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Verarbeitung von Argumentstrukturen und Kasusmarkierungen bei Kindern im Vorschulalter: eine EKP-Studie

Schipke, C. S., Oberecker, R. und Friederici, A. D.
Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig

Für Erwachsene wurde bereits gezeigt, dass im Deutschen die Verarbeitung topikalisierter Objekte im Satz (Akkusativ vor Nominativ) im Vergleich zur kanonischen Wortstellung (Nominativ vor Akkusativ) zu keinen Unterschieden im ereigniskorrelierten Potential (EKP) führt (Frisch & Schlesewsky, 2005). Bei Verletzungen der Kasusmarkierung (doppelter Nominativ bzw. doppelter Akkusativ) wird allerdings eine biphasische N400-P600-Antwort elizitiert.
Um die Entwicklung der Kasusmarkierungsverarbeitung für die Interpretation der Argumentstruktur im Vorschulalter zu testen, wurde ein EKP-Satzverstehens-Experiment mit 3- und 6-jährigen Kindern sowie Erwachsenen durchgeführt. Hierin wurden die Faktoren Wortstellung und Kasusmarkierung in einfachen Hauptsätzen mit zweiwertigen Verben und Nominalphrasen, die auf belebte Aktanten referieren, manipuliert. Die vorläufigen EKP Ergebnisse für die Erwachsenenkontrollgruppe replizieren die von Frisch und Schlesewsky (2005) berichteten Resultate. 3- und 6-jährige Kinder zeigen eine allmähliche Annäherung an die Verarbeitungsmuster der Erwachsenen im EKP. Jedoch legen die vorläufigen Daten nahe, dass erst 6-jährige Kinder die Funktionen der Kasusmarkierungen unabhängig von der Wortstellung erworben haben.

Poster 29
Postergruppe 5


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