Drogen

Die Faszination für Rauschgifte und das Bedürfnis danach Körper und Geist in einen Bewusstseinserweiternden Zustand zu versetzen, sich von Problemen des Alltags zu lösen und in eine neue Welt einzutauchen, existiert seit Menschengedenken. Überlieferungen sowie archäologische Funde bestätigen dies und reichen bis weit v.Chr..
Das konsumieren Von illegalisierten Dorgen und die damit in Verbindung stehende Problematiken sind jedoch ein Gedanke der Moderene. Dies heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass Platon und Co. sich nicht durchaus über Nebenwirkungen von konsumierten Stoffen im klaren waren. Oft wird vermutet, dass es in der Antike weder ein "Drogenproblem" noch ein bewusstes, kritisches Denken gegenüber Drogen gegeben hätte, doch der Rausch war Sehr wohl Gegenstand regelmäßiger und geordneter ethischer Diskussionen.


Besonders der Konsum von Alkohol wurde unter anderem kritisch betrachtet. Wein wurde zu allem tageszeiten in allen gesellschaftsschichten konsumiert, ist jedoch überhaupt nicht vergleichbar mit dem, welchen wir heute trinken. Er kam entweder in verdünnter Version zum Einsatz oder war zu speziellen Anlässen auch mit anderen psychoaktiven Stoffen versetzt. Die zentrale Idee der aristokratischen Oberschicht war es, im Rahmen von Gelagen und Orgien angemessen und weise zu trinken und zu philosophieren. Dies meinte den exzessiven Genuss. Erreichte man diesen Zustand, galt man als geachtet und stieg in bestimmte gesellschaftliche Schichten auf.
Der griechische Gelehrte Xenophon beschrieb den Wein als „angenehmen Durstlöscher, der Freude und Fröhlichkeit bringt, …, Sorgen heilt, anregt, der Freundschaften kultiviert, zu Musik, Singen und Tanzen inspiriert und eine wichtige Rolle bei Gastfreundschaft, religiösen Ritualen und der Volkswirtschaft spielt.“ Jedoch waren ihm die Nebenwirkungen des übermäßigen Konsums durchaus bewusst. Er erkannte, dass Dieser sowohl die Psyche als auch den Körper eines Menschen verändern und belasten konnte. Alkohol spielte auch in religiösen Kontexten wie beispielsweise bei bestimmten Ritualen und Opferrungen eine Rolle. Ebenfalls ist überliefert, dass viele Politiker und Gelehrte aus antiker Epoche ein Alkoholproblem hatten. So sollen sowohl Alexander der Große als auch Claudius, Kaiser von Rom, schwerwiegende Suchtsymptome gezeigt haben.

Doch nicht nur der Konsum von Alkohol, sondern auch von Opium und Mohn ist überliefert worden. Dieser wurde bereits vor 8000 Jahren als Nutzpflanze kultiviert und ist Mittelpunkt vieler antiker Sagen und Erzählungen. So wurde Thanatos, der Totengott, oft mit einer Mohnkapsel dargestellt. Auch auf griechischen Münzen und Statuen ist die Kapsel wiederzufinden. Neros Geisteszustand und das anzünden seiner eigenen Stadt soll auf seine Opiumsucht zurückzuführen sein. Mohn und Opium hatten aber durchaus auch eine medizinische Funktion und wurde als Beruhigungsmittel und Schmerzmittel und gegen andere Leiden in speziellen Opium- Apotheken verkauft. Diese Idee und die Mohnpflanze selbst, haben ihren Weg vermutlich aus Ägypten nach Griechenland gefunden. Tollkirschen und verschiedene psychoaktive Pilze sind vermutlich ebenfalls zum Einsatz gekommen.

Wenn man diesen Umstand in einen Zeitgenössischen Kontext setzt, so kann man vor allem im Hinblick auf Drogenkriege ein interessantes Fazit ziehen. Spätestens durch die Prohibition im 20. JH sollte die moderne Gesellschaft gelernt haben, dass es durch eine Illigalisierung von Substanzen, dessen Konsum in fast allen Kulturen tief verankert ist, zu vielfachen Problemen kommen kann. Zwar ist eine Aufklärung und eine gesunde Skepsis gegenüber diesen Stoffen enorm wichtig, diese wird jedoch nicht durch Tabuisierung und Illigalisierung hervorgerufen. Durch ein Verbot können illegale Strukturen gestärkt werden und es kommt vermehrt zum Konsum von Verunreinigten Substanzen welche tatsächlichen, extremen Schaden hervorrufen können. Außerdem bergen eben jene „Drogen“ nicht nur Risiken sondern bieten auch extrem großes medizinisches Potential zu Behandlung von Krankheitssymptomen.
Der Wunsch nach einer kurzzeitigen Pause von der persönlichen Identität, ist jedoch keine Krankheit, die durch eine juristische oder therapeutische Intervention behandelt werden muss.
Begreift man dies, so kann der genussorientierte Drogengebrauch zu einer weiteren Facette des ganz alltäglichen und normalen menschlichen Verhaltens werden und kann daher auch besser reflektiert werden. Nur durch eine allgemein in der Gesellschaft verankerte Akzeptanz kann tatsächlich eine klare Aufklärung erfolgen.

In meiner Arbeit beschäftige ich mich mit diesem Phänomen. Das Ausstellungsobjekt steht exemplarisch für den Stellenwert den der Konsum von Drogen in unserer und in anderen Gesellschaften inne hat und hatte. Im Gegensatz zu illegalen Substanzen, tragen einige Andere wie zB Alkohol oder Tabak, heute eine gesellschaftliche und juristische Akzeptanz inne. Der Konsum dieser Stoffe kann sogar den Aufstieg aber auch den Abstieg in spezielle soziale Gruppen bedeuten. Dies und die moderne Auffassung von Sucht und Drogen möchte ich unter dem Gesichtspunkt des Drogenkonsums in der Antike vergleichen und kritisch beleuchten.



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