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Die Verarbeitung emotionaler Handgesten: fMRI- und ERP-Studien

Flaisch, T., Häcker, F., Renner, B. und Schupp, H. T.
Fachbereich Psychologie, Universität Konstanz

Symbolische Gesten repräsentieren eine eigenständige Klasse nonverbaler Reize, die in sozialen Interaktionen emotionale Bedeutung vermitteln. Gegenüber Gesichtsausdrücken und Körperhaltung ist die Relation von Zeichen und Bedeutung bei emotionalen Gesten nicht biologisch vorbereitet, arbiträr und kulturspezifisch. Um festzustellen ob emotionale Handgesten die typische neuronale Signatur emotionaler Reizverarbeitung aufweisen wurde eine Studienserie durchgeführt, in der Bilder von emotionalen und neutralen Gesten dargeboten wurden. Messungen der funktionellen Kernspintomographie zeigten, dass die neuronale Verarbeitung emotionaler Gesten durch eine verstärkte Aktivität in obligatorischen (medio-okzipital) und objekt-spezifischen (okzipito-temporal) Regionen des ventralen Verarbeitungspfades gekennzeichnet ist. Darüber hinaus belegen ereignis-korrelierte Potenzialmessungen eine Modulation von frühen und späten Komponenten. Es zeigte sich eine erhöhte Amplitude der "early posterior negativity" (EPN; ~150-300 ms) und des "late positive potential" (LPP; ~400-600 ms) im Vergleich von emotionalen und neutralen Handgesten. Diese Befunde belegen, dass emotionale Gesten visuelle Aufmerksamkeitsprozesse lenken und dass die selektive Verarbeitung emotionaler Reize nicht auf biologisch vorbereitete Reizklassen beschränkt ist.

Symposium 24: Verarbeitung emotionaler Stimuli im menschlichen Gehirn
12.06.2009, 16:45-17:45
Hörsaal Nord


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