Diese Seite drucken

Mismatch Negativity (MMN) als Indikator für die prä-attentive Verarbeitung einer obligatorischen phonotaktischen Beschränkung

Steinberg, J.1, Truckenbrodt, H.2 und Jacobsen, T.1
1Institut für Psychologie 1, Universität Leipzig; 2Zentrum für Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS), Berlin

Mittels ereigniskorrelierter Hirnpotentiale wurde untersucht, inwieweit sich sprachspezifische phonotaktische Restriktionen auf präattentive Sprachverarbeitungsprozesse auswirken. Im Deutschen ist die Distribution des velaren ("ach"-Laut) [+back] und des palatalen ("ich"-Laut) [-back] Dorsalfrikativs limitiert: Für Sequenzen aus Vokal und Dorsalfrikativ gilt, dass beide Laute hinsichtlich ihrer Spezifikation für [±back] übereinstimmen müssen.
In einem passiven Oddball-Paradigma wurde anhand der Mismatch Negativity die auditive Verarbeitung von phonotaktisch unkorrekten Kombinationen aus (1) hinterem Vokal mit palatalem Dorsalfrikativ sowie (2) aus vorderem Vokal mit velarem Dorsalfrikativ getestet. Phonotaktisch korrekte und unkorrekte VC-Silben wurden paarweise so in Oddball-Blöcken kontrastiert, dass sie sich jeweils im Vokal, nicht aber im Frikativ unterschieden. Neben der MMN, die in allen Bedingungen durch den Wechsel der Vokale ausgelöst wurde, zeigten die phonotaktisch inkorrekten Deviants eine zusätzliche Negativierung im EKP, die nicht auf phonetische Ursachen zurückzuführen ist, sondern den Effekt einer phonotaktischen Evaluierung reflektiert. Unsere Ergebnisse zeigen, dass implizites phonotaktisches Wissen in präattentiver Sprachverarbeitung aktiviert und angewendet wird.

Poster 28
Postergruppe 4


Vorherige Seite: Links