Transkripte und Hörproben


Andi Hug (*1961)


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Andi Hug ist nicht in Bern aufgewachsen, wohnt aber seit rund 12 Jahren in der Stadt. Er ist Musiker bei der Berner Mundartrock-Band "Stop the Shoppers", die ihre Wurzeln in der "Bewegung" hat, welche in der Reithallen-Szene gipfelt. In unserer Sammlung vertritt er eine mehr oder weniger urban geprägte Sprachform der alternativen 'Szene'. Kennzeichnend dafür ist unter anderem eine Offenheit gegenüber internationalen Slangausdrücken, die im Interview aber nur beschränkt auf den Bereich der Musik zum Ausdruck kommt. Andi Hug definiert die Interviewsituation im Vergleich mit den andern Sprechern als sehr informell, das zeigt sich in einer saloppen Sprechweise mit vielen Ellipsen, verblosen Sätzen, im Wortschatz in der Häufung von semantischen Leerformeln, die auch lautlich stark reduziert sind (efech für eifach, einech für eigetlich). Auch sonst sind viele Wörter reduziert, so erscheint das Demonstrativpronomen das als des, häufig werden Endungen weggelassen oder Schlusskonsonanten nicht ausgesprochen. Wir finden viele non- und paraverbale Signale, wie Mit-den-Fingern-Schnippen oder Schnalzen, die hier relevante Informationen vermitteln, in den andern Interviews aber verbalisiert werden. Das Bild wiederholt sich im Bereich der Ideenentwicklung, denn oft werden nur einzelne Gedanken realisiert, deren Verknüpfung wird aber dem Hörer überlassen. In extremen Fällen kann diese Sprechweise für Außenstehende, die mit den Inhalten nicht vertraut sind, schwer oder sogar unverständlich sein.

Eine solche Sprechform zitiert Hug zum Schluss. Er definiert diese als Szenensprache, die sich durch eine näselnde Aussprache auszeichnet, zudem suggeriert Hug, dass es dabei nur darauf ankomme etwas auf eine bestimmte Weise zu sagen, auch mit bestimmten aktuellen Szenewörtern (hip), ohne dass Inhalte vermittelt würden.

Was die traditionellen Unterscheidungsmerkmale der Berner Soziolekte betrifft, so sind sie für Andi Hug nur teilweise von Bedeutung, als er seine Landmundart in die Stadt mitgenommen hat, welche da aber eher Merkmale der traditionellen Unterschichtssprache zeigt. Bemerkenswert ist aber die Abweichung von diesen Formen bei -ng-/-nd-, die beide nebeneinander stehen.