Die Dialektologie hat - wie andere Zweige der Linguistik -ein Problem nach dem andern analysiert und ist mit immer feineren Methoden zu immer differenzierteren Ergebnissen gekommen. Dabei sind einerseits viele Ortsmundarten beschrieben worden. Titel wie "Die Mundart von ..." finden wir zu Hauf, wobei diese Monographien meist nicht die vollständige Grammatik und Lexik darstellen, sondern nur Teilbereiche. Andererseits haben wir Überblicke zu einigen grammatischen Aspekten über ein ganzes Dialektgebiet wie Entwicklung und Stand der Vokalsysteme in den Schweizer Mundarten (Haas 1978), Umlautprobleme im Schweizerdeutschen (Lüssy 1974) oder zu einzelnen Wortfeldern, wie Weinbauterminologie (Egli 1982) oder traditionelle Schifffahrt (Bickel 1995). Zum Dritten finden wir im Gefolge der pragmatischen Wende eine Vielzahl von Arbeiten, die einzelne Aspekte in sozialem Kontext ansehen: Die Vokalisierung des L in Knutwil (Christen 1988) oder R im Schweizerdeutschen (Werlen 1980), Sprachvariation und Sprachwandel (u. a. Wolfensberger 1967, Hofer 1997, Siebenhaar 2000) oder Sprachvariation im situativen Kontext (Bürkli 1999).
Schon diese exemplarische Aufzählung zeigt, dass zu vielen Details der Mundartgrammatik umfangreiche Beschreibungen vorliegen. Vor allem die segmentale Phonetik, Phonologie und die Morphologie sind relativ gut erforscht. Es gibt zahlreiche Wörterbücher. Im Bereich der Syntax ist vor allem die Wortstellung im Verbalbereich weiter untersucht (Christen 1993, Lötscher 1997) oder dann spezifische Aspekte im Rahmen der Generativen Grammatik (Penner 1995). Hingegen gibt es bis vor wenigen Jahren kaum Arbeiten zur Phrasierung, zum Timing und zur Intonation - zur Prosodie[1].
[1] Timing betrifft die Dauer eines einzelnen Segments, ist also im eigentlichen Sinne nicht suprasegmental. Da die Länge von Segmenten jedoch wesentlich durch die phonotaktische Umgebung, Silbenstruktur, Position in der Silbe, im Wort, in der Phrase bestimmt ist, ist diese Zuordnung jedoch angemessen.