„Während sie schwebten, hatte sich die Welt schon ein Dutzend Mal weitergedreht.“ Jan wurde im Wendejahr 1989 geboren, seine Eltern sind getrennt und reden nicht viel über die Vergangenheit. Jan arbeitet im Krankenhaus im sächsischen Kamenz und lernt dort einen alten Mann kennen, der ihm Briefe und Fotos von seinem Vater, Günther Kern, dem jüngeren Bruder des Malers Hans-Georg Kern überreicht, hinter dem sich der reale Georg Baselitz verbirgt. Anfangs weiß Jan mit den Dokumenten des fremden Mannes nichts anzufangen, erarbeitet sich aber zunehmend die Vergangenheit der Familie Kern, die – wie sich herausstellt – auch Teil seiner eigenen Geschichte ist.

Der Schriftsteller und Dramatiker Lukas Rietzschel gilt als Experte für Ostdeutschland. Er verschränkt geschickt die Gegenwart mit der Nachkriegszeit, der Geschichte der DDR sowie der Nachwendezeit. Es handelt sich hier um einen komplexen, nachdenklichen Roman, der erst im Verlauf der Geschichte die Fäden zusammenlaufen lässt, wodurch die Spannung bis zum letzten Kapitel aufrechterhalten bleibt und die Lesemotivation gefördert werden kann.

Roman · 2022