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Neurokognitive Profile der Entwicklungsdyslexie

Heim, S.1,2,3, Grande, M.3,4, Bay, E.1,2,3, Schreiber, H.1,2,3, Tschierse, J.4, Vossel, S.5, Willmes, K.6, Eickhoff, S. B.1,2,3, Kukolja, J.5, Shah, N. J.3,7,8, Huber, W.4 und Amunts, K.1,2,3
1Department of Psychiatry and Psychotherapy, University Hospital Aachen, RWTH Aachen University; 2Research Centre Jülich, Institute of Neurosciences and Medicine, Structural and Functional Organisation of the Brain Group (INM-1), Jülich; 3JARA Jülich-Aachen Research Alliance; 4Neurolinguistics at the Department of Neurology, University Hospital Aachen, RWTH Aachen University; 5Research Centre Jülich, Institute of Neurosciences and Medicine, Cognitive Neurology Group (INM-3), Jülich; 6Neuropsychology at the Department of Neurology, University Hospital Aachen, RWTH Aachen University; 7Research Centre Jülich, Institute of Neurosciences and Medicine, Physics of Medical Imaging Group (INM-4), Jülich; 8Department of Neurology, University Hospital Aachen, RWTH Aachen University

Als Ursachen für Entwicklungsdyslexie werden Defizite in phonologischer Bewusstheit, auditorischer oder visueller Verarbeitung, visuelle Aufmerksamkeit oder Automatisierungsfähigkeit diskutiert. Die Vielzahl der Ansätze legt die Existenz von kognitiven Subtypen von Dyslexie nahe. Experiment1 überprüfte diese Hypothese an Drittklässlern. Eine Two-Step-Clusteranalyse über Testwerte in den fünf potentiellen kognitiven Ursachen von Dyslexie ergab 3 Subgruppen mit phonologischem Defizit, Aufmerksamkeitsdefizit und gemischtem phonologisch-auditorisch-visuellen Defizit. In Experiment2 wurde mittels fMRT der Einfluss derselben kognitiven Variablen auf Hirnaktivität von dyslektischen und Kontrollkindern beim Lesen untersucht. Hier zeigte sich ein gemeinsamer Einfluss aller Variablen im rechten inferioren okzipito-temporalen Kortex (IOTK). Die Modulation durch phonologischer Bewusstheit und Aufmerksamkeit unterschied sich zwischen Dyslektikern und Kontrollen. Die Daten zeigen die zentrale Bedeutung phonologischer Bewusstheit und Aufmerksamkeit für Entwicklungsdyslexie. Diese beiden Funktionen modulieren die lesebezogene Hirnaktivierung im rechten IOTK gegenläufig. Die Befunde sprechen für die zentrale Rolle des IOTK als Intergrationsregion von phonologischer und visuell-aufmerksamkeitsbezogener Verarbeitung bei Lesen und Dyslexie.

Symposium 19: Neurokognitive Aspekte der Entwicklung
12.06.2009, 14:00-15:00
Seminarraum 10


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