Zweimalige Messung zur Kontrolle von positiven Verzerrungen bei der Evaluation von Lehre

Michael Henninger & Michael Balk

Institut fuer Paedagogische Psychologie und Empirische Paedagogik
Leopoldstr. 13, D-80802 Muenchen
E-Mail: henninge@edupsy.uni-muenchen.de

Die Validitaet studentischer Bewertungen kann von Verzerrungen beeintraechtigt werden, die aufgrund von Mildeeffekten (Greenwald & Gillmore, 1997) entstehen, beispielsweise wenn die urteilenden Personen (Studierende) selbst nach der Evaluation von den evaluierten Personen (Dozenten) im Rahmen einer Klausur bewertet werden. Ein solcher Effekt ist vor allem bei einer einmaligen Messung zu erwarten, da die evaluierenden Personen das Evaluationsergebnis hier leicht manipulieren koennen. Um diese Manipulationsmöglichkeit zu reduzieren, wird in der vorliegenden Studie eine Messung zu zwei unabhängigen Erhebungszeitpunkten durchgeführt und mit einer einmaligen Messung verglichen. Die Fragestellung der Studie ist, ob eine zweimalige Messung geeignet ist, um positive Verzerrungen zu kontrollieren.
Zu diesem Zweck wurden zwei Arten der Erwartungsbestaetigung (Michalos, 1980; Oliver, 1981) erhoben: Bei der subtraktiven Erwartungsbestätigung wurden die Erwartungen zu Beginn des Kurses und die Bestätigung am Ende des Kurses erfaßt. Der Untersuchungsleiter führt eine Subtraktion zwischen Erwartung und Bestätigung durch. Eine Verzerrung der Ergebnisse durch die Studierenden ist aufgrund der zwei zeitlich auseinanderliegenden Meßzeitpunkte und der Berechnung der subtraktiven Erwartungsbestätigung durch den Evaluator reduziert. Zur Erhebung der subjektiven Erwartungsbestaetigung wird eine einmalige Messung am Ende des Kurses durchgeführt. Falls keine positive Verzerrung vorliegt, sollten beide Masse die gleichen Evaluationsergebnisse zeigen. Fuer subtraktive und subjektive Erwartungsbestaetigung wurden dieselben Items verwendet und von den Teilnehmern der Statistikvorlesung in Paedagogik (die Klausur wird eine Woche nach der Evaluation geschrieben) auf siebenstufigen Skalen eingeschaetzt (n=95).
Es zeigt sich, dass die subjektive Erwartungsbestaetigung (M=3,7; SD=.51) eine signifikant positivere Bewertung als die subtraktive Erwartungsbestaetigung (M=3,4; SD=.54) erhaelt (p<.001).
Mit Bezug auf die theoretischen Annahmen bedeutet das, dass die subtraktive Erwartungsbestaetigung weniger anfaellig fuer positive Verzerrung ist. Damit erscheint eine zweimalige Messung zur Kontrolle positiver Verzerrungen geeignet.

Poster in der Gruppe Soziale Kognition, Mittwoch, 31. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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