Transkripte und Hörproben


Michael von Graffenried (*1957)


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Michael von Graffenried stammt aus burgerlicher Familie, doch zeigt er eine Abkehr vom traditionellen Burgerberndeutsch. Auffallend ist die oft nicht sehr deutliche Artikulation und relativ viele Versprecher, die im Text nicht normalisiert, aber bei Verständnisschwierigkeiten in den Anmerkungen kommentiert sind. Diese saloppe Sprechweise unterscheidet v. Graffenried deutlich von den Vertretern des gepflegten Burgerberndeutschen, Rudolf v. Fischer, J. Harald Wäber und Adele v. Tavel. Sie deutet auch darauf hin, dass das Bewusstsein für soziolektale Varianten und deren Pflege bei den jüngeren Burgern am Verschwinden ist. Varianten aus anderen Sprachschichten werden nicht bewusst ausgeschieden, die traditionellen Varianten nicht bewusst bevorzugt, beide stehen oft nebeneinander.

Einerseits zeigen sich ländliche oder unterschichtssprachliche Varianten, so gfunge für gfunde, aut für alt. Fast alle Vokale vor r sind leicht gedehnt. Diese Dehnung ist aber in der Transkription nur in Extremfällen markiert. Manchmal ist das r ausgefallen, wobei dann aber deutliche Dehnung des vorangehenden Vokals auftritt, welche auch markiert ist. Die Geminate des l, welche im alten Berndeutschen relativ deutlich ist, ist im vorliegenden Text sehr oft ausgefallen. Es heißt also nur noch teilweise alli, aber schon sehr oft ali, das bedeutet nicht nur eine Abkehr vom burgerlichen Berndeutschen, sondern sogar eine Hinwendung zu einem weniger regional gebundenen "Normalschweizerdeutsch". Bei Michael von Graffenried sind die Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Hochzungenvokalen, i, u, ü, und i, u, ü verwischt. Wenn auch teilweise noch geschlossene Qualitäten vorkommen, so sind diese doch deutlich am Verschwinden, das (sehr differenzierte) Berner Phonemsystem tendiert in diesem Idiolekt zum Abbau dieser Unterschiede, so dass im Bereich der Hochzungenvokale nur noch zwischen Länge und Kürze unterschieden wird.