„It seems like we’re a bit forgotten by the world“

Veröffentlicht
February 19, 2024
Autor
Jeremias Tacke, Magdalena Geppert, Lena Gaidies & Sophia Carlotta Dimer

„It seems like we’re a bit forgotten by the world“- Peripherisierung und die Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU

Das Jahr 2022 war das Europäische Jahr der Jugend. Damit wollte die Europäische Union den Fokus auf eine Gruppe lenken, die von der Corona-Pandemie besonders hart getroffen worden war (BMFSFJ 2022). In der Begründung heißt es unter anderem, dass „[d]ie aktive Beteiligung junger Menschen an demokratischen Prozessen […] für die Gegenwart und die Zukunft Europas und seiner demokratischen Gesellschaften von entscheidender Bedeutung“ sei (Das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union 2021). Allerdings stellt sich die Frage, inwiefern eine solche Beteiligung für alle jungen europäischen Menschen möglich bzw. erstrebenswert ist. Bei dieser Frage setzt das Jean-Monnet-Spitzenforschungszentrum (JMCoE) der Universität Leipzig an, indem es in der ländlichen Peripherie Ostmitteleuropas zu Wahrnehmungen, Praktiken und Potenzialen von EU-Bürgerschaft forscht (Leipzig JMCoE). Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden hierzu im Januar 2022 Gruppeninterviews mit Schüler*innen in Ostmitteleuropa durchgeführt. Das Ziel des Forschungsprojektes ist es, Unionsbürger:innenschaft außerhalb der politischen und urbanen Zentren Europas[1] in den Blick zu nehmen, da gerade dort eine aktive politische Beteiligung auszubleiben scheint (Lorenz & Anders 2023).

Im Rahmen des Bachelor-Seminars Citizenship in the European Periphery bei Prof. Ph.D. Rebecca Pates am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig haben Studierende die Gruppeninterviews qualitativ ausgewertet. In unserer Gruppe diskutierten wir darüber, ob und inwiefern ein möglicher Zusammenhang zwischen Peripherisierung und Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU besteht, welcher sich auch in einer ausbleibenden politischen Beteiligung äußern könnte: Wie beeinflusst Peripherisierung die Wahrnehmung ungarischer und rumänischer Schüler:innen von ihrer Zugehörigkeit zur EU? Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage werteten wir vier Interviews von Schüler:innen aus Moreni (Rumänien) und Karcag (Ungarn) mittels einer Situationsanalyse nach Adele Clarke (2012) aus.

Zunächst leiten wir die zentralen Begriffe Peripherisierung und Wahrnehmung von Zugehörigkeit theoretisch ab und operationalisieren sie auf Grundlage der Interviews. Wir wollen untersuchen, inwiefern die Schüler:innen sich ihrer Zugehörigkeit zum (vermeintlichen) Kollektiv der Unionsbürger:innen bewusst sind und welchen Wert sie ihr zumessen (Roose, 2007; angelehnt an die Theorie sozialer Identität nach Henri Tajfel). Dabei verstehen wir Zugehörigkeitals Teilhabe an den ‚Versprechen‘ der EU sowie als Wahrnehmung von Gleichheit bzw. Ähnlichkeit zwischen Unionsbürger:innen. Es stellt sich die Frage, ob die Schüler:innen tatsächlich, wie von der EU angestrebt, erkennen, dass „sie Europa sind“ (Weigl, 2007, S. 105). Andererseits ist unser Ziel herauszufinden, wie es zu einer solchen Wahrnehmung kommt und ob Zusammenhänge zu hierarchischer Differenzierung, spezifisch in ihrer sozial-räumlichen Form der Peripherisierung, bestehen. Im Gegensatz zu Peripherie beschreibt Peripherisierung dabei keinen (unveränderlichen) Zustand, sondern einen „process of demotion or downgrading of a socio-spatial unit in relation to other socio-spatial units“ (Kühn 2015, S. 374). Dieser Prozess verläuft relativ zum Prozess der Zentralisierung: es kommt zu „Kräftezentrierung im Zentrum und Kräftezersplitterung an der Peripherie“ (Kreckel 1992, zitiert nach Deppisch 2022, S. 109; Kühn 2015). Wichtig ist uns dabei in unserer Arbeit, dem vielschichtigen Charakter von Peripherisierung gerecht zu werden. So stellen wir fest, dass die Schüler:innen Peripherität in den Schichten urbane Zentren vs. Karcag/Moreni, Westeuropa vs. Osteuropa[2], reich vs. arm und alt vs. jung erfahren.[3] Diese Schichten umfassen die ökonomischen, sozialen, politischen und diskursiven Dimensionen von Peripherisierung, die in existierender Literatur besprochen werden (Kühn 2015).

Grundsätzlich zeigt sich, dass die Schüler:innen ihre Lebensumstände negativ bewerten.  Wie genau sich die Merkmale der Peripherisierung – in sozioökonomischer und politischer Dimension sowie mit Blick auf ‚Mentalitäten‘ und Stigmata – auf die Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU auswirken, beleuchten folgende zentrale Erkenntnisse:

Erstens stellen wir in Bezug auf die sozioökonomische Teilhabe der Schüler:innen fest, dass fehlende Zukunftsperspektiven in Karcag und Moreni mit einer Bewertung von EU-Leistungen als nötig bzw. vorteilhaft einhergehen. Die Schüler:innen bemängeln fehlende Arbeitsplätze, Infrastruktur und Industrialisierung sowie niedrige Löhne. Um die Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU zu verbessern, seien EU-Leistungen deswegen von Vorteil. Die Schüler:innen fordern beispielsweise mehr finanzielle Mittel für bessere Bildungs- und Gesundheitsversorgungsstandards.

Zweitens erkennen wir in der Untersuchung der politischen Teilhabe bei den Schüler:innen ein im Sinne von Peripherisierung teilweise oder stark ausgeprägtes Gefühl von Machtlosigkeit auf EU-Ebene, welches sich auch gegenüber der lokalen und nationalen Ebene zeigt. Gleichzeitig zeichnet sich bei der Bewertung politisch-partizipativer EU-Rechte eine Tendenz in Richtung vorteilhaft oder nötig ab. Den Interviews gemein ist die größtenteils positive Bewertung des Wahlrechts, andere Rechte werden jedoch eher als neutral bzw. unwichtig bewertet. Zudem betrachten Schüler:innen fast aller Interviews den mangelnden Zugang zu Informationen und Bildung (bspw. über die EU-Wahlen) als Hauptproblem – vor allem junge Menschen seien dadurch von politischer Teilhabe ausgeschlossen. Aber auch die geringe Wahlbeteiligung und mangelnde politische Involviertheit der älteren Generation wird immer wieder auf die fehlenden Informationsangebote zurückgeführt.

Drittens registrieren wir, dass Zusammenhänge zwischen Zukunftsperspektiven im Herkunftsland und einer Teilhabe am ‚europäischen Leben‘ zu bestehen scheinen. Die ungarischen Schüler:innen sehen, vor allem in den urbanen Zentren ihres Herkunftslandes, die Möglichkeit, sich persönlich und beruflich zu verwirklichen, und deshalb kein Anlass ihr Herkunftsland zu verlassen. Ihre Teilhabe am ‚europäischen Leben‘ wird vor allem auf der materiellen Ebene durch beispielsweise die EU-Freizügigkeit und finanzielle Unterstützung für ihr Herkunftsland gefördert. Die rumänischen Schüler:innen hingegen sehen keine Möglichkeit, sich persönlich oder beruflich in ihrem Herkunftsland zu verwirklichen und verweisen dabei oftmals auch auf bereits existierende persönliche Beziehungen ins Ausland. Weiterhin beklagen sie, dass ihre Teilhabe am ‚europäischen Leben‘ vor allem auf der immateriellen Ebene, durch Diskriminierung, ‚Mentalitäten‘ und eine ‚kulturelle‘ Divergenz zwischen Ost- und Westeuropa, gehemmt wird. Neben diesen besonders auffälligen Positionen zeigen sich jedoch auch komplexere Positionen, deren Analyse, in ihrer länder- und schulspezifischen Ausprägung, notwendig erscheint.

Viertens beobachten wir eine diskursiv-stigmatisierende Peripherisierung in der Schicht Westeuropa vs. Osteuropa und stellen fest, dass die Schüler:innen quasi keine immateriellen Aspekte wie Geschichte, Werte oder ‚Kultur‘[4] als EU-weit geteilt betrachten. Grundsätzlich dominieren bei Fremd- und Selbstbildern Positionen, die sich negativ auf die eigene Nationalität und den eigenen Nationalstaat beziehen. Aussagen der Schüler:innen legen nahe, dass die Klassifizierung und Abwertung eines Nationalstaats oder Osteuropas als arm und „rückständig“ neben der tatsächlichen Erfahrung von Armut und fehlenden Perspektiven zur subjektiven Erfahrung von Peripherität beiträgt. Bei der Wahrnehmung von Gleichheit oder Ähnlichkeit zwischen Unionsbürger:innen in immaterieller Hinsicht gibt es eine ähnlich klare Tendenz: in Richtung ungleich und damit in Richtung fehlender Wahrnehmung von Zugehörigkeit. Ein:e Schüler:in  macht all das sehr deutlich:

[…] no matter how we want we are connected to our eastern neighbours. […] because everybody knows that Eastern Europe is quite … not backward, but behind the other half of Europe. And, after all, only we among ourselves can understand each other, those in the East, because those in the West have not shared our history, let’s say. I understand that from this European citizenship I gain a certain freedom, but this European citizenship for the citizens of the European Union does not mean much socially speaking. I mean, I won’t be treated as an equal in other countries because I have another citizenship underneath my European citizenship and everyone has their own opinion about the citizens of another country. (220113A_Moreni)

Fünftens untersuchen wir, inwiefern sich die Wahrnehmung einer sozioökonomischen und/oder immateriellen Ost-West-Spaltung auf die Haltung gegenüber europäischer Annäherung auswirkt. Man könnte annehmen, dass die periphere Verortung innerhalb der EU als Osteuropäer:in tatsächlich den Wunsch nach europäischer Annäherung steigert. In sozioökonomischer Hinsicht scheint sich diese Annahme fast ausnahmslos zu bestätigen: Wie bereits in der ersten Beobachtung angerissen, bewerten die Schüler:innen die sozioökonomische Ost-West-Spaltung negativ und stehen EU-Maßnahmen zur Förderung von Angleichung und Austausch tendenziell positiv gegenüber, ganz besonders die ungarischen Schüler:innen. So heißt es zum Beispiel:

Woman [interviewer]: Should there be a uniform wage across the EU?

Woman 4: Yes. Hungary should not be left behind.

Woman [interviewer]: So everyone should get the same pay in Hungary as they get in Germany, Portugal…

Man 3: Uniform salaries.

Woman 4: Well, yes, let’s say a nurse in the Netherlands is paid 750,000 HUF, I don’t know, but certainly not that much. It would be nice if we were the highest paid for night pay. So that they don’t adjust to us, but we adjust to them. (220125B_Karcag)

In Bezug auf die immaterielle Ost-West-Spaltung zeigt sich eine tendenziell ablehnende Haltung gegenüber einer verstärkten EU-Integration. Denn diese würde den Wahrnehmungen der Schüler:innen zufolge deren Identitäten untergraben, ein Verschwinden einer osteuropäischen ‚Kultur‘ befördern, und so die Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU mindern. Dabei stellen sich besonders rumänische Schüler:innen den wahrgenommenen Tendenzen der kulturellen Standardisierung entgegen: „The idea is that they are trying to achieve a unification, and a cultural unification which creates a defensive posture somehow“ (220113A_Moreni). Der Wunsch nach Beachtung, Wertschätzung und Förderung kultureller Unterschiede kann jedoch auch das Gefühl der Zugehörigkeit zur EU steigern, wie eine Aussage eines Schülers verdeutlicht: „To emphasize the cultures of each country, not to be privileged, to learn from others, and others to learn from us, about the culture and history of the person and as a nation“ (20220113A_Moreni).

Die Erkenntnisse offenbaren eine Diskrepanz zwischen Anspruch der EU und Realität: Einerseits beansprucht die EU „[d]ie aktive Beteiligung junger Menschen an demokratischen Prozessen“ zu ermöglichen. Andererseits scheint die von Schüler:innen aus Rumänien und Ungarn erfahrene Peripherisierung deren Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU negativ zu beeinflussen. In Anbetracht dessen stellen wir die Frage, wie aus der Perspektive der Schüler:innen dem Prozess der Peripherisierung entgegengewirkt werden kann: In welcher Dimension von Peripherisierung wünschen sich die Schüler:innen Veränderung? Welchen Akteuren sprechen sie dabei agency zu? Zunächst zeigt sich, dass die Schüler:innen sich neben materiellen Verbesserungen vor allem Veränderung in der immateriellen Dimension wünschen – unabhängig von ihrem Herkunftsland oder der Schulform. Grund für den verstärkten Wunsch nach Veränderungen im immateriellen Bereich ist, so vermuten wir, dass die materiellen Bedürfnisse der Schüler:innen bereits teilweise durch EU-Maßnahmen gedeckt sind. Veränderungen herbeizuführen und so der eigenen Peripherisierung entgegenzuwirken, sehen die Schüler:innen als ihre Aufgabe. Deren selbstzugeschriebenen agency steht teils oppositionell gegenüber den Institutionen und Akteure der EU: So fragt eine Person: „If we don’t fight the system, then who will. If we don’t change the system, who will change it. If we don’t try to change the system?“ (220113A_Moreni). Es wird nur wenig auf nationale Politiker:innen und lokale Politiker:innen und gar nicht auf EU- Politiker:innen oder soziale Bewegungen verwiesen. Dies könnte aus unserer Sicht ein Indiz für ein fehlendes Wissen über oder auch ein fehlendes Vertrauen in diese Akteur:innen von Seiten der Schüler:innen sein.

Zusammenfassend kommen wir zu dem Schluss, dass Peripherisierung die Wahrnehmung von Zugehörigkeit zur EU hindert und Zugehörigkeit in Form von Teilhabe wiederum Peripherisierung abmildertet. Doch Maßnahmen, die der Peripherisierung entgegenwirken (sollen), steigern nicht automatisch die Wahrnehmung von Zugehörigkeit. Sie können auch zu einem Gefühl der Abhängigkeit oder Ungleichheit führen. Wir kommen deshalb zu der Erkenntnis, dass es nicht nur Teilhabe, sondern sozioökonomische Gleichheit und Begegnungen auf Augenhöhe braucht, denn es geht nicht nur um absolute Verbesserungen, sondern um das Relative.

Schließlich wäre es spannend zu untersuchen, ob Peripherisierung gewollt ist bzw. wie sie produziert wird und was in diesem Zusammenhang die Funktion der Zentralisierung bzw. des Zentrums ist. Weiterhin bleiben Fragen offen, die sich vor allem auf die Wahrnehmung von einer gemeinsamen osteuropäischen ‚Kultur‘ und damit einhergehend die Bildung eines eigenen osteuropäischen Kollektivs beziehen. Als Gegenentwurf zur europäischen Identität verweisen Publikationen beispielsweise auf die Bildung einer „oppositional collective identity“ (Pates, 2023, S. 35). Grundsätzlich bedarf es eine weitere Überprüfung unserer Hypothesen anhand einer größeren Stichprobe und unter der Berücksichtigung des lokalen bzw. nationalen Kontexts (lokale politische Gegebenheiten, Geschichte, internationale Beziehungen).


Autorinneninformationen

Tacke, Jeremias, ist BA-Student in Politikwissenschaft und Anglistik an der Universität Leipzig, zurzeit legt er das University Diploma in International und Comparative Studies an der Sciences Po Toulouse ab. Er war am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig u.A. als studentische Hilfskraft im Arbeitsbereich Internationale Beziehungen und transnationale Politik tätig. Studienschwerpunkte: soziale Ungleichheit, Identität und Repräsentation, Nationalismus 

Geppert, Magdalena, ist BA-Studentin der Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig. Studieninteresse: Politische Theorie, soziale Bewegungen und Kritische politische Bildung.

Gaidies, Lena, ist BA-Studentin der Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig. Studieninteresse: (kollektive) Identitäten, soziale Bewegungen, sozial-ökologische Transformationskonflikte.

Dimer, Sophia, ist BA-Studentin der Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft der Universität Leipzig. Interessensschwerpunkte: Demokratietheorie, (Autoritärer) Populismus, Affektive Politik, Politische Partizipation.


Literatur- und Quellenverzeichnis

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). (2022). Das Europäische Jahr der Jugend 2022. Abgerufen am 26. August 2023 von https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/internationales/internationale-jugendpolitik/internationale-jugendarbeit/das-europaeische-jahr-der-jugend-2022-192910

Clarke, A. E. (2012). Situationsanalyse: Grounded Theory nach dem Postmodern Turn. In: Keller, R. (Hrsg.) Interdisziplinäre Diskursforschung, Wiesbaden: Springer VS.

Das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union. (2021). Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates über ein europäisches Jahr der Jugend (2022). Abgerufen am 26. August 2023 von https://data.consilium.europa.eu/doc/document/PE-81-2021-REV-1/de/pdf

Deppisch, L. (2022). Die AfD und das “Dornröschenschloss” – über die (Be-)Deutung von peripherisierung für den Rechtspopulismuszuspruch. In D. Mullis & J. Miggelbrink (Hrsg.), Lokal Extrem Rechts: Analysen alltäglicher Vergesellschaftungen (S. 103-121). Bielefeld: transcript Verlag.

Kühn, M. (2015). Peripheralization: Theoretical Concepts Explaining Socio-Spatial Inequalities. European Planning Studies, 23(2), 367-378.

Leipzig Jean Monnet Centre of Excellence. ( o.J.). Forschung. Abgerufen am 26. August 2023 von https://home.uni-leipzig.de/jmcoe/forschung/?lang=de

Lorenz, A., & Anders, H., L. (2023). Approaching EU Citizenship from the Perspective of Young People in the East Central European Double Periphery: Introduction. In A. Lorenz & L. H. Anders (Hrsg.), EU Citizenship Beyond Urban Centres. Perceptions and Practices of Young People in East Central European Peripheral Areas (S. 1 – 22). Cham: Springer.

Pates, R. (2023). Peripheral Futurities. Emigration Plans and Sense of Belonging among East Central European Youth. In A. Lorenz & L. H. Anders (Hrsg.), EU Citizenship Beyond Urban Centres. Perceptions and Practices of Young People in East Central European Peripheral Areas (S. 25–41). Cham: Springer.

Roose, J. (2007). Die Identifikation der Bürger mit der EU und ihre Wirkung für die Akzeptanz von Entscheidungen. In J. Nida-Rümelin & W. Weidenfeld (Hrsg.), Europäische Identität: Voraussetzungen und Strategien (S. 123–150). Nomos.

Weigl, M. (2007). Identität zweiter Klasse – vom Unwillen, Europas Selbstverständnis zu denationalisieren. In J. Nida-Rümelin & W. Weidenfeld (Hrsg.), Europäische Identität: Voraussetzungen und Strategien (S. 99–122). Baden-Baden: Nomos.

Endnoten

[1] Lorenz und Anders (2023) sprechen von einer „double periphery“ (S. 1f.), die zum einen aus der Lage an den
osteuropäischen Grenzen, außerhalb der westeuropäischen, politischen Zentren der EU, und zum anderen einer ländlichen Lage innerhalb des eigenen Landes resultiert.

[2] Uns ist bewusst, dass Ungarn als zentraleuropäisches Land gilt, jedoch gibt es in den Interviews aus Karcag einige Stellen, an denen die Schüler:innen selbst von Osteuropa sprechen oder Ungarn mit (süd)osteuropäischen Ländern gruppieren, vor allem um sie reicheren zentral-/west-/südeuropäischen Ländern gegenüberzustellen. Die Kategorisierung scheint in der Ost-West-Konfrontation der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begründet zu liegen.

[3] Die Schichten reich vs. arm und alt vs. jung beziehen sich offensichtlich nicht auf socio-spatial units, was aber nicht bedeutet, dass sie für die Erfahrung von Peripherität unerheblich sind. Sie zeigen, dass Peripherität in einer einzigen socio-spatial unit in verschiedenen sozialen Positionen unterschiedlich erfahren wird.

[4] Mit „Kultur“ meinen wir eine Kategorie der Praxis: Die Schüler:innen scheinen von national homogenisierten, aber zwischen Ländern verschiedenen „kulturellen“ Charakteristiken auszugehen. Sie bezeichnen damit zumeist Traditionen und Bräuche, Gewohnheiten, gesellschaftliche Regeln, „ways of life“ und „Mentalitäten“.

Titelbild: Colourbox.de, @#40053649.