Kalendarium
der Societas Jablonoviana
(Quelle: Handschriftenabteilung
der Universitätsbibliothek Leipzig,
Nachlass 251,
Handapparat
der Societas Jablonoviana e.V.)
Józef
Aleksander Jab³onowski gründete in
Leipzig an der Universität eine Gesellschaft der Wissenschaften, die laut
fundatio perpetua jährlich Preisfragen aus der Mathematik/Physik, der Ökonomie
und vor allem aus der polnischen/slawischen Geschichte ausschrieb und die
besten Arbeiten mit dem Jab³onowski-Preis auszeichnete. Das für die
Gesellschaft erforderliche Kapital legte Jab³onowski in Danzig an. Die Gesellschaft nahm ihre Tätigkeit
bereits im Jahre 1769 auf, die offizielle Bestätigung wurde 1774 vom Kurfürsten
Friedrich August III. erteilt.
Die Mitglieder der
Gesellschaft waren u.a. folgende Professoren der Universität Leipzig.
Zu den wichtigsten
Persönlichkeiten gehörten u.a.: Johann August Ernesti
(1774-1781), Präses (1774-1781); Karl Andreas Bél, prof. poes.
(1774-1782), Präses (1781-1782); Friedrich August Wilhelm Wenck, prof.
hist. (1776-1810), Präses (1801-1810); Karl Gottlieb Kühn, prof. phys.
(1803-1840), Präses (1811-1840); Friedrich Christian August Hasse, prof.
hist et oec. (1830-1848), Präses (1840-1848); Moritz Wilhelm Drobisch prof.
math. (1834-1876), Präses (1848-1863); Wilhelm Edmund Weber, prof. phys. et
med. (1843-1849); August Ferdinand Möbius, prof. astron. (1844-1868);
Wilhelm Roscher, prof. oec. publ. (1849-1894), Präses (1863-1894);
Friedrich Zerncke, prof. germ. (1868-1891); Wilhelm Scheibner, prof. math.
(1870-1906), Präses (1898-1906); Rudolf Leuckart, prof. zool. (1876-1898),
Präses (1895-1898); August Leskien, prof. ling. slav. (1876-1916); Justus
Hermann Lipsius, prof. philol. (1885-1920), Präses (1906-1920); Karl
Lamprecht, prof. hist. (1892-1915); Karl Bücher, prof. oec. publ.
(1895-1930); Reinhold Trautmann, prof. ling. slav. (1927-1948), der letzte
Präses (bis 1948).
Die mit dem Jab³onowski-Preis
ausgezeichneten Arbeiten wurden in den "Acta Societatis Jablonovianae",
später in den "Acta Societatis Jablonovianae nova", und schließlich
in den "Preisschriften gekrönt und herausgegeben von der Fürstlich
Jablonowskischen Gesellschaft zu Leipzig" veröffentlicht. Insgesamt
sind 58 Bände erschienen.
Im Zusammenhang mit dem
Streit um die "Göttinger Sieben" und der von Wilhelm Weber zur
Verfügung gestellten "Göttinger Stiftung" gab die Societas
Jablonoviana, auch mit einem Teil ihres Kapitals, den Anstoß zur Gründung
der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig (gegründet
1846).
Im Jahre 1948, mit dem
Weggang des letzten Präses Reinhold Trautmann nach Jena, wurde die Tätigkeit
der Societas Jablonoviana eingestellt und ihr Kapital der Sammelstiftung der
Universität Leipzig übertragen.
Im Rahmen der Gespräche
zwischen der polnischen Regierung und der Regierung der DDR über die
Nutzung der in der Jagiellonen-Bibliothek befindlichen, ausgelagerten Bestände
der Bibliothek Preußischer Kulturbesitz wurde die Wiederbelebung der Tätigkeit
der Societas Jablonoviana von polnischer Seite gefordert. So wurde die
Societas an der Universität Leipzig 1978 als eine Gesellschaft zur Förderung
der deutsch-polnischen Wissenschafts- und Kulturbeziehungen wiedergegründet.
Nach der politischen Wende
1989 wurde die Societas Jablonoviana aus der Universität Leipzig
ausgegliedert und in einen eingetragenen Verein umgewandelt. In der Satzung
von 1992 besiegelte sie ihre Neuprofilierung in Anknüpfung an die alten
wissenschaftlichen Traditionen.
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