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Frühe evozierte Felder bei der audiovisuellen Sprachwahrnehmung

Hertrich, I. und Ackermann, H.
Abteilung Allgemeine Neurologie, Universität Tübingen

Sprachwahrnehmung ist ein multimodaler Prozess, in den neben akustischen auch visuelle Informationen einfliessen. Die hier beschriebene Studie untersuchte frühe Komponenten der Interaktion visueller und auditorischer Information mit Hilfe der Ganzkopf-Magnetenzephalographie. Den Versuchspersonen wurden akustisch ambigue Silben präsentiert, die mit Hilfe des visuellen Kanals (sprechendes Gesicht) zu /ta/ or /pa/ disambiguiert werden. Als non-speech Kontrollbedingung dienten akustische Tonsignale und konzentrisch bewegte Kreismuster. Die visuelle Bewegung führte konsistent zu einer Abschwächung der auditorischen M50-Antwort. Im Zeitfenster der M100-response zeigte sich bei visuellen non-speech Signalen eine Abschwächung des M100-Felds, während ein visuelles /pa/ zu einer verstärkten M100-Antwort führte. Mit Hilfe eines 6-Dipol-Modells konnte auch eine Aktivierungskomponente ausserhalb des auditorischen Systems identifiziert werden, die nahelegt, dass die visuelle Information bereits vor der Fusion mit dem auditiven Kanal phonologisch kategorisiert ist. In einer Follow-up Studie wird nun versucht, mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie die verschiedenen Verarbeitungsschritte bei der audiovisuellen Sprachwahrnehmung zu lokalisieren.

Symposium 15: Symposium zum Gedenken an Werner Lutzenberger
12.06.2009, 10:45-12:00
Hörsaal Nord


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