Dokumentarisches Theater über die radikale Macht von Propaganda: 1994 wurden in Ruanda ca. 1,1 Millionen Tutsi ermordet. Wichtigstes Propagandainstrument des Genozids war der Radiosender RTLM. Das dokumentarische Theaterstück Hate Radio konfrontiert seine Zuschauer:innen mit einer fiktiven Sendestunde von 1994, zusammengesetzt aus vielen authentischen Puzzleteilen, Ergebnis mühevoller Archivarbeit, Zeitzeugeninterviews und Gesprächen mit einer der Moderator:innen. In zwei Zeitebenen zeigt das Stück, wozu Fanatismus Menschen treibt. Eine Gerichtssituation – Zeitebene der Jetztzeit -, in der Moderator:innen, Überlebende und eine Journalistin auftreten, rahmt den Hauptteil: die abendliche Sendestunde des Jahres 1994.

Die deutsche Ausgabe des Stücks versammelt zahlreiche Materialien zur historischen Thematik (Darstellungen, Interviews, Auskünfte zu gestalterischen Prämissen des Autors), sodass auch Menschen ohne Vorkenntnisse für die Lektüre gewappnet sind. Milo Rau erhielt zahlreiche Preise, u.a. 2017 den Peter-Weiss-Preis und 2014 den Schweizer Theaterpreis.

Drama · 2011