5   Ausblick

Dieser Einblick in Möglichkeiten und Grenzen der Sprachsynthese weist auch auf aktuelle Aufgaben der Sprachsynthese hin: Neben der Verbesserung der bisherigen prosodischen Modelle und der Schaffung von Modellen für stilistische Varianten wird an neuen Modellen der Signalgeneration gearbeitet, welche die Qualität der Stimme wesentlich verbessern sollen und die Stimmqualität flexibler modifizieren können. Wir können davon ausgehen, dass in wenigen Jahren eine neue Stufe der Realitätsnähe und der Ausdruckskraft der Synthesestimmen erreicht sein wird.

Für die Dialektologie interessant ist ein vom Schweizerischen Nationalfonds finanziertes Projekt zur Synthese zweier mundartlicher Varianten, welche als Grundlage für die Erforschung der Prosodie dienen können. Die Synthese zweier Mundarten erlaubt, einzelne Parameter unabhängig voneinander zu modifizieren. Dadurch wird es möglich, Modelle für einzelne Teilsysteme zu kombinieren. So lässt sich der Frage nachgehen, wie stark die Intonation die Zuordnung von Mundarten bestimmt. Stellen Sie sich einen Text in Zürcher Mundart vor, der konsistent in Berner Intonation wiedergegeben wird. Wird er als Zürcher oder als Berner Mundart erkannt, oder ergibt das eine Mundart, die sprachgeographisch zwischen den beiden Regionen liegt? Wie hört sich ein Text an, der zwar Zürcher Lautung und Timing beinhaltet, aber eine Berner Melodie? Bisher stellen sich also erstmals Fragen, die Antworten sind noch ausstehend.