Heinrich Heine – zum 225. Geburtstag

Deutsch · 18 Dezember 2022

Am 13. Dezember 1797 wurde Heinrich Heine geboren. Das 225. Jubiläum dieses Tages kann als Anlass dienen, sich mit dem facettenreichen Leben des Autors und dessen literarischen Werken zu beschäftigen und mögliche Herangehensweisen für den Literaturunterricht zu beleuchten. 

Heinrich Heine gilt weitläufig als letzter Dichter und gleichzeitig als Überwinder der Romantik; neben seinen Romanzen und Gedichten verfasste er jedoch auch Reiseberichte und betätigte sich als politischer Journalist. Nicht ohne Grund ist er also fest im Deutschunterricht verankert. Im sächsischen Lehrplan wird die Behandlung von Heinrich Heine und seinen Titeln Deutschland, ein Sommermärchen, Harzreise und Buch der Lieder im Wahlbereich 3 für die Deutsch-Leistungskurse vorgeschlagen. Eine Betrachtung der Werke könnten hinsichtlich politischer,  historischer, philosophischer und künstlerischer Anschauungen und Einflüsse erfolgen (vgl. Lehrplan, S. 61). Eine weitere Facette, unter der einige Werke des Autors betrachtet werden können, ist der Einfluss von Religion. Der Schwerpunkt des folgenden Beitrags soll daher auf Heines Beziehung zum Judentum liegen. Denn obwohl die Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus eine wichtige Rolle im Unterricht spielt, wird das Werk Heines seltener vor dem Hintergrund seiner Zugehörigkeit zur diskriminierten jüdischen Gemeinschaft behandelt. 

Heine wuchs unter dem Vornamen Harry als Sohn einer jüdischen Familie in Düsseldorf auf. Die französische Besatzung seines Heimatortes unter Napoleon konnte für eine gewisse Emanzipation der Juden sorgen, bis Düsseldorf 1815 preußisch wurde und sich die Lebensbedingungen der jüdischen Bevölkerung wieder veränderten. 1819 ermöglichte sein Onkel ihm ein Jurastudium, welches Heine aus pragmatischen Gründen der finanziellen Sicherheit antrat. Er studierte in Bonn, Göttingen und Berlin, beschäftigte sich in diesen Jahren aber dennoch viel mit Literatur sowie Geschichte und schrieb erste eigene literarische Werke. 

Während seines Berlin-Aufenthalts bekam er nicht nur Kontakt zu literarischen Kreisen, sondern wurde darüber hinaus auch Mitglied im Verein für Wissenschaft und Cultur des Judentums, welcher sich mit der Geschichte des Judentums beschäftigte. Nachdem Heine 1825 sein Studium beendet und seinen Doktortitel erhalten hatte, ließ er sich auf den Namen Heinrich taufen – in der Hoffnung auf gesellschaftliche Anerkennung und weil er erwartete, als Protestant eine staatliche Stelle antreten zu können. Die angestrebte Assimilation blieb bei ihm jedoch wie auch bei anderen Konvertiten seiner Zeit aus. Heine zog 1831 nach Paris und arbeitete dort als Journalist für die Augsburger Allgemeine Zeitung. 

1835 wurde die gesamte Produktion seines deutschen Verlegers unterbunden und Heine blieb in seinem Pariser Exil, das er lediglich 1843/44 für eine Reise nach Deutschland verließ. Ab 1845 ging es ihm gesundheitlich immer schlechter und seine letzte Schaffensphase in der so genannten „Matratzengruft“ begann. Hier entstand seine letzte Gedichtsammlung Romanzero. Der dritte Teil dieser Sammlung, die Hebräischen Melodien, beinhaltet spezifisch jüdische Thematiken; das längste der drei Gedichte, Jehuda ben Halevy, schildert etwa die Biografie eines spanisch-jüdischen Dichters des Mittelalters. 

Auch in anderen Werken setzte sich Heine literarisch mit dem Judentum und dessen gesellschaftlicher Stellung auseinander: In Die Bäder von Lucca, einem Teil der Reisebilder, treten drei jüdische Figuren auf, die konvertiert sind und deren Assimilation genau wie die des Autors Heine scheitert. Sein Romanfragment Der Rabbi von Bacherach, dessen erstes Kapitel bereits während Heines Mitgliedschaft im Verein für Wissenschaft und Cultur des Judentums in Arbeit war, erzählt in drei Kapiteln zunächst die Geschichte einer jüdischen Gemeinde, die durch Ritualmordvorwürfe bedroht wird, und anschließend von jüdischen Figuren, bei deren Beschreibung Heine sich in satirischer Weise auch antisemitischer Klischees bedient. 

Heine machte durch sein Schreiben auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam und kritisierte politische Vorgänge. Darüber hinaus beschäftigte er sich in einigen seiner Werke mit der Diskriminierung des Judentums und der Problematik der scheiternden Assimilation und der ausbleibenden rechtlichen Emanzipation. Gerade die Aspekte der Diskriminierung und Assimilation sind auch heute noch aktuell und bieten die Möglichkeit, mit den Werken Heines an die Lebenswelt der Schüler*innen anzuknüpfen und mit ihnen Diskussionen über Ausgrenzung und Integration zu führen. 

— Charlotte Nagels