Sequenzlernen bei Morbus Parkinson und älteren Probanden: Werden Reiz- oder Reaktionssequenzen erlernt?

K. Werheid & T. Goschke

Max-Planck-Institut für Neuropsychologie, Abteilung Neurologie
Stephanstr. 1A, 04103 Leipzig
E-Mail: werheid@cns.mpg.de

Neuropsychologische Forschungsarbeiten haben gezeigt, daß Patienten mit Morbus Parkinson reduzierte Lerneffekte in Sequenzlernaufgaben wie der Serial Reaction Time - Aufgabe (SRT) von Nissen & Bullemer (1987) aufweisen. Diese Befunde werden auf die für Morbus Parkinson charakteristische, fortschreitende Degeneration dopaminerger Neuronen in den Basalganglien zurückgeführt. In der vorliegenden Studie sollte untersucht werden, ob sich die beschriebenen Defizite auf das Erlernen von Reiz- oder Reaktionssequenzen beziehen.
Im Experiment von Nissen & Bullemer wurde ein Sternsymbol in einer sich wiederholenden Abfolge an vier unterschiedlichen Positionen dargeboten, denen jeweils eine Antworttaste zugeordnet war. Zeigten sich bei Probanden Reaktionszeitkosten beim anschließenden Wechsel von der festen auf eine zufällige Sequenz, so blieb ungeklärt, ob die Reiz- oder die Reaktionsfolge erlernt worden war. Zur Differenzierung dieser beiden Lernprozesse wurde die Serial Search - Aufgabe (SST) von Goschke (1998) entwickelt. Durch eine variable Zuordnung von Zielreizen und Antworttasten ist es bei dieser Aufgabe möglich, Reiz- und Reaktionssequenz unabhängig voneinander zu präsentieren. Es wurden je 16 Parkinsonpatienten, ältere und junge Kontrollprobanden untersucht.
Wir konnten die Ergebnisse von Goschke (1998) replizieren, daß gesunde Kontrollen beide Arten von Sequenzen lernten. Parkinsonpatienten hingegen lernten mit zunehmendem Schweregrad der Erkrankung die Reaktionssequenz besser als die Reizsequenz. Jüngere Probanden zeigten stabilere Lerneffekte als ältere.
Die Ergebnisse werden diskutiert im Hinblick auf (a) die Differenzierung zweier unterschiedlicher impliziter Lernprozesse für Reiz- und Reaktionssequenzen, (b) die Rolle der Basalganglien beim impliziten Sequenzlernen und (c) Alterseffekte aufgrund unterschiedlicher kognitiver Anforderungen der beiden Sequenzlernbedingungen.

Poster in der Gruppe Lernen, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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