Akustisch evozierte Magnetfelder des Hörkortex bei Reizpaaren

André Rupp & Michael Scherg

Sektion Biomagnetismus, Neurologische Klinik der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg
E-Mail: andre.rupp@urz.uni-heidelberg.de

Zahlreiche psychoakustische Untersuchungen zeigen, da die zeitliche Auflösung von zwei aufeinanderfolgenden kurzen Reizen im Bereich von wenigen Millisekunden liegt (Krumbholz & Wiegrebe, 1998). Demgegenüber ermittelten Joliot, Ribary & Llinas (1994) in einer physiologischen Untersuchung der auditorisch evozierten Felder jedoch erst bei einer zeitlichen Distanz von 12-15 ms von zwei Klickreizen eine Veränderung der Wellenformen.
Zur berprüfung dieser diskrepanten Ergebnisse wurden psychoakustisch mit Hilfe einer 2-AFC-Aufgabe die Schwellwerte für die Auflösung von zwei aufeinanderfolgenden gleichen und ungleichen Reizpaaren (250 Hz Sinus-Halbwellen und 2-4 kHz Rauschimpulse) bestimmt. Die Schwellwertbestimmung erfolgte nach dem 3-down/1-up Algorithmus von Levitt (1971). Mit Hilfe des Ganzkopf-Magnetoenzephalogramms (MEG) wurden die mittleren akustisch evozierten Felder (MAEF) bei Reizpaaren mit einer SOA von 0 bis 36 ms untersucht. Die MAEF bilden eine erste Antwort des primären auditorischen Kortex ab. Darüber hinaus wurden von den Versuchspersonen hochauflösende anatomische 3D Aufnahmen (MRT) angefertigt.
Die Ergebnisse zeigten, da bei gleichen Reizpaaren die Auflösung in bereinstimmung mit der psychoakustischen Literatur im Bereich von 1-2 ms lag. Bei der Verwendung von Reizpaaren mit ungleicher spektraler Zusammensetzung (Rauschimpuls-Plop) lag dieser Bereich zwischen 1 und 4 ms. Die MEG-Untersuchung zeigte darüber hinaus, daá bei allen Versuchspersonen bei gleichen Reizpaaren zwischen 3 und 6 ms im medialen Abschnitt der Heschl'schen Querwindung eindeutige N19- und P30-Komponenten des MAEFs detektierbar waren. Die N19-P30 war entsprechend den psychoakustischen Untersuchungen bei ungleichen Doppelreizen erst zwischen 6 und 10 ms zu beobachten.
Die höhere psychoakustische und elektrophysiologische Schwelle bei Reizen mit unterschiedlicher spektraler Zusammensetzung belegt eine frequenzübergreifende Verarbeitung der afferenten Hörbahn.

Poster in der Gruppe Wahrnehmung und Aufmerksamkeit II, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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