Benennleistungen und Wortgenerierungsaufgaben bei Patienten mit Frontalhirnläsionen und Alzheimerpatienten

M. Bley, E. Kalbe, P. Ehlen, R. E. Mielke & J. Kessler

Uniklinik Köln, Klinik und Poliklinik für Neurologie und Psychiatrie
Josef-Stelzmann Str. 9, D-50931 Köln
E-Mail: Maria.Bley@pet.mpin-koeln.mpg.de

Einleitung: Wortgenerierungsaufgaben sind komplexe neuropsychologische Verfahren. Defizite bei diesen Aufgaben können auf Abrufstörungen sowie mangelnde Strategieanwendung zurcükgeführt werden, während Benennstörungen eher Abrufdefizite anzeigen. Verglichen wurden Leistungen beim Benennen und Wortgenerieren bei Frontalhirngeschädigten (FL) und Alzheimerpatienten (AD).
Methoden: 19 AD-Patienten, 10 FL-Patienten sowie 22 Kontrollpersonen (KG) wurden untersucht. Das Durchschnittsalter betrug: AD=65,3; FL=55,4; KG=64,2. Die mittleren Intelligenzwerte beider Gruppen waren nicht signifikant verschieden (AD=76, FL=79). Drei formallexikalische Wortgenerierungsaufgaben (F,A,S), Wortgenerierungsaufgaben zu 9 semantischen Kategorien [ 1)Tiere, 2)Körperteile, 3)Berufe, 4)Möbel, 5)Obst/Gemüse, 6)Kleidung, 7)Vornamen, 8)Städte, und 9)Persönlichkeiten] (je 1 min.) sowie Benennleistungen in den Kategorien 1)-6) wurden untersucht. Neben einer quantitativen Analyse wurde auch eine qualitative Analyse des FAS-Tests gemacht sowie die Leistungen des Wortgenerierens mit den Benennleistungen verglichen.
Ergebnisse: Die mittleren Wortraten im FAS-Test betrugen: AD= 10(8, FL= 16(10, KG= 35(14, in allen semantischen Kategorien: AD= 63(30, FL= 92(31, KG= 194(39. Die Wortraten der Patienten unterschieden sich untereinander nicht signifikant, wohl aber im Vergleich zur Kontrollgruppe (p<0.05). In den Benennleistungen hingegen war nur die AD-Gruppe signifikant schlechter als die KG. Die qualitative Analyse ergab folgenden Anteil an Nomina im FAS-Test: AD= 76%, FL= 74,6%, KG= 61,3%. Der Anteil der Wörter, die in Clustern produziert wurde, betrug: AD= 31%, FL= 43%, KG= 47,5%.
Schlußfolgerung: In den Wortgenerierungsaufgaben waren beide Patientengruppen im Vergleich zur KG signifikant schlechter. Bei den Benennleistungen hingegen unterschied sich nur die AD-Gruppe signifikant im Vergleich zur KG. Die Ergebnisse lassen Zugriffsstörungen und Störungen der Strategieanwendung bei den Alzheimerpatienten und überwiegend Störungen der Strategieanwendung bei Patienten mit Frontalhirnläsionen vermuten.

Beitrag zum Symposium Klinische Neuropsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 15

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