Begriffs haben in den Jahren 1842 − 1847 Mayer, Joule und Helmholtz jenen fundamentalen Zusammenhang entdeckt und formuliert, den wir heute als Energiesatz bezeichnen und für die Definition des Begriffs "Energie" in den Naturwissenschaften verwenden:

Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet,
sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden.

Anstelle des Wortes "Energie" verwendeten sie aber die Begriffe "lebendige Kraft", "Spannkraft" oder "Fallkraft".

 

Julius Robert von Mayer
(1814 − 1878)
James Prescott Joule
(1818 − 1889)
Hermann von Helmholtz
(1821 − 1894)

In den Jahren 1851-1852 haben Thomson (Lord Kelvin) und Rankine schließlich den Begriff "Energie" als für alle Bereiche der Physik gültige Verallgemeinerung eingeführt und damit alle bis dahin unter Verwendung des Wortes "Kraft" gebräuchlichen Begriffe ersetzt.

1905 begründete Einstein mit der speziellen Relativitätstheorie die allgemeine Äquivalenz von Energie und Masse, siehe Energie und Masse. Damit wurde der Begriff "Energie" in der Form verallgemeinert, die bis heute in den Naturwissenschaften gültig ist.


William Thomson
(1824 − 1907)
William J. M. Rankine
(1820 − 1872)
Albert Einstein
(1879 − 1955)

Im Brockhaus-Konversations-Lexikon (Leipzig, 14. Aufl. 1893) steht vor der Jahrhundertwende bereits eine halbe Seite über Energie, links ist der erste Absatz abgebildet. Die Ausführungen beginnen mit der Tatkraft, gefolgt von mechanischer Energie, und nennen elektrische Energie am Ende.

Begriffe wie "Energieerzeugung" oder "Erneuerbare Energie" widersprechen dem Energiesatz, nach dem ausdrücklich Energie nicht erzeugt werden kann. Auch ein "energischer Mensch" wird durch den Energiesatz nicht beschrieben.

 

Man kann deshalb außerhalb der Naturwissenschaften für "Energie" eine allgemeine Beschreibung in Anlehnung an Aristoteles verwenden:

Energie ist ein Zustand, der die Bereitschaft zur Verrichtung einer Arbeit darstellt.