Verständnis von Graphen geordneter Mengen in Abhängigkeit ihrer visuellen Eigenschaften

Christof Körner & Dietrich Albert

Institut für Psychologie, Karls-Franzens-Universität Graz
Universitätsplatz 2/III, A-8010 Graz
E-Mail: christof.koerner@kfunigraz.ac.at

Angemessene Visualisierungen und deren Verständnis sind für die Analyse und Kommunikation der Struktur numerischen Materials oder nicht-numerischer Relationen eine wichtige Voraussetzung. In mehreren Untersuchungen wurde die Verständlichkeit graphischer Visualisierungen von Halbordnungen (Mengen mit einer reflexiven, antisymmetrischen und transitiven binären Relation) durch sogenannte Hasse-Diagramme untersucht. Dabei standen die Fragen im Vordergrund, wie sich (a) verschiedene graphische Varianten solcher Diagramme unterscheiden und (b) unterschiedliche Arten von Interpretationsfragen auf die Schnelligkeit ihrer Beantwortung auswirken.
In den Experimenten hatten Versuchspersonen die Aufgabe, zu verschiedenen Diagrammen, die nach visuellen Kriterien aus der einschlägigen mathematischen und Computer-wissenschaftlichen Fachliteratur konstruiert worden waren, unterschiedliche Interpretationsfragen zu beantworten. Sowohl für die Menge der Diagramme als auch für die Menge der Fragen wurde eine Schwierigkeitsstruktur erstellt. Die Antwortlatenzen wurden gemessen.
Hinsichtlich der Latenzen zeigten sich bei einfachen Fragen eher geringe Unterschiede zwischen den Diagrammen. Bei schwierigen Fragen dagegen traten deutliche Latenzunterschiede auf. Auch die postulierte Struktur auf der Fragenmenge konnte bestätigt werden; so benötigten beispielsweise Fragen, die mehr Vergleiche zwischen Elementen einer Halbordnung verlangen, mehr Zeit zur Beantwortung als Fragen, die weniger Vergleiche erfordern.
Die Ergebnisse zeigen, daß die von Mathematikern und Computerwissenschaftlern postulierten visuellen Kriterien für Hasse-Diagramme einen deutlichen Einfluß auf deren Verständnis haben. Dementsprechend werden Konsequenzen für die graphische Gestaltung visualisierter geordneter Mengen im Kontext der Fragenschwierigkeit diskutiert.

Referat in der Gruppe Wissenspsychologie, Mittwoch, 31. März 1999, 09:00, HS 15

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