Wie transient sind transiente globale Amnesien?

J. Kessler, H. J. Markowitsch, J. Rudolf & W. D Heiss

Max-Planck-Instit für neurologische Forschung und Neurologische Universitätsklinik Köln
50924 Köln
E-Mail: Josef.Kessler@pet.mpin-koeln.mpg.de

Bei einer transienten globalen Amnesie (TGA) soll sich definitionsgemäß die Gedächtnisbeeinträchtigung innerhalb 24 Stunden vollständig auflösen. Es gibt jedoch Hinweise, daß die Gedächtnisbeeinträchtigungen nicht auf diesen Zeitraum beschränkt bleiben.
Patienten und Methoden: Bei 11 Patienten mit der Diagnose einer TGA (Durchschnittsalter 64.45 Jahre) wurde im Mittel 4 Tage nach dem Abklingen der TGA eine neuropsychologische Testbatterie durchgeführt: verbaler selektiver Erinnerungstest mit unmittelbarem und verzögertem Abruf, Rey-Osterrieth-Figur, verbale Flüssigkeitsaufgabe, Zahlenspanne und Corsi-Block-Test. Die erzielten Ergebnisse wurden mit denen von 21 Kontrollprobanden (=60.4 Jahre) verglichen. Zum Zeitpunkt der Testung gaben alle Patienten an, daß sie unter keinerlei Gedächtnisstörungen mehr litten.
Ergebnisse: Beim verbalen Gedächtnistest nannten die TGA-Patienten im Mittel 5.32 Wörter, die Kontrollgruppe 7.41 Wörter beim unmittelbaren Abruf (p<0.001). Besonders ausgeprägt waren die Unterschiede beim verzögerten Abruf (2.18 vs 6.71 Wörter; p<0.001), bei der verzögerten Reproduktion der Rey-Osterrieth-Figur (11.13 vs 18.11 Punkte; p<0.05) und bei der verbalen Flüssigkeitsaufgabe (27.4 vs 42.57 Wörter; p<0.001). Keine signifikanten Unterschiede zeigten sich in der Zahlenspanne und im Corsi-Test.
Schlußfolgerung: Möglicherweise kommt es bei der TGA durch vasokonstringierende Prozesse zu hypoxischen Schädigungen im Hippocampus, die nicht wieder ausreichend kompensiert werden können und zu fortbestehenden Gedächtnisbeeinträchtigungen führen.

Beitrag zum Symposium Klinische Neuropsychologie, Donnerstag, 1. April 1999, 08:30-12:00, HS 15

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