Führt dynamische ebenso wie statische Beschreibung zu einer egozentrischen Objekt-Lokalisierung in Mentalen Modellen.

Robin Hörnig, Klaus Eyferth, Holger Gärtner & Berry Claus

Technische Universität Berlin
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Bei der Frage nach der Objektlokalisierung in räumlichen Mentalen Modellen fanden wir in früheren Experimenten, daß Rezipienten beim Hören der Beschreibung von Objektanordnungen bevorzugt auch solche Objekte egozentrisch lokalisieren, die sprachlich nicht egozentrisch lokalisiert werden. Dies ist ersichtlich an den für egozentrisch lokalisierte Objekte beobachtbaren Latenzzeiten, die typischerweise ein Muster zeigen, nach dem Objekte auf der Vorn-Hinten-Achse schneller beurteilbar sind als diejenigen auf der Rechts-Links-Achse. Hierbei wurde die Anordnung im Text statisch beschrieben (Erwerbsphase), d.h. unter invarianter Orientierung eines Protagonisten wurden Objekte in dessen Umraum sprachlich durch "vor", "rechts von", "hinter" und "links von" lokalisiert. Die Frage lautet nun, ob Rezipienten bei dynamischer Beschreibung in der Erwerbsphase - jedes Objekt wird sprachlich durch "vor" lokalisiert, der Protagonist richtet sich zuvor entsprechend auf die jeweilige Wand hin aus - Objekte bevorzugt allozentrisch lokalisieren. Da sich die egozentrische Lokalisationsrichtung im Mentalen Modell während der Erwerbsphase ständig ändert, ließe sich der kognitive Aufwand für ein fortwährendes Update des Mentalen Modells durch eine allozentrische Lokalisierung reduzieren. In der Prüfphase hatten die Probanden unter verschiedenen Orientierungen des Protagonisten Objekte danach zu beurteilen, in welcher Richtung sich diese momentan befinden. Wir fanden nun auch bei dynamischer Beschreibung das für egozentrische Objektlokalisierung typische Reaktionszeitmuster selbst für solche Objekte, die sprachlich nicht egozentrisch lokalisiert worden waren. Eine egozentrische Objektlokalisierung läßt sich also selbst unter den erschwerten Bedingungen einer dynamischen Anordnungsbeschreibung beobachten. Hierbei halten wir es letztlich für noch ungeklärt, ob Rezipienten tatsächlich bereits während der Erwerbsphase das Mentale Modell durch ein kognitiv anspruchsvolles fortwährendes Update konstruieren, wie es die sprachliche Beschreibung nahelegt. Oder ob Rezipienten vielmehr zu einem sehr variablen Umgang mit verschiedenen Perspektiven auf die beschriebene Anordnung fähig sind, und erst in der Prüfphase eine egozentrische Perspektive einnehmen.

Poster in der Gruppe Sprache, Montag, 29. März 1999, 17:00-19:00, Foyer 2. Stock

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