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Manisches Verhalten als ein autoregulatorischer Versuch zur Vigilanzstabilisierung: Neue pharmakologische Perspektiven

Hegerl, U., Olbrich, S., Schönknecht, P., Sander, C., Trenner, M. und Hensch, T.
Psychiatrische Universitätsklinik Leipzig, Leipzig

Manie und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) weisen eine Symptomüberschneidung und Komorbidität auf. Bei ADHS ist der therapeutische Effekt von Psychostimulanzien gut belegt, aber auch bei manischen Patienten wiederholt kasuistisch als "paradoxer" Effekt beschrieben worden. In diesem Vortrag werden theoretische Argumente und empirische Belege für die Hypothese präsentiert, dass Hyperaktivität und Sensation Seeking bei Manie und ADHS interpretiert werden könnten als ein autoregulatorischer Versuch, die Vigilanz durch Intensivierung externaler Stimulation zu erhöhen. Denn sowohl bei manischen Patienten als auch bei ADHS zeigt sich eine schnelle Abnahme des Vigilanzniveaus im EEG unter Ruhebedingungen bei geringer externaler Stimulation. So wurden bei manischen Patienten im EEG häufig Vigilanzabfälle bis hin zu "micro sleeps" innerhalb der ersten Minute aufgezeigt. Ein Algorithmus zur automatisierten Erfassung dieser Vigilanzregulation mittels EEG wird vorgestellt. Erkenntnisse zur Labilität der Vigilanzregulation eröffnen nicht nur neuartige Ansätze für die psychopathologische Differentialdiagnostik, sondern auch innovative Konzepte für die Manietherapie, z.B. mit Psychostimulanzien.

Symposium 3: Normale und gestörte Regulation der Vigilanz: Neuronale Korrelate und (pharmako)therapeutische Ansätze
11.06.2009, 13:00-14:00
Seminarraum 11


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