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 Beat Siebenhaar

Tipps zum Verfassen schriftlicher Arbeiten

Sie sollten mit Ihrer Seminararbeit / Abschlussarbeit auf unterschiedlichem Niveau zeigen

Die folgenden Hinweise sollen Ihnen dazu einige Anhaltspunkte geben.

Gerne verbessere ich diese Seite und bin dankbar für Rückmeldungen.

Die formalen Minimalanforderungen sind auf einem A4-Blatt zusammengetragen, sie werden weiter unten weiter ausgeführt.

Inhaltsverzeichnis

1 Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

1.1 Einleitung

1.2 Hauptteil

1.3 Schluss

2 Inhalt

3 Der formale Aufbau der schriftlichen Arbeit

3.1 Deckblatt

3.2 Inhaltsverzeichnis

3.3 Abhandlung

3.4 Anmerkungen

3.5 Literaturverzeichnis

3.6 Anhang

4 Zitieren und Referieren

5 Stilistische Besonderheiten wissenschaftlicher Texte

6 Formalia

6.1 Schrifttyp und -größe

6.2 Zeilenabstand, Seitenrand

6.3 Nummerierung

6.4 Überschriften

7 Literaturverzeichnis

7.1 Selbständige Arbeit / Monographie

7.2 Zeitschriftenaufsatz

7.3 Aufsatz in einem Sammelband

7.4 Online-Publikation

8 Literaturhinweise

 

1 Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit

Der Aufbau einer wissenschaftlichen Arbeit lässt sich mit dem Bild einer Sanduhr vergleichen. Inhaltlich ist der Beginn sehr weit gefasst, die konkrete Fragestellung fokussiert dann das Interesse. Das Zentrum der Arbeit, der Methodenteil und die Darstellung der Resultate Ihrer Untersuchung, ist inhaltlich eng ans Thema gebunden, die Diskussion öffnet den Blick wieder und stellt die Arbeit in einen größeren Zusammenhang.

Schema des Aufbaus einer wiss. Arbeit
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Der konzeptuelle und auch der formale Aufbau kann sich an diesem Schema orientieren. Die inhaltlichen Schwerpunkte und Funktionen der einzelnen Teile werden im Folgenden dargestellt.

1.1 Einleitung

Die Einleitung soll das Interesse des Lesers wecken. In der kurzen Einleitung (höchstens 10 % des Gesamttextes) wird das Thema der Arbeit eingeführt und eingegrenzt, die Forschungslage thematisiert sowie eine konkrete Forschungsfrage formuliert. Der Schluss der Einleitung skizziert den Gedankengang der Arbeit und das methodische Vorgehen. Manchmal werden in der Einleitung auch schon die wichtigsten Resultate vorweggenommen.

1.2 Hauptteil

Der Hauptteil bietet eine ausführliche Bearbeitung der Forschungsfrage. Dabei werden häufig die folgenden Punkte angesprochen: Entfaltung der Hypothesen, Darstellung der Methoden, Präsentation und Diskussion der Ergebnisse. Je nach Ausrichtung der Arbeit wird eher referiert, reflektiert, beschrieben, analysiert, interpretiert oder diskutiert.

Die Argumentation kann in diesem Teil unterschiedliche Wege gehen. Üblich sind die folgenden Formen, die sich nach den konkreten Anforderungen richten:

1.3 Schluss

Der Schluss hat eine eigene inhaltliche Überschrift. Damit kennzeichnen Sie den Schluss Ihres Textes als Zusammenfassung, Interpretation, Resumée, Schlussfolgerungen, Fazit, Ausblick oder eine Kombination dieser Formen. Der Schluss muss sich auf die gesamte Arbeit beziehen und nicht nur auf einen Teil. Wenn die Einleitung mit der Fragestellung zum Abschluss wieder aufgenommen wird, so hat die Arbeit einen schönen Bogen. Beurteilen Sie an diesere Stelle Ihre eigene Arbeit, zeigen Sie, was gelungen ist und was nicht (und weshalb). Wenn Sie in den Schluss weiterführende Fragen aufnehmen, zeigen Sie, dass Sie einerseits die Grenzen Ihrer Arbeit erkennen, andererseits aber noch viel im Köcher haben und viele Ideen, wie Sie weiterforschen könnten oder was andere aufnehmen können.

2 Inhalt

(das Kapitel ist noch sehr rudimentär und wird laufend ausgebaut.)

Der Inhalt eines Texte muss sich je nach Stufe angpasst (Seminar-, BA-, MA-/Magisterarbeit, Dissertation) an den grundsätzlichen Ansprüchen an eine solche Arbeit orientieren, nämlich (siehe oben):

Das heißt, Sie müssen eine eigene Fragestellung entwickeln, dieser Frage systematisch nachgehen und eine Antwort präsentieren. Für die Formulierung dieser Frage müssen Sie sich bei kursbegleitenden Arbeiten auf jeden Fall an das Kursthema anlehnen. Ich empfehle Ihnen, den zentralen Begriff des Kurses in Ihre Frage und dann auch in den Titel Ihrer Arbeit einzubeziehen.

Um wissenschaftlich zu arbeiten, können Sie nicht alles aus sich selbst heraussaugen, sondern Sie müssen sich auf Vorarbeiten stützen, auf wissenschaftliche Literatur; Sie müssen sich in die wissenschaftliche Diskussion einmischen. Dafür genügt es nicht, einen Text zu finden, der Ihr Thema behandelt, sondern Sie müssen ausgehend von Ihrer Frage recherchieren. Dabei wird es notwendig thematische Kreise zu ziehen. Bei einem Thema wie "Anglizismen in der Jugendsprache" müssen Sie beispielsweise wissen, was 'man' unter "Jugendsprache" versteht. Wenn Sie nur schon drei oder vier Texte dazu ansehen, merken Sie, dass es nicht eine Definition gibt, sondern eine ganze Menge, die sich nur teilweise überlappen oder die sich sogar widersprechen. Nun müssen Sie in Ihrem Text definieren, was Sie für Ihre Arbeit unter Jugendsprache verstehen wollen und Sie müssen Ihren Begriff mit andern vergleichen. Dazu sind die Bezüge zur Literatur herzustellen. Sie zeigen damit, worauf Sie aufbauen und was Sie verwerfen; Sie zeigen, welchen Forschern sie folgen und welchen nicht. Dasselbe machen Sie dann für den Begriff "Anglizismus". Dabei merken Sie, dass sie nicht nur den Begriff Anglizismus definieren müssen, sondern evtl. auch Fremdwort, Lehnwort, Entlehnung, Lehnübertragung, Borrowing, nonce Borrowing. Sie kommen von jugendsprachlichen Ausdrücken wie that's it zur Frage, wie Sie mit Sätzen umgehen sollen, die in die Rede eingebaut werden und eben nicht nur ein Einzelwort darstellen. Sie suchen nun nach Erklärungen von Sprachwechsel, von code-switching, code-mixing. Sie geraten vielleicht zur Frage, was jetzt Pidginisierung und Kreolisierung ist, merken nach zwei mühsam zusammengeschriebenen Abschnitten, dass das zu weit vom Thema wegführt und Sie das wieder löschen müssen (ich würde den Text vorerst in einem andern Dokument behalten). In Ihrer Arbeit übernehmen Sie mit all diesen Definitionen Aussagen oder Inhalte von andern, Sie kritisieren sie, modifizieren sie, lehnen sie ab, vergleichen verschiedene Ansätze, Sie führen Gedanken weiter, Sie setzen theoretische Konzepte mit Ihren Daten in Verbindung oder vergleichen Ihre Daten mit denjenigen von andern. Das ist Ihre eigenständige Arbeit.

All diese Arbeit müssen Sie dokumentieren. D. h. jedes Zitat, jede Referenz auf einen andern Text müssen Sie sofort mit vollständigen bibliographischen Angaben festhalten, damit Sie sie nachher nicht wieder mühsam suchen müssen.

Die Frage taucht immer wieder auf, wieviele fremde Texte für eine Arbeit verwendet werden müssen. Generell lässt sich das nicht sagen, das kommt auf den Status Ihrer Arbeit an und auf das Thema. Eine sehr pauschale Antwort kann sein, pro Seite Text einen bis zwei Einträge im Literaturverzeichnis. Achten Sie bei Ihrer Recherche auch darauf, dass Sie die aktuelle Literatur berücksichtigen, dass Sie wissenschaftliche Literatur berücksichtigen und jeweils die neuesten Auflagen von Texten (außer die neueste Aufläge lässt etwas weg, was Sie benötigen). Eine Arbeit, die nur Texte referiert, die älter als zehn Jahre sind, nimmt keinen Bezug zur aktuellen Forschung und erfüllt damit in den allermeisten Fällen ein wichtiges Ziel der Arbeit nicht.

Unter den Punkt "relevante Litaratur" gehört auch die Frage nach der Auswahl der zu referierenden/zitierenden Texte. Grundsätzlich gilt, dass Sie nur wissenschaftliche Texte verwenden sollen. Ein Duden-Fremdwörterbuch, das in andern Fällen sehr gute Dieste leistet, oder Wikipedia, was oft ein guter Einstieg ist, bringt für die Definition von Fachtermini nicht viel. Also: Das Duden-Fremdwörterbuch gibt eine vierzeilige Definition von 'Dialekt'. Glücks (²2000) "Metzler Lexikon Sprache" bietet zwei Spalten, Löfflers (³2003) "Einführung in die Dialektologie" mehrere Seiten. Das Handbuch Dialektologie (Besch u.a. (Hg.) 1984) umfasst gut 2000 Seiten, ist jedoch nicht mehr ganz aktuell und stellt für dialektologische Arbeiten immer noch eine unverzichtbare Grundlage dar. Das Handbuch "Language and Space" (Auer/Schmidt 2009) ist dessen Nachfolger und zeigt die deutsche Begrifflichkeit im internationalen Kontext.

 

3 Der formale Aufbau der schriftlichen Arbeit

Eine wissenschaftliche Arbeit von der Seminararbeit bis zur Dissertation umfasst obligatorisch die folgenden Teile:

Zusätzlich müssen Sie eine Erklärung abgeben, in der Sie bestätigen, dass Sie die Arbeit selbst verfasst haben. Hier stelle ich Ihnen einen Vordruck zur Verfügung

3.1 Deckblatt

Auf dem Deck- oder Titelblatt sind aufgelistet

3.2 Inhaltsverzeichnis

Das Blatt nach dem Titelblatt enthält das Inhaltsverzeichnis mit der Dezimalgliederung der Arbeit und den Seitenangaben und sieht etwa so aus:

  1 Einleitung
1
  2 Erstes Kapitel
2
  2.1 Erster Teil des ersten Kapitels
2
  2.2 Zweiter Teil des ersten Kapitels
5
  3 Zweites Kapitel
7
  3.1 Erster Teil des zweiten Kapitels
8
  3.2 Zweiter Teil des zweiten Kapitels
14
  3.3 Dritter Teil des zweiten Kapitels
18
  4 Drittes Kapitel
22
  5 Schluss
27
  (Anmerkungen)
29
  Literaturverzeichnis
30
  (Anhang)  

Die Seitenangaben sind hier natürlich nur fiktiv, allerdings beginnt – wie hier – die Seitenzählung normalerweise mit der Einleitung nach dem Inhaltsverzeichnis, das Inhaltsverzeichnis ist nicht paginiert. Die Überschriften sollen jeweils einen kurzen inhaltlichen Einblick in das jeweilige Kapitel geben, "Hauptteil", "Erstes Kapitel" oder "Schluss" sagt nichts aus. Nur die Einleitung kann diesen Titel tragen. Überschriften werden auch im Text nicht mit Satzzeichen abgeschlossen.

Anmerkungen und Anhang sind nicht notwendig (siehe 3.4 und 3.6).

Achtung: Nach der jeweils letzten Zahl steht kein Punkt. Und: wer "2.1" sagt, muss auch "2.2" sagen. (Ein anderes Kapitel kann demgegenüber dann aber beispielsweise wieder ohne Unterpunkte auskommen.)

3.3 Abhandlung

Im zentralen Teil der Arbeit stellen Sie Ihre Überlegungen dar. Formal sind Sie nur durch die Lesbarkeit eingeschränkt. Es empfiehlt sich

Tabellen und Abbildungen müssen nummeriert und beschriftet sein. Im Text muss auf sie Bezug genommen werden.

3.4 Anmerkungen

Falls Sie sich dazu entscheiden, statt Fußnoten Endnoten zu verwenden, dann gehören die hierhin. Mit der einfachen Verwaltung von Fußnoten in modernen Texteditoren empfiehlt es sich aber Fußnoten zu verwenden, die sind beim Lesen einfacher zugänglich. Je länger je mehr verzichtet man aber überhaupt auf Anmerkungen (d. h. Fuß- oder Endnoten). Was zum Text gehört, wird in den Lauftext eingebaut, was nicht da hereinpasst, wird weggelassen. Literaturhinweise werden in der Linguistik nicht in Fuß- oder Endnoten, sondern im Lauftext gegeben (siehe 4).

3.5 Literaturverzeichnis

Das Literaturverzeichnis enthält alle im Text genannten Arbeiten (und nur diese) in einer systematischen Ordnung. In fast allen Fällen wird alphabetisch nach dem Nachnamen des ersten Autors/der ersten Autorin aufgelistet. Dabei werden sämtliche Texte in diese Ordnung gebracht. Nur in sprachhistorischen Arbeiten und Arbeiten, in denen viele nicht-wissenschaftliche Primärtexte verwendet werden, ist es noch verbreitet, Primärtexte von Sekundärtexten zu trennen. (Siehe dazu auch Abschnitt 7).

3.6 Anhang

Im Anhang werden unterschiedliche Texte, Bilder, Tabellen, Grafiken zusammengestellt, auf die im Text Bezug genommen wird, die jedoch nicht direkt in den Text hineingehören, z. B. ein vollständiges Transkript eines mittelalterlichen Textes oder eines Gesprächs, Originaltexte, Werbefotos bei einer Arbeit über Werbung, Zeitungsausschnitte, Filmausschnitte auf einer DVD. Was in den Anhang gehört und was in den Text eingebaut werden soll, hängt vor allem von der Länge ab. Kürzeres wird im Text gegeben, Längeres in den Anhang gestellt. (In einem Text zur Textsorte "Todesanzeigen" können Sie einzelne Beispiel im Text wiedergeben. Wenn Sie dem Leser/der Leserin aber einen Einblick in ihre Sammlung und die unterschiedlichen Strukturen geben wollen, so würde ich diese Sammlung in den Anhang stellen.) Ihr Text muss aber auch ohne Anhang verständlich sein.

 

4 Zitieren und Referieren

Was Wissenschaftler erarbeiten, kommt nicht nur von ihnen selbst, sondern sie verarbeiten Wissen von früheren Generationen. Dafür wird häufig die Metapher von den Zwergen, die auf den Schultern von Riesen sitzen, verwendet. Den Vorarbeiten muss Respekt entgegengebracht und mit Verweisen Tribut geleistet werden. Was von andern übernommen wird, sei es als wörtliches Zitat oder inhaltlich als Gedankengang, muss belegt werden. Zitate und Referenzen sind damit auch eine Entlastung Ihrer eigenen Arbeit, denn Sie können sich darauf berufen, was andere geleistet haben. Wenn Sie diese Referenzen nicht erbringen, machen Sie sich als Plagiator schuldig. Da dieser wissenschaftliche Betrug in letzter Zeit zugenommen hat, ist der Arbeit eine schriftliche Erklärung beizufügen, dass in der abgegebenen Arbeit alle Quellen angegeben sind.

In der Linguistik ist es üblich, ein Zitat direkt im Text zu belegen. Dabei wird in Klammern direkt die Quelle angeführt, und zwar mit Namen der ersten beiden Autor:innen, Jahres- und Seitenzahl. Bei mehr als zwei Autor:innen wird normalerweise nur der erste angeführt, die andern werden mit "u. a. " oder "et al." angegeben. Mehrere Schriften desselben Autors im selben Jahr werden durch Kleinbuchstaben voneinander unterschieden (Müller 2004a; 2004b). Der Blick in das Literaturverzeichnis gibt in allen Fällen den vollständigen Hinweis. Es ist daher nicht notwendig, die vollständigen Angaben im Lauftext anzugeben – auch nicht bei der Erstnennung. Das in der Literaturwissenschaft übliche Belegen von Zitaten in Fußnoten ist in der Linguistik veraltet und wird nicht mehr akzeptiert.

Zitate folgen der Vorlage genau in Wortlaut und Schreibweise. Kürzere Zitate werden in doppelte Anführungszeichen gesetzt. Zitate, die länger als drei Zeilen sind, werden eingerückt, mit engerem Zeilenabstand und ohne Anführungszeichen. Fehler der Vorlage oder nicht erwartete Formen werden übernommen und mit [sic!] gekennzeichnet. Veränderungen der Zitate werden in eckigen Klammern angemerkt, dabei wird die Groß-/Kleinschreibung ersetzt und die neue Form in die Klammern gesetzt [A], Auslassungen werden mit [...] gekennzeichnet, inhaltliche Ergänzungen, die sich aus dem weiteren Zusammenhang des Zitats ergeben, werden ebenfalls in [xxxxx B. S.] gesetzt und mit den Initialen des Autors/der Autorin gekennzeichnet. Der Verweis folgt direkt an das Zitat oder kann in den Text eingebaut sein, wie unten gezeigt wird.

Nicht-wörtliche Zitate, sinngemäße Wiedergaben und auch Verweise auf Gesamttexte müssen ebenfalls belegt werden. Dabei fehlen natürlich die Zitat-Anführungszeichen. Auch diese Verweise können direkt mit dem Namen des Autors/der Autorin (Jahreszahl und Seitenangabe in Klammer) in den Text eingebaut sein, was häufig die elegantere Variante darstellt, oder dann insgesamt in Klammer gegeben werden.

Der folgende Text zeigt die Zitierweise beispielhaft.

Beispieltext

  Erklärung

Schon Franz Joseph Stalder, der Altvater der Schweizer Dialektologie, stellt den Mundartgebrauch aller als Abbild demokratischer Strukturen dar:

  Lauftext

So stark sonst in den Ländern deutscher Zunge die Mundart des Gebildeten von der Mundart des Volkes absticht, so waltet doch bei uns, d. h. in den Städten sowohl als in den Dörfern, eine und dieselbe Sprache, nämlich die Volkssprache, so dass zwichen [sic!] der Sprechart des höchsten Staatsbeamten und geringsten Tagelöhners selten ein merklicher Unterschied verspürt wird.

(Stalder 1819: 9)

  längeres Zitat ist eingerückt, einfacher Zeilenabstand, Fehlschreibung im Original mit [sic!] gekennzeichnet. Quellenangabe anschließend rechtsbündig mit Jahr und Seitenzahl
Damit steht er nicht allein, denn diese Argumentation hält sich als Volksmeinung teilweise bis heute (Siebenhaar/Wyler 1997: 11).   Verweis mit der Referenz in Klammer anschließend an den Text.
In der Schule sollte heute allerdings die Standardsprache vorherrschen. Dem ist aber nicht so, denn "[a]us den Zahlen [der Eidgenössischen Volkszählung 2000 B S.] geht klar hervor, dass [...] der Dialektgebrauch in den Schulen weiter zunimmt." (Lüdi/Werlen 2005: 86)   Zitat in Anführungszeichen mit Kurzbeleg. Veränderungen des Zitats (hier Kleinschreibung statt originale Großschreibung, inhaltliche Ergänzung und Auslassung) in eckigen Klammern
Damit wird der Unterschied zur Situation in Deutschland auch auf den oberen Schulstufen deutlich, wie er von Ostermai (2000) im Vergleich von Primarschüler:innen im südbadischen und schweizerischen Rheinfelden aufgezeigt worden ist.   Referenz eingebaut in den Lauftext mit Verweis in Klammer anschließend an Autorennamen. Angaben ohne Seitenzahlen ausschließlich für Hinweise auf Gesamtschriften!

 

5 Stilistische Besonderheiten wissenschaftlicher Texte

In wissenschaftlichen Arbeiten geht es darum, Tatsachen darzustellen, diese zu interpretieren und dabei beides deutlich voneinander zu trennen. Das hat stilistische Konsequenzen. Werturteile, generell Urteile, müssen begründet werden: Formulierungen wie "Finde ich interessant", "muss dem kritischen Leser auffallen..." gehören nicht in eine Seminararbeit. Allgemeinplätze sind zu vermeiden und Aussagen von anderen müssen deutlich gekennzeichnet werden (s. o.). Das hat zur Folge, dass wissenschaftliche Texte häufig Passivkonstruktionen aufweisen. Die erste Person Singular ist mit Vorsicht zu verwenden. Nur dort, wo die eigene Position deutlich markiert werden soll, kann ein "ich" stehen. Das "wir" wirkt heute antiquiert.

Lange galt der Ansatz, dass sich eine wissenschaftliche Arbeit durch Fußnoten auszeichnet. In der Linguistik ist das je länger je weniger der Fall. Mehrere Zeitschriften verlangen heute sogar schon Texte ohne Fußnoten. Deshalb muss man sich genau überlegen, was in eine Fußnote gehört, ob das nicht besser in den Haupttext integriert werden oder ganz weggelassen werden soll. Ein linguistischer Text muss auch ohne Fußnoten verständlich sein. Allenfalls kann ein Exkurs oder eine genauere wissenschaftliche Einbettung in eine Fußnote gebettet werden. Auf jeden Fall gehören in der Linguistik die Literaturangaben nicht in die Fußnote.

In emprischen Arbeiten werden Daten präsentiert, die aus einem fremden oder selbst zusammengestellten Korpus (das Korpus !) stammen. Auch wenn diese Daten – z. B. in einer Arbeit zum Tempusgebrauch in Briefen von Amerika-Auswanderern im 19. Jh. – schon älter sind, so wird i. A. für die Darstellung der Daten und Ergebnisse das Präsens verwendet. Also: Die Schreiber benutzen in 17 % aller Vergangenheitstempusformen das Präteritum. nicht: Die Schreiber benutzten in 17 % aller Vergangenheitstempusformen das Präteritum.

 

6 Formalia

Schriftliche Arbeiten an der Uni müssen nicht schön sein, sondern funktional. Gestalterische und typographische 'Höhenflüge' widersprechen dieser Funktionalität des Öftern. Das heißt aber nicht, dass Sie sich für die Gestaltung keine Mühe geben sollen, sondern dass sich dieses Bemühen immer auf die Ausgestaltung der Funktionalität ausrichten soll. Arbeiten, die Sie abgeben, sollen zeigen, dass Sie sich mit einem Thema auseinandersetzen können, dass Sie fremde Aussagen zu Ihren machen oder sich davon abgrenzen können. Um das zu zeigen, muss der Text gut lesbar sein. Neben einem durchschaubaren Konzept, einer klaren Sprache, neben der grammatischen und orthographischen Korrektheit trägt auch die formale Gestaltung dazu bei. Folgende Hinweise helfen, die Arbeit lesbar zu gestalten.

6.1 Schrifttyp und -größe

Längere Texte auf Papier sind mit Serifenschriften besser zu lesen (Times, Times New Roman u. ä.), serifenlose Schriften können für Titel gebraucht werden (müssen aber nicht). Auf jeden Fall sollen verschiedene Schriftschnitte und Größen nicht gemischt werden. Als Schriftgröße für den Lauftext wählen Sie am besten 12 Punkt. Auszeichnungen sollen Sie, wie gesagt, spärlich verwenden, kursiv für Beispiele, einfache Anführungzeichen für Bedeutungsangaben, doppelte Anführungszeichen für Zitate.

Wenn Sie eine phonetische Schrift brauchen, so empfehle ich Ihnen die Schriften des SIL. Der frei verfügbare Unicode-Font mit Serifen, Doulos SIL, ist für die meisten Betriebssysteme und Schreibprogramme geeignet. Bei einem prozentualen Zeilenabstand wird der Abstand hier etwas größer, das können Sie so lassen oder, wenn es schöner aussehen soll, einen festen Zeilenabstand von 18 p in der Standardvorlage eingeben.

6.2 Zeilenabstand, Seitenrand

Ihre Texte müssen korrigiert werden, dafür braucht es Platz, und zwar zwischen den Zeilen und auch am Rand. Verwenden Sie deshalb 1 1/2-zeiligen Abstand oder festen Zeilenabstand von 18 p und einen Rand auf der rechten Seite, der Raum für Notizen lässt, also 3–4 cm, das ist ungewohnt, aber praktisch.

6.3 Nummerierung

Kapitel sind in der Dezimalklassifikation nummeriert. Jede Tabelle, jede Grafik ist nummeriert und beschriftet, damit im Text Bezug genommen werden kann. Die Seiten des Textes sind, beginnend mit der Einleitung, durchgehend nummeriert.

6.4 Überschriften

Überschriften können mit einer andern Schrift und/oder Fettdruck ausgezeichnet werden. Eine Überschrift schließt ohne Satzzeichen, außer bei bei einer Frage mit einem Fragezeichen.

 

7 Literaturverzeichnis

Das Literaturverzeichnis listet sämtliche verwendete Literatur auf. Dabei ist das Verzeichnis alphabetisch nach dem Nachnamen des Autors/der Autorin geordnet. Nur bei vielen Primärtexten (z. B. in sprachhistorischen Arbeiten oder empirischen sprachwissenschaftlichen Arbeiten zu literarischen oder journalistischen Texten) werden diese gesondert aufgeführt. Hat ein Autor/eine Autorin mehrere Texte veröffentlicht, so werden diese in zeitlicher Reihenfolge aufgelistet. Bei mehreren Publikationen im selben Jahr wird alphabetisch geordnet und ein kleiner lateinischer Buchstabe an die Jahreszahl angefügt (diese muss auch beim Zitieren im Text berücksichtigt werden). Die hier dargestellt Form des Literaturverzeichnisses ist in den meisten modernen linguistischen Zeitschriften ähnlich aufgebaut und orientiert sich am Unified Stylesheet for Linguistics (USL); Genaueres siehe USL Style). Ich liste hier ein eindeutiges System auf, dabei ist klar, dass jede Zeitschrift das System ein bisschen anders interpretiert, so steht manchmal statt einem Doppelpunkt ein Punkt, statt einem Punkt ein Komma. Manchmal werden die Seiten statt mit Punkt mit ". S. " abgegrenzt, und manchmal werden bei mehreren Autor:innen Vor- und Nachname der nicht-ersten Autor:innen umgedreht. Ich stelle hier ein eindeutiges System dar, damit Sie strikt danach verfahren können. Andere Angaben sind besonders in der historischen Sprachwissenschaft möglich, allerdings ist eine durchgehende Systematik Voraussetzung.

In allen Fällen steht zuerst der Autor/die Autorin. Bei zwei Autor:innen werden diese mit "/", "&" oder "und" voneinander getrennt, bei drei und mehr Autoren steht der erste Autor ganz da, die andern werden unter "u. a." zusammengefasst.

Wichtig für die Art der Literaturangabe ist die Unterscheidung von selbständigen Arbeiten (Monographien), Zeitschriftenaufsätzen und Aufsätzen in Sammelbänden. StudienanfängerInnen haben häufig Zuordnungsschwierigkeiten. Was ist jetzt ein Sammelband? Was ist eine Zeitschrift? Die sehen ja doch fast gleich aus. Die folgenden Hinweise erlauben meist eine eindeutige Zuordnung:

Die unterschiedlichen Publikationstypen werden aber im Literaturverzeichnis nicht getrennt aufgeführt, sondern entscheiden nur über die formale Gestaltung der Literaturangabe. Die Texte werden im Literaturverzeichnis alle nach dem Nachnamen des ersten Autors/der ersten Autorin sortiert.

7.1 Selbständige Arbeit / Monographie

Bei einer selbständigen Arbeit, also z.  B. einem Buch von einem Autor/einer Autorin, sieht das Schema folgendermaßen aus:

Nachname – Komma – Vorname – Punkt – Jahreszahl – Punkt – Buchtitel kursiv – Punkt – Ort – Doppelpunkt – Verlag – Punkt.

An den Ort kann sich auch ein Doppelpunkt mit der Angabe des Verlages anschließen. Wenn ein Buch in einer Reihe erschienen ist, so wird häufig der Reihentitel und die Reihennummer in Klammern mit einem zusätzlichen Gleichheitszeichen an die Literaturangabe angefügt. Eine Literaurangabe einer Monographie sieht also so aus:

Siebenhaar, Beat (2000): Sprachvariation, Sprachwandel und Einstellung. Der Dialekt der Stadt Aarau in der Labilitätszone zwischen Zürcher und Berner Mundartraum. Stuttgart: Steiner. (= ZDL Beihefte 108)

Wenn ein Text mehrfach aufgelegt worden ist, so ist auch die Auflage erwähnt:

Niebaum, Hermann und Macha, Jürgen. 2014. Einführung in die Dialektologie des Deutschen. 3. Auflage. Tübingen: Niemeyer. (= Germanistische Arbeitshefte 37)

7.2 Zeitschriftenaufsatz

Bei Aufsätzen (und Beiträgen in Sammelbänden) wird zuerst der Titel des Aufsatzes gesetzt. Nach dem abschließenden Punkt wird der Name der Zeitschrift kursiv gesetzt, danach folgt die Nummer der Zeitschrift. Nach einem Punkt folgen die Seitenangaben, wobei immer die genauen Seitenzahlen (und nicht ff.) angegeben werden.

Siebenhaar, Beat. 2014. Instrumentalphonetische Analysen zur Ausgestaltung des Sprechlagenspektrums in Leipzig. Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 81. 151–190.

7.3 Aufsatz in einem Sammelband

Steht der Text in einem Sammelband, so folgt normalerweise auf den Titel des Aufsatzes ein In, und danach wird das Buch angegeben, wobei statt den Autor:innen beim Sammelband die Herausgeber:innen aufgeführt und mit (Hg.) gekennzeichnet werden. Nach dem Komma folgen Buchtitel und wieder mit einem Komma getrennt sind die Seitenangaben vermerkt, anschließend folgen wiederum nach einem Punkt, Ort und Verlag. Allenfalls die Reihenangabe. Falls der Autor/die Autorin auch Herausgeber:in des Bandes ist, so wird der Name an beiden Stellen aufgeführt.

Siebenhaar, Beat. 2015. Quantitative Ansätze zu einer Sprachgeographie der schweizerdeutschen Prosodie. In Kehrein, Roland, Alfred Lameli und Stefan Rabanus (Hg.), Regionale Variation des Deutschen – Projekte und Perspektiven, 195–217. Berlin/Boston: De Gruyter.

7.4.Online-Publikation

Online-Publikationen stellen immer noch einen Knackpunkt für die Referenz dar, weil 'das Internet' ein mobiles Medium ist. Allgemein ist man sich aber einig, dass neben der http- bzw. ftp-Adresse auch das Datum der Kontrolle hingehört.

7.4.1 Internetzeitschriften und -bücher

Bei Internetzeitschriften und -bücher, die als pdf-Dokument zur Verfügung stehen, empfehle ich die paginierte pdf-Version zu verwenden, weil damit im Text auch auf die Seitenzahlen verwiesen werden kann. Diese Internet-Publikationen, die ein festes Publikationsdatum haben, lassen sich wie gewöhnliche Zeitschriften und Bücher bibliographieren. Zusätzlich wird die Adresse und das Zitationsdatum angegeben. Neuere online-Publikationen haben häufig eine DOI-Nummer, die angegeben werden kann. Sie führt normalerweise direkt auf die zugehörige Webseite.

Siebenhaar, Beat. 2002. Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern und was die Sprecher davon halten. Germanistik in der Schweiz. Online-Zeitschrift der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik 1. 5–17. (http://www.sagg-zeitschrift.unibe.ch/1_02/siebenhaar.pdf, abgerufen 13.06.2021)>

7.4.2. Webseiten

Einzelne Webseiten sind viel weniger fest. Wenn Sie also eine besonders prägnante Aussage zitieren wollen, empfehle ich Ihnen, die Seite als Beleg auszudrucken und evtl. in den Anhang zu stellen. In der Bibliographie sollen Sie, wenn möglich, Autor:in und Seitentitel angeben. Adresse und Zitationsdatum dürfen nicht fehlen. Eine etwas ausführlichere Beschreibung finden Sie unter mediensprache.net (online, 2008).

mediensprache.net (online, 2008): Der Short Guide zum schnellen Bibliografieren.
<http://www.mediensprache.net/de/publishing/pubs/1/short-guide/zitieren.asp; abgerufen 3.03.2016>

7.5 einige zusätzliche Hinweise

Jeder Text wird nach seinem Verfasser/seiner Verfasserin aufgeführt, nicht nach dem Herausgeber; auch im Text wird der Autor/die Autorin genannt. Das heißt: ein Buch, in dem mehrere kürzere Texte von verschiedenen Autor:innen sind, wird nicht nach dem/der Herausgeber:in, der/die auf dem Buchumschlag steht, bibliographiert, sondern jeder einzelne Aufsatz wird unter dem Namen des ersten oder einzigen Autors bzw. Autorin aufgeführt (siehe 7.3).

Allenfalls kann es vorkommen, dass Sie auf einen ganzen Sammelband verweist, etwa: "keiner der Beiträge in Mustermann (Hg. 1997) widmet sich dieser Frage". In diesem Fall führen Sie den Sammelband einzeln auf. Er wird bibliographiert wie ein Buch (siehe 7.1), allerdings wird statt dem/der Autor:in der/die Herausgeber:in mit dem (Hg.)-Zusatz angeführt.

Hinweise auf allgemeine Lexika, wie Brockhaus, Fremdwörterbuch u.ä. sind für die Definition wissenschaftlicher Termini nicht nötig. Verwenden Sie für die Definition aus dem Fachbereich die wissenschaftlichen Wörterbücher oder noch besser die Fachtexte selbst.

 

8 Literaturhinweise

Es gibt sehr viele Hinweise zum Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten. Hier finden Sie eine kleine, persönliche Auswahl von – nun schon älteren – Texten, die mir geholfen haben.

Franck, Norbert und Joachim Stary (Hg.). 2003. Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens. 12. Auflage. Paderborn: Ferdinand Schöningh.

Narr, Wolf-Dieter und Joachim Stary (Hg.). 2000. Lust und Last des wissenschaftlichen Schreibens. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer geben Studierenden Tips. 2. Auflage. Frankfurt am Main: suhrkamp. (= stw 1437)

Niederhauser, Jürg. 2000. Duden. Die schriftliche Arbeit. Ein Leitfaden zum Schreiben von Fach-, Seminar- und Abschlussarbeiten in der Schule und beim Studium. Literatursuche, Materialsammlung und Manuskriptgestaltung mit vielen Beispielen. 3. Auflage. Mannheim: Bibliographisches Institut.

Pyerin, Brigitte. 2003. Kreatives wissenschaftliches Schreiben. Tipps und Tricks gegen Schreibblockaden. 2. Auflage. Weinheim und München: Juventa.

Samac, Klaus, Monika Prenner und Herbert Schwetz. 2010. Die Bachelorarbeit an Universität und Fachhochschule. Wien: facultas.wuv. (Als E-Book an der Uni Leipzig einsehbar)

Werder, Lutz von. 2000. Kreatives Schreiben von Diplom- und Doktorarbeiten. 3. Auflage. Berlin: Schibri.

Formalia nach dem Unified Stylesheet for Linguistics (USL).

Formalia der APA zur Gestaltung von entsprechenden Arbeiten. Der Text ist auch für die inhaltliche Gliederung interessant zu lesen. Er zeigt deutlich, was in Einleitung, Methodenkapitel, Resultate, Diskussion gehört: http://www4.uwsp.edu/psych/mp/APA/apa4b.htm (Allerdings ist die Zuordnung von Gender zu Tieren, doch ein bisschen zuviel des Guten, da ich mir eine soziale Geschlechts- und Identitätskonstruktion nur schwer vorstellen kann.)

Dank

Vielen herzlichen Dank an Tobias Keller (Uni Bern) für die kritische Durchsicht und ergänzende Hinweise.