Beleuchtung des Zusammenhangsmusters zwischen artifiziellem Grammatiklernen, Intelligenz und Problemlösen

Bertram Heinze & Guido F. Gebauer

Institut für Psychologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Transvaalstraße 20, 13351 Berlin
E-Mail: bertram.heinze@rz.hu-berlin.de

Ausgehend von den Postulaten Rebers (1993) zur Unabhängigkeit impliziten und expliziten Lernens, den widersprüchlichen Befunden zum Zusammenhang Intelligenz-Problemlösen und Annahmen, implizites Lernen könne in komplexen Anforderungssituationen von Bedeutung sein, unternimmt diese Untersuchung den Versuch der Beleuchtung dieses Zusammenhangsmusters.
Zum einen ist das Ziel eine Überprüfung der von Reber postulierten Dissoziierbarkeit von implizitem (artifizielles Grammatiklernen) und explizitem Lernen (psychometrische Intelligenz) sowie der postulierten funktionalen Abgrenzbarkeit von impliziten und expliziten Verarbeitungsmechanismen beim Wissenserwerb.
Zum anderen wird eine erneuten Zusammenhangs-untersuchung zwischen Intelligenz und (einfachem und komplexem) reliabel gemessenem Problemlösen unter Hinzunahme impliziter Lernmaße angestrebt.
74 Gesamtschüler bearbeiteten eine artifizielle Grammatikaufgabe, MWT-B und LPS, vier Transformationsprobleme (z.B. Turm von Hanoi) und zwei komplexe Steueraufgaben (z.B. Zuckerfabrik). Die artifizielle Grammatikaufgabe wurde je zur Hälfte unter impliziter Standardinstruktion (Memorierung und freie Replikation) oder unter expliziter Instruktion (zusätzliche Aufforderung zur Regelsuche) vorgegeben.
Grammatiklernen korrelierte mit Intelligenz unter expliziter nicht aber unter impliziter Instruktion. Für die aggregierten Transformationsprobleme zeigte sich eine hochsignifikante Überschneidung von Problemlöse- und Intelligenzleistung. Für die komplexen Steueraufgaben konnten transparenzabhängige Korrelationen mit Intelligenz nachgewiesen werden. Grammatiklernen korrelierte mit komplexem Problemlösen unter impliziter Instruktion nicht aber unter expliziter Instruktion.
Die Daten verleihen der Theorie Rebers einer Abgrenzbarkeit impliziter Lernprozesse von Prozessen der Intelligenz somit empirische Evidenz. Ebenfalls gestützt wird die Annahme, daß Zusammenhänge von Intelligenz und Problemlösen an transparente Probleme gebunden sind. Gleichzeitig wurde eine mögliche Rolle des impliziten Lernens für komplexe Regulationserfordernisse im Rahmen von Problemlöseanforderungen sichtbar. Diskutiert werden mögliche Konsequenzen für die klassisch-psychometrischer Intelligenzkonzeption und die Problemlöseforschung.

Poster in der Gruppe Lernen, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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