Der Einfluss der phonetischen Schleife und des Vorwissens auf das Reproduzieren kurzer Rhythmen

Dietmar Grube, Ulrike Barth, Mila Dorenburg, Claudia Galwas, Daniela Wuttig & Marcus Hasselhorn

Georg-August-Universitaet Goettingen, Georg-Elias-Mueller-Institut fuer Psychologie
Waldweg 26, D-37073 Goettingen
E-Mail: dgrube@uni-goettingen.de

In Anlehnung an das Arbeitsgedaechtnismodell nach Baddeley (1990) wird vorgeschlagen, dass der Anwendungsbereich der phonetischen Schleife nicht nur die Verarbeitung von sprachlichen Klaengen umfasst, sondern zusaetzlich das Behalten akustisch dargebotener Zeitmuster und Rhythmen. Im vorliegenden Experiment wird der Einfluss innerer Wiederholungsprozesse (Rehearsal) und des rhythmischen Vorwissens auf das sofortige Reproduzieren von Zeitmustern untersucht.
Zu diesem Zweck reproduzierten Musiker sowie Nicht-Musiker akustisch dargebotene Zeitmuster im Sekundenbereich durch Druecken der Computer-Leertaste. Die Probanden fuehrten die Aufgabe unter drei Bedingungen durch, a) als alleinige Aufgabe, b) unter simultaner fortwaehrender Artikulation, die Rehearsalprozesse innerhalb der phonetischen Schleife unterdrueckt, und c) unter fortwaehrender Bewegung der nichtdominanten Hand. Bei Beteiligung der phonetischen Schleife an den Prozessen der Zeit-Reproduktion sollte simultane Artikulation die Leistung deutlich herabsetzen (Hypothese 1). Die Haelfte der Items, die sog. "regelmaessigen" Zeitmuster ("Rhythmen"), setzte sich aus einzelnen Zeitintervallen zusammen, die untereinander in einem Verdoppelungsverhaeltnis standen (2:4:8). Die andere Haelfte waren "unregelmaessige" Zeitmuster, deren Zeitintervalle untereinander keine entsprechend einfachen Verhaeltnisse bildeten (2:5:8). Die Reproduktionsleistung fuer regelmaessige Zeitmuster sollte staerker von rhythmischem Vorwissen profitieren als die fuer unregelmaessige (Hypothese 2). Die o.g. Hypothesen liessen sich bestaetigen. Die statistischen Interaktionsmuster zwischen den Faktoren Musiker-Status, Durchfuehrungsmodus und Art der Zeitmuster lassen Aufschluesse zum Zusammenspiel von phonetischer Schleife und der Nutzung rhythmischen Vorwissens zu.
Die Befunde liefern ein weiteres Argument fuer die Erweiterung des Anwendungsbereichs der phonetischen Schleife auf die Verarbeitung auditiv dargebotener Zeitmuster.
Literatur: Baddeley, A.D. (1990). Human memory. Hillsdale: Erlbaum.

Referat in der Gruppe Arbeitsgedächtnis, Mittwoch, 31. März 1999, 14:30, HS 17

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