Latenzen audiomotorischer Tonhöhenkorrekturen von Sängern, Posaunisten und Bratschisten

Dietrich Parlitz & Marc Bangert

Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin, HMT-Hannover
Plathnerstr. 35, 30175 Hannover
E-Mail: parlitz@hmt-hannover.de

Bei der Singstimme und bei allen Musikinstrumenten, die die Erzeugung einer kontinuierlichen Tonhöhe erlauben, ist die exakte Feinstimmung bzw. Intonation nur durch einen hochtrainierten audiomotorischen Regelkreis des Sängers bzw. Instrumentalisten möglich. Ein schneller adaptiver Feinabstimmungsmechanismus korrigiert Abweichungen der erzeugten Tonhöhe, die z.B. durch schwankende mechanische Eigenschaften des Körpers und Instrumentes oder durch Umgebungsparameter wie der Raumtemperatur etc. entstehen können. Ziel des Sängers / Instrumentalisten ist dabei entweder die Stimmung auf eine intern repräsentierte Tonhöhe bzw. die Abstimmung mit begleitenden Instrumenten und Sängern.
Zur Beantwortung der Frage, ob an diesem Mechanismus kortikale Strukturen beteiligt sind, wurde ein Reaktionszeitexperiment entwickelt, bei dem ein rechnergesteuerter Audio-Pitch-Shifter in die audiomotorische Schleife eingefügt ist, der kontrollierte Tonhöhenverschiebungen des Stimm- bzw. Instrumentensignals ermöglicht. Gemessen wurde die Latenzzeit, nach der die VP auf diese Störung mit einer Grundfrequenzkorrektur reagiert. Verglichen wurden Gruppen von (a) Sängern, (b) Posaunisten und (c) Bratschisten jeweils auf Anfänger- und Profi-Niveau. Die kürzesten Latenzen (unter 100ms) traten bei Berufssängern auf, die längsten (um 500ms) bei Anfängern an der Bratsche. Mögliche audiomotorische Verbindungen auf subkortikaler und kortikaler Ebene werden diskutiert.

Referat in der Gruppe Auditive Wahrnehmung, Mittwoch, 31. März 1999, 15:00, HS 20

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