Zuerst soll die Phrasierung, die Strukturierung der Wörter im Syntagma, beachtet werden.
Stellen# Sie# sich# eine# Sprache# vor# die# zusammenhängende# Wörter# nicht# prosodisch# zusammenfasst# sondern# jedes# Wort# einzeln# realisiert (Bsp01). Die abgehackte, unzusammenhängende Rede zeigt deutlich, dass die Strukturierung der Wörter im Satz interessieren sollte. Erst mit einer korrekten Phrasierung wird ein komplexerer Text überhaupt verständlich (Bsp02). Bis ein solches Modell steht, ist aber Verschiedenes zu berücksichtigen. Insbesondere sind zwei Aspekte zu erwähnen: Eine Sprachsynthese muss ein Modell für die Generierung von Phrasengrenzen in längeren Sätzen beinhalten, um dadurch zwischen einzelnen Syntagmen oder Teilsätzen Pausen setzen zu können (Bsp03). Ein Text ohne solche Grenzen, atemlos zu Ende gehetzt, ist schwer verstehbar. Kurze Sätze sind noch einsichtig, sobald aber größere Einheiten zusammenkommen, müssen Ideen zur Textstrukturierung entwickelt werden. Für das Setzen dieser Grenzen müssen Regeln aufgestellt werden, denn: Stellen Sie# sich eine# Sprache vor, die ein# falsches Modell für# die Generierung von# Phrasengrenzen beinhaltet und, dadurch schwer# verständlich# wirkt (Bsp04).
Phrasierung ist ein Bereich, den die germanistische Linguistik bisher weit gehend ausgeklammert hat. Untersuchungen finden sich in der Phonetik und in der Sprachsynthese. Für die Erklärung der Phrasierung stehen sich verschiedene Modelle gegenüber. Einerseits solche, die sich wesentlich an der Syntax orientieren, andererseits Modelle, die eine psycholinguistische Motivation haben (vgl. Zellner 1994, Keller und Zellner Keller 1996 ). Alle Modelle erklären weitestgehend die Standardspache. Vergleiche zwischen Sprachen lassen aber darauf schließen, dass hier universale Kriterien gelten könnten. Beispielsweise wurde im Laboratoire d'Analyse Informatique de la Parole der Universität Lausanne ein psycholinguistisch motiviertes Phrasierungsmodell für das Französische entwickelt, das auf Untersuchungen zur englischen und französischen Lesesprache (Grosjean & Collins 1979) basiert. Dieses Modell konnte mit wenigen Modifikationen auf das Deutsche übertragen werden. Neue empirische Daten aus den Mundarten und Untersuchungen spontaner Umgangssprache können die Modelle präzisieren, andererseits können mit bestehenden Modellen auch Unterschiede zwischen den Mundarten erfasst werden. Ein Bereich, der die Dialektologie bisher noch nicht interessiert hat.